zum Hauptinhalt
Keine gute Stimmung. Die HSV-Spieler nach der 1:3-Niederlage in Ingolstadt.

© Imago

Auslaufen mit Lüdecke: Niederlagen mit Tradition

Schalke 04 und der Hamburger SV bleiben in der Bundesliga hinter den Erwartungen zurück. Zumindest beim HSV gehört das ja fast schon zum Konzept.

Der FC Schalke 04 hat für diese Saison einige umfangreiche Renovierungsarbeiten vorgenommen. Neuer Trainer, neuer Manager, dazu haben sie rund 40 Millionen Euro in zehn neue Spieler investiert.

Aber irgendwas stimmt mit der Rendite nicht. Die Schalker dümpeln irgendwo im unterem Tabellenmittelfeld der Bundesliga. Und haben bislang die Hälfte aller Saisonspiele verloren. Das ist ein echter Top-Wert und die Fans sind richtig sauer. Stolz können sie nur auf den Gehaltsetat des Vereins sein. Da steht man immerhin auf Platz drei. Gleich hinter den ganz Großen, Bayern München und Borussia Dortmund. Aber nun hat Trainer Weinzierl sein Umfeld überrascht. In dieser durchaus schwierigen Situation hat er ein plausibles strategisches Konzept entwickelt, wie man die Wende zum Positiven schaffen könnte. Er sagte in der Pressekonferenz in verblüffender Schlichtheit: „Jetzt sind Erfolgserlebnisse wichtig.“

Cool! Richtig cool! Oft ist es ja so, dass Lösungen für komplizierte Probleme ganz einfach sein können. Mich jedenfalls überzeugt der neue Ansatz – ja, wirklich, so könnte es gehen! Wenn’s richtig mies läuft, sollen Erfolge ja wahre Wunder bewirken.

Beim Hamburger SV liegen die Dinge anders

So jedenfalls verstehe ich den Trainer der Schalker. Denn wenn ich seinen Satz richtig interpretiere, meint er doch, dass jetzt auch Spiele gewonnen werden müssten, oder? Das hätte zumindest schon mal einen großen sportlichen Vorteil. Denn Spiele, die man gewinnt, kann man nicht verlieren. Das geht jetzt fast ins Philosophische, aber da ist was dran. Ich glaube, die Richtung stimmt endlich auf Schalke. Jetzt fehlt es nur noch an der Umsetzung.

Beim Hamburger SV liegen die Dinge anders. Und etwas einfacher. Man hat zwar auch einen neuen Trainer, auch einen neuen Manager und viel Geld für neue Akteure hat man auch ausgegeben. Dafür wurden aber noch mehr Spiele verloren als in Schalke. Der Unterschied ist hier eher struktureller Art: Neue Trainer, viel Geld und noch mehr Niederlagen, das alles hat beim HSV mittlerweile Tradition. Es gehört quasi zur Vereinssatzung mit dazu. Deshalb ist die Aufregung in Hamburg auch ein wenig künstlich.

Zwar spricht der neue Sportmanager Jens Todt von einer „dramatischen Situation“. Aber insgeheim weiß er natürlich auch: Dramatische Situationen sind Teil der Geschäftsgrundlage des Hamburger Sport-Vereins. Mal angenommen, der HSV würde in oberen Tabellenregionen mit sportlichen Erfolgen glänzen: Wäre das noch ein authentischer HSV? Würde er nicht seiner Wurzeln beraubt? Solide sportliche Niederlagenserien des HSV gehören zu Hamburg wie der Michel und das Fischbrötchen. Und Traditionen sind mitunter auch etwas sehr schönes, etwas, das man in unserer schnelllebigen Zeit durchaus zu schätzen weiß.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt immer montags über die Fußball-Bundesliga

Folgen Sie der Sportredaktion auf Twitter:

Frank Lüdecke

Zur Startseite