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Sport: Aus dem Gleichgewicht

Union zankt sich – und der Präsident verhandelt mit Trainern

Berlin (Tsp). Uwe Rade möchte nicht mehr reden, „ich habe meine Meinung bekannt gegeben“, sagt der Aufsichtratsvorsitzende des Berliner FußballZweitligisten 1. FC Union. „Warten wir das Spiel am Freitag ab, erst danach werde ich zu dem Thema wieder etwas sagen.“ Das Thema steht fest: Wird Mirko Votava heute Abend, nach dem Auswärtsspiel des 1. FC Union in Unterhaching (19 Uhr), noch Trainer der Berliner sein? Die Antwort ist offen, aber eine Tendenz zeichnet sich ab. Verliert Union, werden die Berliner den 47-Jährigen vermutlich beurlauben. Wenn sich Union darauf nicht vorbereiten würde, „wäre das grob fahrlässig von uns“, sagte Präsident Heiner Bertram der „Berliner Morgenpost“.

Zuvor hatte Unions Aufsichtsratvorsitzender Rade die Debatte um die Qualität des Trainers in Gang gesetzt. Er warf dem Präsidium vor, mit dem bis zum Jahr 2005 datierten Vertrag für den unerfahrenen Trainer Votava eine Fehlentscheidung getroffen zu haben. In Zukunft werde man genauer hinschauen, „das heißt, dass wir in Zukunft von unserem Informationsrecht Gebrauch machen“, sagt Rade. Bertram antwortet daraufhin nur, dass „der Aufsichtsrat durchaus informiert war“.

Das Klima beim Tabellenletzten der Zweiten Liga ist schlecht. Neben den Streitereien zwischen Präsidium und Aufsichtsrat hat nun Bertram durch eine weitere Aussage für Unruhe gesorgt. Die „Berliner Morgenpost“ zitiert ihn mit den Worten, dass der Klub in der Trainerfrage bereits „eine Alternative“ in der Hand habe, und es sich dabei „nicht um eine Interimslösung“ handle. Wenn der Aufsichtsrat bemängelt, dass er schon bei der Verpflichtung Votavas nicht involviert gewesen sei, wie sieht es nun bei der „Alternative“ aus? Rade möchte das nicht kommentieren.

Schon werden die Trainerkandidaten genannt. Neben Uwe Erkenbrecher, dem aktuellen Trainer des SSV Reutlingen, ist auch der ehemalige Coach des SSV im Gespräch: Frank Wormuth. Angeblich hat sich Bertram am vergangenen Montag mit ihm getroffen. Wormuth, 43, arbeitete zuvor in Pfullendorf, dann unter Joachim Löw als Kotrainer bei Fenerbahce Istanbul. Sein Spielsystem sei modern ausgerichtet, aber er habe sich schon mal vom Präsidium reinreden lassen, ist in Reutlingen zu hören. So sei es vorgekommen, dass am Abend vor einem Spiel Mitglieder des Präsidiums angerufen hätten, sich die Mannschaftsaufstellung vorlesen ließen und dann Korrekturen vorschlugen.

Unions Präsident Heiner Bertram möchte die Frage nach den Kandidaten nicht beantworten. Aber die Verhandlungen müssen weit fortgeschritten sein. Heute jedenfalls nimmt Bertram zur Unterstützung seinen Vizepräsidenten Bernd Hofmann mit nach Unterhaching. Aus gutem Grund: Denn durch die Präsenz des Führungskollektivs ist Unions Präsidium beschlussfähig und könnte so nach dem Abpfiff den Trainer beurlauben.

Damit hat Union schon Erfahrung. Denn in Unterhaching betreute Iwan Tischanski vor elf Monaten das letzte Mal als Cheftrainer die Mannschaft. Nach der 0:1-Niederlage in der 2. DFB-Pokalrunde wurde er zum Kotrainer zurückgestuft. Der neue Trainer hieß – Mirko Votava. Dieser arbeitete zuvor als Scout für Werder Bremen und wurde von Bremens Aufsichtsratsvorsitzendem Franz Böhmert empfohlen, der gleichzeitig im Vorstand des Ligaverbandes sitzt - genau wie Bertram. Um die fachliche Kompetenz in Zukunft zu steigern, fordert Rade die Einstellung eines Managers. Das hat Union schon lange vor. Heute aber geht es erst einmal um den Arbeitsplatz von Mirko Votava.

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