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Sport: Aus, aber noch nicht vorbei

Energie Cottbus hat nach dem 0:0 gegen den Hamburger SV nur noch theoretische Chancen auf den Klassenverbleib

Von Karsten Doneck, dpa

Cottbus. Die Lage ist hoffnungslos. Neun Punkte muss der FC Energie Cottbus noch aufholen, und das in nur drei Spielen. Aber das allein reicht auch noch nicht. In den drei noch bleibenden Begegnungen müssen die Cottbuser auch noch gegenüber dem Viertletzten Borussia Mönchengladbach 20 Tore wettmachen. Mit anderen Worten: Energie Cottbus ist nach drei Jahren raus aus der Fußball-Bundesliga. Die letzte halbwegs realistische Minimalchance zum Klassenerhalt hat die Mannschaft gestern daheim gegen den Hamburger SV mit einem 0:0 verspielt. Die Energie-Fans indes gelobten schon mal Treue. Sie hielten kurz vor dem Abpfiff ein meterlanges Tuch in die Höhe, auf dem geschrieben stand: „Wir werden mit Euch in die 2. Liga gehen.“ Was bleibt dem Fußballfan in der Lausitz auch anderes übrig.

Einen Mann wird der Cottbuser Anhang möglicherweise besonders schmerzlich vermissen: André Lenz. Der ist Torhüter und bleibt in der Ersten Liga. Er wechselt zur nächsten Saison zu 1860 München. Ihm verdanken die Cottbuser viel, zuletzt auch das Unentschieden gegen den HSV. Wie Lenz in der zweiten Halbzeit die Konterchancen der Hamburger, vor allem von Bernardo Romeo und Milan Fukal, zunichte machte, das kann auch Oliver Kahn nicht besser. Lenz sagt, ihm falle der Abschied aus Cottbus nicht leicht. „Das geht an die Tränendrüse. Wir spielen hier nur 0:0, und die Fans feiern uns trotzdem“, sagte der Torwart nach seinem vorletzten Heimspiel für seinen alten Klub.

Zu feiern hatten die Fans eigentlich rein gar nichts. Der HSV, der in Cottbus mal eben auf dem Weg in den Uefa-Cup drei Punkte heimholen wollte, spielte nach 40 Minuten in einem, wie Energies Trainer Eduard Geyer es nannte, „bis dahin ziemlich zähen Spiel“ nur noch mit zehn Mann. Der Argentinier Ledesma hatte die Gelb-Rote Karte gesehen, weil er im Laufduell dem Cottbuser Andrzej Kobylanski in den Rücken gestoßen hatte. „Er war wohl etwas übermotiviert“, sagte der Hamburger Trainer Kurt Jara. Doch in Überzahl verzettelten sich die Cottbuser. Sie wollten ihre Aktionen fortan kunstvoll-perfekt gestalten und bauten im Bemühen darum nur noch Murks. „Wer so viele Fehler macht wie wir, der kann nicht gewinnen“, ärgerte sich Eduard Geyer. Cottbus ist seit nunmehr neun Spielen ohne Sieg.

Die Hamburger hingegen bauten vor 12 158 Zuschauern im Stadion der Freundschaft nach der Pause einen dichten Abwehrwall vor ihrem Tor auf und verrieten auch Stärken im Konterspiel. „Der Platzverweis war wohl der Wachrüttler für uns. Mit zehn Mann haben wir das Spiel ganz gut kontrolliert“, sagte Jara, der obendrein festgestellt hatte, „dass wir am Anfang viel zu faul gewesen sind“.

Nur mit ihren Torchancen, teilweise frei vor Torhüter Lenz, schluderten die Norddeutschen. Es hat schon fast Tradition, dass die HSV-Mannschaft erst spät, meist zu spät, ins Spiel findet. Jara verliert langsam die Geduld. Der Österreicher ist um Änderung bemüht, notfalls mit ganz und gar unkonventionellen Methoden. Vielleicht, so sinnierte er nach dem Abpfiff, „muss unser Buschauffeur ja mal auf der Fahrt zum Spiel gegen eine Mauer fahren, um die Mannschaft rechtzeitig wachzurütteln“. Jürgen Ahlert wird solche Ratschläge hoffentlich nicht allzu wörtlich nehmen. Als Busfahrer kutschiert Ahlert die Spieler des HSV schon seit Jahren – wohlgemerkt unfallfrei.

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