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Julius Kühn zeigte eine starke Leistung in der Offensive.

© dpa

Auftaktsieg bei Olympia: Deutsche Handballer starten mit 32:29 gegen Schweden

Es war ein hart erkämpfter Erfolg für die deutschen Handballer im olympischen Auftaktspiel gegen Schweden. Am Ende entschied dabei auch die Taktik.

Von Christian Hönicke

Tobias Reichmann sah glücklich aus. „Man hat gesehen, diese Mannschaft ist jung“, sagte er, „aber sie kann mit Drucksituationen umgehen.“ Reichmann selbst war das beste Beispiel. Beim 32:29-Auftaktsieg der deutschen Handballer im olympischen Turnier gegen Schweden hatte er den Europameister vor einem Fehlstart bewahrt. Als die Schweden gerade dabei waren, das Spiel zu drehen, drehte Reichmann auf. Er erzielte fünf seiner sechs Tore in den letzten zehn Minuten durch Konter. „Wir haben nie den Kopf verloren“, sagte Reichmann. Der hart erkämpfte Erfolg verschafft dem Team von Dagur Sigurdsson eine gute Ausgangsposition in der Gruppe B. Vier von sechs Teams erreichen das Viertelfinale, als nächster Gegner wartet am Dienstag Polen.

Seit dem sensationellen EM-Triumph im Winter hatten die deutschen Handballer selten so mitreißend gespielt wie am Sonntag in Rio. Überragende Spieler waren neben Reichmann vor allem Julius Kühn im linken Rückraum (8 Tore) und EM-Held Andreas Wolff im Tor. Aber auch Paul Drux machte im zentralen Rückraum ein gutes Spiel. Auf dem Ballverteiler lastete ein besonderer Druck. Wegen einer neuen Regel im Welthandball kam dem Berliner häufig die Rolle des letzten Mannes zu. Seit Juli darf in jeder Situation den Torhüter aus dem Spiel genommen und durch einen siebten Feldspieler ersetzt werden. Die umstrittene Regel feiert ausgerechnet bei den Olympischen Spielen Premiere und hat große Auswirkungen auf die Taktik.

Eine umstrittene neue Regel feiert in Rio Premiere

Deutschlands Trainer Dagur Sigurdsson setzte gleich zu Beginn auf Überzahlangriffe. Dadurch erhöht sich die Chance, Lücken in der gegnerischen Abwehr zu reißen. Aber es steigt auch das Risiko. Als Drux den Ball in der Anfangsphase verlor, legten ihn die Schweden beim anschließenden Konter regelrecht ins verwaiste Tor. Schnell geriet das deutsche Team 1:4 in Rückstand. Doch Sigurdsson ließ sich nicht von seinem Konzept abbringen und setzte weiter auf Angriffe zu siebt. „Die Überzahl ist ja vor allem für Rückstände und bei eigenen Zeitstrafen interessant“, sagte er. Nach 10 Minuten brachte Kapitän Uwe Gensheimer den Europameister bei 6:5 erstmals in Führung, zur Halbzeit stand es 18:15.

Großen Anteil daran hatte neben der frühen Verletzung des Schweden Lukas Nilsson der deutsche Torhüter Andreas Wolff. Der 25-Jährige entnervte den Silbermedaillengewinner von London nicht nur mit starken Paraden. Dank der neuen Regel konnte er zeigen, dass er auch zielsicher ist. Nachdem einem gescheiterten Überzahlangriff der Schweden warf er den Ball übers gesamte Feld ins leere Tor. Auch dem Berliner Fabian Wiede gelang dieses Kunststück in der zweiten Halbzeit, vom eigenen Kreis aus traf er zum 23:19.

Doch dann verlor das junge deutsche Team die Ordnung und wurde unerklärlich hektisch im Angriff. Innerhalb von drei Minuten glichen die Schweden aus, ihre Fans in der Future Arena tobten. Dagur Sigurdsson unterbrach die sich anbahnende Schwedenparty durch eine Auszeit. „Der Trainer hat gesagt, wir sollen die Ruhe bewahren“, sagte Drux. „Wir haben das Spiel ein bisschen abgegeben, aber wir sind stark zurückgekommen.“

Für den DHB-Vizepräsidenten Bob Hanning könnte die überstandene Schwächephase sogar Stärke verleihen für den Rest des Turniers. „Die war im Spiel sehr nervenaufreibend und ärgerlich, aber es ist eine wichtige Erfahrung, dass wir wiedergekommen sind.“ Er sprach von einem „ganz großen Schritt“ für die Mannschaft, „es hat ja keiner Erfahrung bei Olympia. Jetzt konnte sie ein bisschen Sicherheit gewinnen für die kommenden Spiele.“

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