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Geschenkt! Thomas Müller verwandelt, was nicht verwandelt werden hätte dürfen .

© dpa/Puchner

Auslaufen mit Lüdecke: Bayern und buddhistische Zufriedenheit

Bayern braucht sogar geschenkte Elfmeter, um dranzubleiben. Besser geht es doch gar nicht findet unser Kolumnist Frank Lüdeke und freut sich über den Saisonauftakt - auch den von Hertha.

Um es vorwegzunehmen: Heute möchte ich mit dieser Glosse die Schönheit des Momentes genießen. Keine Spur satirischer Angriffslust soll diese Zeilen als ein Ausdruck des ewig nörgelnden Journalismus erscheinen lassen. Nein, heute pflege ich eine gelassene und tief empfundene sportbuddhistische Haltung. Ich bin zufrieden.

Sicher, wenn man wollte, man könnte auch einiges einwenden, aber – nöö. Heute nicht. Heute gibt es nix zu meckern. Und wenn der Berliner sagt: „Da kannste nich’ meckern“ – dann weiß man sofort, es ist etwas Großartiges passiert. Etwas Erhabenes. In jedem Fall etwas Positives.

Und hier ist es: Hertha BSC hat ein Heimspiel gewonnen! Sie lesen richtig. Der Sieg war verdient, der Siegtreffer der spektakulärste des kompletten Spieltages und man steht auf einem einstelligen Tabellenplatz. Wann gab es je so viele positive Nachrichten bei den Hauptstädtern? Doch damit nicht genug. Denn nicht nur die erste Mannschaft von Hertha BSC feiert Erfolge, sondern auch die zweite, die unter dem Namen „SV Darmstadt 98“ antritt. Mit dem ehemaligen Hertha-Personal Holland, Niemeyer und Wagner gelang ein verblüffender Auswärtssieg beim Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen. Und es kommt noch besser: Bislang ist es in dieser Saison noch keiner Mannschaft gelungen, die Darmstädter zu bezwingen. Auch hier lesen Sie richtig. Und die selbst ernannten Experten kommen aus dem Staunen nicht heraus und allen voran ääähhh ... ich.

Borussia Mönchengladbach steht im Schatten

Schade, dass das Licht auch immer einen Schatten hervorrufen muss. Reden wir also auch über Borussia Mönchengladbach.

Vier Spiele, vier Niederlagen! Souveräner Letzter! Das ist doch mal ein Statement! Manager Max Eberl ist aber die Ruhe selbst. Ich hatte ihn schlanker in Erinnerung, aber im „Sportstudio“ wirkte er nicht nur optisch wie ein kleiner Buddha. Auch rhetorisch. Mit souveräner Gelassenheit verkündete er, dass man Trainer Favre auf gar keinen Fall entlassen wird. Natürlich nicht. Denn das wäre ein Fehler, den früher andere Vereine … aber heute wollen wir ja nicht meckern. Gladbach guckt einfach optimistisch nach vorne. Jetzt kommt die Champions League, und die Karten werden neu gemischt, sagt der Manager. Richtig! So geht man mit einer Krise um. Wenn es gegen Hamburg, Bremen und Mainz nicht reicht, dann reicht es vielleicht gegen den FC Sevilla, Juventus Turin oder Manchester City. Ein herzliches toi, toi, toi auch von dieser Stelle.

Mir gefällt die neue Saison ausgezeichnet. Noch hat sich die Langeweile der letzten Spielzeit nicht eingestellt. Ganz im Gegenteil. So blicken wir zufrieden in die milde Herbstsonne und stellen gelassen fest: Bayern München benötigt sogar einen geschenkten Elfmeter gegen Augsburg, um vorne mit dranzubleiben. Das macht Hoffnung.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Frank Lüdecke

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