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Sport: Aus in Aarhus

Timo Boll scheitert schon im EM-Achtelfinale

Eine Handbewegung macht Timo Boll zurzeit sehr oft. Deutschlands bester Tischtennis-Spieler wischt mit dem Handballen hektisch über beide Beläge seines Schlägers, als wolle er etwas abwischen. Möglicherweise seine derzeitige Erfolglosigkeit bei den Europameisterschaften in Aarhus. Denn der 24-jährige Boll zeigt in Dänemark nicht das, was er kann. Im Einzel war gestern im Achtelfinale Schluss. Zwar sprang im Doppel an der Seite von Christian Süß eine Bronzemedaille heraus. Doch das ist nicht das, was man sich vom ehemaligen Weltranglistenersten erhoffen durfte.

„Ich habe hier gegen die beiden Spieler verloren, die für mich die unangenehmsten in ganz Europa sind“, sagt Boll. Die erste Niederlage erlitt Boll im Mannschaftswettbewerb gegen den Rumänen Adrian Crisan (1:3). Damit besiegelte der Deutsche die 1:3-Viertelfinal-Niederlage seines Teams. Am Ende sprang der siebte Platz heraus. Das zweite Spiel verlor Boll gestern Vormittag gegen den russischen Europe-Top-12-Gewinner Alexej Smirnow mit 1:4. Gegen beide Spieler hat Boll keine gute Bilanz. „Ich weiß nicht, was Smirnow gegen andere Spieler macht, aber gegen mich spielt er immer wie ein Weltmeister“, sagt Boll.

Auffällig war in Dänemark, dass der Linkshänder nie richtig in Fahrt kam. Die Nummer eins der Europa-Rangliste besitzt zwar mittlerweile ein sehr hohes Grundniveau, mit dem Boll auch mit einer durchschnittlichen Leistung gegen Spieler ab Nummer 15 gewinnt. Es fehlen ihm aber die Spitzenergebnisse bei wichtigen internationalen Meisterschaften. Im Achtelfinale konnte sich Boll zwar gegenüber seinen vorherigen Einzeln spielerisch steigern. Doch es reichte nicht. „Ich habe heute neunzig Prozent meiner Leistungsfähigkeit gezeigt, aber gegen Topspieler wie Smirnow fehlen die letzten zehn Prozent“, sagt Boll.

Im Doppel war es ähnlich. Das Halbfinale verloren Boll und Süß mit 2:4 gegen den griechischen Weltmeisterschaftsdritten Kalinikos Kreanga und Europameister Wladimir Samsonow aus Weißrussland. Es fehlten die entscheidenden Punkte, die Boll in den letzten Jahren sonst immer geholt hat.

Trotzdem scheint sich der Hesse keine großen Sorgen über seine momentane Form zu machen. „Die WM ist mein großes Ziel“, sagt Boll. Die beginnt Ende des Monats in Schanghai. „Da werde ich noch ein paar Prozent besser spielen.“ Nachdem Timo Boll bei der WM 2003 in Paris als einer der Favoriten in der zweiten Runde gescheitert war, wurde er kritisiert, weil er sich nicht auf das Wesentliche konzentriert habe. Danach legte er Prioritäten fest. Die Europameisterschaften standen auf dieser Liste nicht ganz oben. Allerdings bedeutet die schlechte Bilanz bei der EM nicht im Umkehrschluss, dass es bei der WM deshalb umso besser geht: „Das ist keine Garantie, dass ich jetzt Weltmeister werde“, sagt Boll.

Jörg Petrasch[Aarhus]

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