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Läuft. Hertha gewinnt gegen Ingolstadt 2:0.

© dpa

Auslaufen mit Lüdecke: Auf den Fersen der Bayern

Zwei Siege in Folge, Tabellenzweiter, Meisterschaftsfavoritenverfolger! Bei Hertha läuft es momentan.

Nein, ich habe mir die aktuelle Bundesligatabelle nicht ausgeschnitten und irgendwo hingehängt, wo sie gut sichtbar ist. Trotzdem kann man es nicht oft genug betonen: Hertha BSC ist Tabellenzweiter! War nicht unbedingt mit zu rechnen, oder?

Die Statistiker haben bereits alles wissenschaftlich untermauert. Hertha ist nicht nur das Team der Stunde, sondern auch das der Superlative. Die Berliner haben nämlich ihre beiden ersten Saisonspiele gewonnen! Also jetzt nicht nur irgendwie, sondern in Folge! Also erst eines und dann noch eines. Wahnsinn! Das hat es seit über 50 Jahren nicht gegeben! Ausgezeichnet. So etwas bringt die Stadt in helle Aufregung und gibt ihr Gesprächsstoff bis zum nächsten Wahlwochenende. Die Herthaner waren nämlich zielstrebig, kaltschnäuzig, sehr laufbereit und hatten auch mehr Ballbesitz, als zum Beispiel die Darmstädter bei ihrem Duselsieg gegen Frankfurt (nur 22 Prozent!)

Insbesondere das 2:0 hatte es Trainer Dardai angetan. Es sei ein „internationales, wunderschönes Tor“ gewesen. Da habe ich mich gefragt, wie man in Ingolstadt ein „internationales Tor“ schießen kann? Vielleicht, weil es von einem Japaner vorbereitet wurde? Egal.

Der Berliner Fußballfan neigt zum emotionalen Extrem

In Bayern macht sich allmählich Nervosität breit. Zwar könnte man eigentlich beruhigt sein, denn die vermeintlichen Verfolger haben alle schon Federn gelassen. Dortmund verliert in Leipzig, Gladbach in Freiburg und Schalke hat noch gar nicht gewonnen. Aber da ist plötzlich eine andere Mannschaft, die sich unerbittlich an die Fersen des Münchener Meisterschaftsfavoriten geheftet hat: Hertha BSC! Und das nun schon seit – ich habe mal eben nachgerechnet – seit zwei Spieltagen.

Nun neigt der Berliner Fußballfan zum emotionalen Extrem. Ich weiß, ich weiß. Läuft es gut, heißt es: „Champions-League!“, läuft es schlecht, soll das Stadion abgerissen werden. Und zwischen diesen beiden Positionen schlägt das Pendel hin und her. Etwa alle zwei Spieltage. Seit über 50 Jahren.

Nach dem 2:0 riefen die Fans in Ingolstadt denn auch überschwänglich: „Wir holen die Meisterschaft.“ Okay, klar, wenn man ganz ehrlich ist – das war vielleicht etwas übertrieben. Von Journalisten gelobt dagegen wurde die Reaktion des Berliner Trainers, der warnte, man müsse jetzt realistisch bleiben. Er wolle jetzt auch noch keine Sektflaschen aufmachen oder eine Hausparty geben oder so. Dardai ist natürlich ein Fuchs. Er weiß genau, das Ding ist noch nicht durch. Noch sind 32 Spieltage zu absolvieren. Und derzeit hat Bayern das bessere Torverhältnis.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Frank Lüdecke

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