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Steht alles andere als sinnbildlich für die Krise, in dieser Szene aber schon: Joshua Kimmich.

© imago/Eibner

Auslaufen mit Frank Lüdecke: Auch der FC Bayern München lernt nicht aus

In der Fußball-Bundesliga kommen Ergebnisse zustande, die man schon vergessen hatte: Unentschieden gegen den FC Bayern München. Was hat es damit auf sich, fragt unser Kolumnist.

Wenn das in München so weiter geht, wird sich Horst Seehofer noch persönlich einschalten. Nach einem 1:1 gegen Köln nun ein 2:2 gegen zehn Frankfurter! Das sind Ergebnisse, die kennt man in München gar nicht. Man musste Klubchef Karl-Heinz Rummenigge nach dem Spiel erklären, was das mit einem sogenannten Unentschieden auf sich habe. Es bedeute, dass beide Mannschaften gleich viele Tore erzielten und sich somit die Punkte teilen. Rummenigge tobte! Waaaas? Punkteteilung?! Das sei eines FC Bayern unwürdig! Aber absolut. Paah! Unentschieden! Trainer Ancelotti hatte aber sehr schnell eine Erklärung für diesen Fauxpas. Die Spieler hätten die ersten 45 Minuten geschlafen, und das sei in jedem Spiel zu viel.

In der Tat. Welcher Angestellte kann es sich erlauben, die Hälfte seines Arbeitstages zu verschlafen? Das geht nirgendwo. Ich bin ohnehin der Ansicht, die Spieler sollten besser Freitagnacht schlafen, ausgiebig, damit sie Samstagnachmittag eine Wachphase von anderthalb Stunden absolvieren können. Das sollte eigentlich drin sein. Sind ja trainiert, die Jungs.

Und wer gehört zu den härtesten Bayern-Verfolgern? Nach einem Fünftel der Saison? Der 1. FC Köln und ääähhh … Hertha BSC! Sie lesen richtig. Ich hatte beim Schreiben des Satzes auch leichte Hemmungen. Köln und Hertha BSC? Das sind zwei Mannschaften, denen traditionell Unentschieden eher liegen als Siege. Und die vor allem im Ergebnisbereich „Niederlage“ aus einem reichhaltigen Erfahrungsschatz schöpfen. Aber nun das. Zweiter und Vierter. Und nächste Woche spielen sie gegeneinander. Und es geht gar nicht um den Abstieg. Sondern darum, wer an den Bayern dran bleibt. Sprechen wir es aus: Es ist das Spitzenspiel! Das ist für Menschen, die fußballaffin sind, nur schwer nachzuvollziehen. Das sind so viele Veränderungen auf einmal, dass man richtig froh ist, dass es den Hamburger Sportverein noch gibt. Der ganz traditionell am Tabellenende rumdümpelt und seit sechs Spielen kein Tor geschossen hat. Das kommt einem irgendwie bekannt vor und hat dadurch etwas Beruhigendes.

Nach Ansicht von Trainer Dardai hat Hertha in Dortmund eine „gute Party“ geliefert. Kann man wohl sagen. Das 1:1 gegen Dortmund war Eventfußball. Ein echtes Spektakel mit Gelben und Roten Karten, mit Toren und verschossenem Elfmeter. Und das hat mit der Art, wie früher in Berlin Fußball gespielt wurde, gar nichts mehr zu tun. Damals, als hilflose Mitspieler den Ball zum Torwart zurückpassten, damit der ihn ins Seitenaus knüppeln konnte. Diese Zeiten sind vorbei. Der Berliner Fußballfan muss umlernen. Er muss sich jetzt auch mal ans Gewinnen gewöhnen. Naja, vorerst jedenfalls.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga

Frank Lüdecke

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