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Warum will mit mir nur keiner essen gehen? Zeit hätte Ciro Immobile (rechts) doch.

© Imago

Auslaufen mit Lüdecke: Athletik und Antipasti

Unser Kolumnist staunt über den hungrigen Dortmunder Ciro Immobile und hat auch einen guten Vorschlag für den Italiener: Ab nach Berlin zu Hertha BSC: Dort gibt es mit Sicherheit einen Spieler, der für kulinarische Streifzüge zu haben wäre.

Der Torwart des FC Augsburg (Hitz) hat ein Tor erzielt. Und das war es auch schon. Das Highlight der Spiele vom Sonnabend. Ansonsten viele laue Unentschieden und das übliche Schützenfest der Bayern. Deshalb möchte ich heute mal den Spieltag außer Acht lassen. Und stattdessen die wenigen Zeilen dieser Glosse dem bislang wenig beachteten Spannungsfeld zwischen italienischem Fußball und deutscher Gastronomie widmen.

Auf geht’s!

Dortmunds italienischer Stürmer Ciro Immobile hat sich diese Woche in einem Interview beschwert. Noch nie sei er von einem Teamkollegen zum Essen eingeladen worden.

Das ist richtig gemein, von den Dortmundern. Nun ist allerdings unklar, worum es dem Italiener eigentlich geht. Ums Essen? Um die Gesellschaft seiner Teamkollegen? Oder darum, nicht bezahlen zu müssen? Oder womöglich um etwas ganz anderes? Ist das Bedürfnis nach geselliger Nahrungsaufnahme vielleicht nur ein kalkulierter Vorwand? Denn die Dortmunder gehen ja nicht nur nicht mit ihm essen. Sie lassen ihn auch gar nicht mehr mitspielen. Und seitdem gewinnt Dortmund jede Begegnung. Nun ist also die vertrackte Situation entstanden, dass der hungrige Italiener am Wochenende eigentlich viel Zeit hätte, essen zu gehen, seine Teamkollegen aber schon etwas anderes vorhaben.

Das macht die Angelegenheit auch nicht einfacher. Dortmunds Boss Hans-Joachim Watzke hat nun auf Immobiles Klagen reagiert. Er erklärte, es sei beim BVB üblich, dass die Mannschaft gemeinsam essen gehe. An einzelne Spieler gäbe es keine Einladungen. In Dortmund gehen also entweder alle gemeinsam essen oder gar keiner. Das ist konsequent. Und bringt offensichtlich auch wieder Erfolg. Experten mutmaßen, Immobile werde den BVB bereits im Sommer verlassen.

Aber wohin?

Ich hätte da eine Idee. Warum nicht zu Hertha BSC? Bei Hertha hätte er zumindest die kulinarischen Probleme nicht. Ich wüsste da auf Anhieb einen Spieler, der ihn jederzeit zum Essen einladen würde, und das nicht nur am Wochenende: Ronny. Unser kulinarischer Brasilianer soll sich in der Berliner Gastronomie bestens auskennen. Man munkelt sogar, besser als auf dem Trainingsgelände.

Wohin Immobile auf gar keinen Fall wechseln sollte, ist der HSV. Geht gar nicht. Denn gerade stand über Hamburgs Trainer Joe Zinnbauer zu lesen, er vergesse häufig, sich in Ruhe zu seinen Mahlzeiten hinzusetzen und das Essen zu genießen. Zinnbauer „greife oft zwischen Tür und Angel zu, und (sei) stets auf dem Sprung“. Ehrlich: Von so einem möchte man auch gar nicht zum Essen eingeladen werden. Dann doch lieber von Ronny, einem Profi, dem seit Jahren die augenzwinkernde Balance gelingt, zwischen Athletik und Antipasti.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt bei uns jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.
Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt bei uns jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

© Zeichnung: Tsp

Vielleicht ist der Fall Immobile aber auch nur Ausdruck eines kulturellen Problems. Die Italiener lieben die Küche, spielen aber – unter uns gesagt – in letzter Zeit keinen besonders guten Fußball mehr. Was nutzt es, wenn Sie die beste Pasta machen – aber in Brasilien in der Vorrunde ausscheiden.

Dann doch lieber Klopse.

- Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga

Frank Lüdecke

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