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Sport: Aus dem Team gegrätscht

Zweikampf mit Folgen: Herthas Mittelfeldspieler Pal Dardai bricht seinem Kollegen Bart Goor im Training das Wadenbein

Berlin. Das Trainingsspiel von Hertha BSC war schon fast zu Ende, da dribbelte Bart Goor noch einmal durch den eigenen Strafraum. Von der Seite näherte sich sein Kollege Pal Dardai, setzte zur Grätsche an und traf Bart Goor oberhalb des rechten Knöchels. Goor blieb liegen, richtete sich dann mühevoll auf und humpelte vom Platz. „So schlimm wird es nicht sein“, sagte Trainer Hans Meyer später, „ich bin jetzt mal so leichtsinnig, das zu behaupten.“ Drei Stunden später erfuhr der Berliner Trainer, dass es doch schlimmer ist als zunächst angenommen: Bart Goor erlitt einen glatten Bruch im rechten Wadenbein. Nach Auskunft von Herthas Mannschaftsarzt Ulrich Schleicher wird der belgische Nationalspieler bis zu sechs Wochen ausfallen.

Das war die schlechte Nachricht an einem Tag, der für Hertha so schön begonnen hatte. „Wir haben richtig gut trainiert“, sagte Hans Meyer nach der Übungseinheit und lobte ausdrücklich seinen Stürmer Fredi Bobic, über den er sich zuletzt so unzufrieden geäußert hatte. Die Stimmung war nach dem Transfer von Giuseppe Reina zu Hertha BSC gestiegen. Die Probleme der Berliner auf der rechten, offensiven Außenseite kann ein Mann wie er vielleicht lösen.

Und nun, da es auf rechts Hoffnung gibt, ergibt sich auf den ersten Blick ein Problem auf der linken Seite. Vor zwei Tagen sagte Hans Meyer noch, dass diese Position zwar besser, „aber auch nicht zu 100 Prozent optimal“ besetzt sei. Nach dem Ausfall von Bart Goor dürfte die Prozentzahl noch einmal sinken. Der junge Aleksandar Mladenow ist zwar technisch stark und schlägt präzise und scharfe Flanken, hat am vergangenen Wochenende in Bremen aber nicht überzeugen können.

Trainer Hans Meyer wird sein Team also bis zum Wochenende umkrempeln müssen. „Ich weiß noch nicht, was ich mache“, sagte Meyer, nachdem er die Diagnose gehört hatte. „Ich bin selbst überrascht.“

Dardais Grätsche am Vormittag war nicht sonderlich hart; da langen die Herren Niko Kovac und Dick van Burik rustikaler zu. Und selbst Goor schien nicht mit so einer schweren Verletzung gerchnet zu haben, weil er nach dem Training ohne fremde Hilfe in die Kabine humpeln konnte. Und die liegt immerhin 400 Meter vom Trainingsplatz entfernt.

Nun fällt Goor also mindestens bis Mitte März aus. Wenn Andreas Neuendorf, der gestern Vormittag mit den Stammspielern im Training zusammenspielte, ins zentrale Mittelfeld rückt, könnte Marcelinho etwas nach links ausweichen und Goors Rolle übernehmen. Zwar spielt der Brasilianer sonst hinter den Spitzen, aber wenn er mal angreift, dann eh nie über die rechte, sondern stets die linke Seite.

Diese Taktik würde dem von Meyer favorisierten 4-3-3-System entsprechen. Marcelinho und Giuseppe Reina können schnell und aggressiv dribbeln, in der Zentrale stünde ein Mann wie Fredi Bobic, der sich seit Monaten darüber beschwert, dass über die Außenpositionen zu wenig überraschende Pässe gespielt werden.

Im zentralen Mittelfeld wäre der Verlust Marcelinhos zu verkraften. Andreas Neuendorf hat dessen Job im Sommer übernommen, als sich der Brasilianer gleich im ersten Saisonspiel den Fuß brach und lange ausfiel. Neuendorf spielt zwar weniger athletisch, ist aber taktisch gut geschult und kann kluge Pässe schlagen.

Falls die Umstellung nicht so gut klappt, wird es zumindest erst einmal niemand sehen. Hertha trainiert heute nämlich unter Aufschluss der Öffentlichkeit – nicht wie üblich auf dem Trainingsplatz an der Geschäftsstelle, sondern im Olympiastadion.

André Görke

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