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Sport: Augen zu und durch - der Stürmerstar verdrängt das Thema mutmaßlicher Steuerbetrug

Die Affäre um Anthony Yeboah, der wegen Steuerhinterziehung von der Frankfurter Staatsanwaltschaft vor Gericht gestellt werden soll, überschattet den Ausflug des Hamburger SV im DFB-Pokal zum Zweitligisten Mainz 05. "Vielleicht ist er ja nur das Opfer", meinte HSV-Vorsitzender Werner Hackmann.

Die Affäre um Anthony Yeboah, der wegen Steuerhinterziehung von der Frankfurter Staatsanwaltschaft vor Gericht gestellt werden soll, überschattet den Ausflug des Hamburger SV im DFB-Pokal zum Zweitligisten Mainz 05. "Vielleicht ist er ja nur das Opfer", meinte HSV-Vorsitzender Werner Hackmann. Die Zuversicht auf einen glimpflichen Ausgang beziehe er auch aus den Darstellungen des Stürmerstars und des Steuerberaters über die strittigen Vorgänge aus dem Jahre 1993 bei Eintracht Frankfurt.

Trainer Frank Pagelsdorf verfährt nach dem Motto "nichts hören, nichts sehen" und spricht den Ghanaer gar nicht erst auf das Thema an. "Wir lassen es hinter uns. Der Thony soll sich auf Fußball konzentrieren. Im Training lässt er sich nichts anmerken", sagte der Coach einen Tag vor der Partie am heutigen Mittwoch (19 Uhr 30) in Mainz. Pagelsdorf hofft sogar darauf, dass der 33 Jahre alte Profi durch sein erstes Bundesliga-Saisontor am Sonnabend vor einer Woche in Ulm Auftrieb erhalten hat. Yeboah, völlig überrascht, dass ihn die Vergangenheit noch einmal eingeholt hat, gibt sich derzeit ganz im Gegensatz zu sonst verschlossen. Einblicke in das Innenleben gewährte sein Berater Joachim Leukel. Der Thony sei konsterniert, verriet er.

Wie Hackmann berichtete, habe sich die Frankfurter Staatsanwaltschaft "für das kleine Versehen" entschuldigt, dass Yeboah am vergangenen Wochenende nur aus den Medien von einer Anklageerhebung erfahren habe. Den mit Yeboah wegen Steuerhinterziehung beschuldigten ehemaligen Frankfurter Vereinsvertretern Bernd Hölzenbein und Wolfgang Knispel sei die Anklageschrift inzwischen zugestellt worden. Die gegen Yeboah lag hingegen auch am Dienstag noch nicht in Hamburg vor.

Mit dem ehemaligen Frankfurter Manager Hölzenbein und dem ehemaligen Schatzmeister Knispel hatte sich Yeboah bei einer Vertragsverlängerung 1993 auf ein "Steuersparmodell" eingelassen. Der Spieler hatte nach den Ermittlungen ein monatliches Grundgehalt von 20 000 Mark erhalten, während 2,3 Millionen Mark als Entschädigung für die Werbe- und Vermarktungsrechte an eine Firma nach Ghana geflossen sein sollen, angeblich über Yeboahs damaligen Berater Johannes van Berk. Er soll wegen Beihilfe zu Steuerhinterziehung angeklagt werden. Nach einer Steuernachzahlung von 1,2 Millionen Mark im September 1997 bei seinem Wechsel von Leeds United zum HSV an das Finanzamt Hanau waren Yeboah und der HSV bislang davon ausgegangen, dass der Fall erledigt ist und auch die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen einstellt. Ein Prozesstermin steht noch nicht fest.

Bernd Müller

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