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Auf dem Weg in Zweitklassigkeit? Für Werder sieht es nach dem 1:5 gegen Dortmund finster aus.

© Imago

Auslaufen mit Lüdecke: Bald hat sich's ausgenordet in der Bundesliga

Erst Braunschweig, dann Hamburg und nun auch noch Bremen. Der Bundesliga droht der komplette Norden wegzubrechen. Kann man denn da gar nicht helfen, fragt sich Frank Lüdecke in seiner aktuellen Kolumne.

Die letzten Wochen waren nicht einfach für die Profis von Hertha BSC. Bis tief in die Nacht diskutierten die Spieler. Was ist ein Private Equity Invest? Welche Rolle spielen bei einer Kommanditgesellschaft auf Aktien die Komplementäre? Adrian Ramos zuckte nur mit den Schultern. Viele Hertha-Spieler fanden bislang schon die taktischen Anweisungen ihres holländischen Trainers recht komplex. Aber jetzt noch dieses ganze Wirtschaftszeug? Nicht wenige waren verwirrt. Sind wir noch Spieler, fragten sie sich? Oder außerbörsliches Eigenkapital, das gegen Bälle tritt?

Jetzt, nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, kam das Spiel gegen Hamburg gerade recht. Und was die sportiven Wirtschaftslaien da zeigten, besonders in Halbzeit eins, gehörte wohl zum Besten, was man von Berliner Fußballmannschaften je gesehen hat. Ramos gewann über 90 Minuten praktisch jeden Kopfball, und hinten räumten Langkamp und Kobiaschwili alles ab. Dort, wo der Ball war, stand immer ein Hamburger gegen drei Berliner. Aber bei aller Freude – was wollte uns eigentlich der HSV mit seiner Leistung mitteilen? Es muss nicht immer Bundesliga sein?

Ich will hier keine Namen nennen. Aber wie kann ein Westermann nur 22 Prozent seiner Zweikämpfe gewinnen? Der Mann will mit zur WM fahren! Ein Innenverteidiger, der im Strafraum drei von vier Zweikämpfen verliert – das geht nicht. Stellen sie sich einen Bäcker vor, dem drei von vier Brötchen misslingen.

Der HSV kassiert in jedem Spiel drei Tore

Die Abwehr des HSV kassiert in jedem Spiel durchschnittlich fast drei Tore. Um mal ein Spiel zu gewinnen, müssten sie also vier Tore schießen. Das gelingt selbst dem FC Bayern nicht alle Tage. Abgerundet wurde die Leistung der Hanseaten durch die kuriose Einschätzung ihres Trainers. Van Marwijk war der Ansicht, die Mannschaft habe viel getan und sei viel gelaufen. Du liebe Güte. Das war schon viel? Was soll denn erst sein, wenn die Mannschaft mal etwas weniger tut?

Irgendwas läuft da schief im Norden. Bremen verliert zu Hause gegen Dortmund mit 1:5. Und was sagt Trainer Robin Dutt? Es habe nicht an der Einstellung seiner Mannschaft gelegen. Eins zu fünf verloren, zu Hause. Aber die Einstellung war in Ordnung? Das macht ja alles noch viel schlimmer! Was ist denn, wenn die Einstellung mal nicht so stimmt, in Bremen? Verlieren sie dann zweistellig, zu Hause?

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt bei uns jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.
Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt bei uns jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

© Zeichnung: Tsp

Man muss sich wirklich Sorgen machen. Wenn das so weitergeht, steigen am Ende der Saison Braunschweig, Hamburg und Bremen ab. Oje. Der komplette Norden bricht weg. Der Osten ist ja ohnehin schon nicht mehr vertreten. Von den sechzehn Bundesländern sind noch neun dabei. Irgendwann tritt nur noch Bayern gegen Nordrhein-Westfalen an. Und Bremen und Hamburg spielen unter ihren Trainern Dutt und van Marwijk mit toller Einstellung und hoher Laufbereitschaft gegen Aalen und Paderborn. Wenn Sie mich fragen – so kann das nicht weitergehen. Zur Bundesliga gehören doch auch Geschichte und Tradition und diese Sachen. Hier ist langsam mal die Bundesregierung gefordert. Ansonsten macht das Private Equity.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Frank Lüdecke

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