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Hier komme ich. LeBron James steht vor seinem größten Triumph. Foto: AFP

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Sport: Auserwählte unter sich

Oklahoma und Miami kämpfen um den NBA–Titel.

Berlin - Natürlich werden alle Augen auf ihn gerichtet sein. Diesen Modellathleten, der den Spitznamen „The Chosen One“ (der Auserwählte) trägt, dem eine Karriere prognostiziert wurde, wie sie Michael Jordan hatte. Neun Jahre sind vergangen seit dem ersten Spiel von LeBron James in der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA. Ein Titel fehlt ihm allerdings noch: die NBA-Meisterschaft. Dieser Makel verfolgt den 27-Jährigen, und er kann ihn in den nächsten Tagen aus der Welt schaffen. Denn in der Nacht zum Mittwoch (3.00 Uhr) beginnen die NBA-Finals – und in der Best-of-seven-Serie kommt es zum Duell zwischen Miami Heat und Oklahoma City Thunder. Das ist aber auch das Duell LeBron James mit Kevin Durant, Oklahomas Superstar.

James’ großspurig inszenierten Wechsel nach Miami nehmen ihm viele Fans auch zwei Jahre später noch übel. Andererseits: James hat in dieser Saison in Sachen Arroganz keinen ernsthaften Grund für Kritik geliefert, im Gegenteil, all das Geläster um seine Person wirkt bisweilen unfair. Zumal die Finalniederlage gegen die Dallas Mavericks und Dirk Nowitzki im Vorjahr den 2,03-Meter-Hünen offenbar Demut gelehrt hat. „Ich kann mich nicht darum sorgen, was die Leute über mich als Mensch sagen“, sagt James. „Ich mache einfach das, wozu ich imstande bin – ich habe Spaß, und ich glaube an mich und meine Mitspieler.“ Sportlich ist der Ausnahmekönner ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Er hat seine Mannschaft mit großartigen Auftritten im Viertel- und Halbfinale überhaupt erst in die Endspielrunde geführt. Im Halbfinale gegen Boston drohte seinem Team beim Stand von 2:3 das Aus. James machte 30 Punkte – in der ersten Halbzeit. Miami glich aus und gewann eine hochklassige Serie dann im siebten Spiel.

Für James ist es die dritte Final-Teilnahme nach 2007 und 2011. Kevin Durant kennt dieses Gefühl noch nicht. Der 23-Jährige hat in dieser Saison mit seiner Mannschaft den nächsten Schritt gemacht. Oklahoma spielt von ihm angeführt nicht nur dynamisch, sondern gewinnt auch wichtige Spiele. 2011 unterlag der Klub im Halbfinale noch mit 1:4 gegen Dallas, elf Monate später endete die gleiche Play-off-Paarung in Runde eins 4:0. Dass die Sympathien vor der Finalserie nun beim talentiertesten Team der NBA liegen, ist trotzdem eine eigenwillige Geschichte.

Die Thunder sind nämlich das, was man in Deutschland einen Retortenverein nennt. 2008 ging der Klub nach der Übernahme eines Investors aus den traditionsreichen Seattle Supersonics hervor; der Umzug nach Oklahoma wurde nicht nur in Seattle kritisiert. Seitdem haben die Verantwortlichen aber so viele gute Entscheidungen getroffen, dass binnen kurzer Zeit ein Titelanwärter für die nächsten Jahre herangewachsen ist. Thunder soll nun den ersten Titel in die Stadt holen, die bis 2008 nie einen Klub in einer der vier großen vier nordamerikanischen Sportarten Basketball, Football, Baseball und Eishockey beheimatet hat. Wegen des ausgeglicheneren Kaders und des Heimvorteils gelten die Thunder als Favorit. Oklahoma eröffnet die Serie daheim, in der lautesten Halle der Liga. Und die Fans wissen, worauf sie sich freuen können: LeBron James gegen Kevin Durant, das direkte Duell. Und vielleicht wird dieser besondere Zweikampf sieben Spiele lang dauern.

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