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Gar nicht nach seinem Dafürhalten. Jose Mourinho hätte sicher gern einen anderen Halbfinalgegner gehabt als die unbequeme Mannschaft von Atlético Madrid.

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Auslosung in der Champions League: Der Albtraum des Jose Mourinho

Das haben sie sich anders vorgestellt, ganz anders, vor allem in London und bei Real Madrid. Warum die Teams mit der Halbfinal-Auslosung in der Champions League nicht wirklich zufrieden sind, erklärt unser Autor in seinem Kommentar.

Luis Figo ist Portugiese aus Leidenschaft und hat es gut gemeint mit den torcedores von Lissabon. Die portugiesischen Fans dürfen beim Endspiel der Champions League am 24. April im Estadio da Luz die Abrechnung der Systeme begutachten: Ballbesitz gegen Kontertaktik. Im von Figo am Freitag ausgelosten Halbfinale bleiben die Systeme erst einmal unter sich.

Es hat nicht überall  zufriedene Gesichter gegeben nach der Auslosung in Nyon, und interessanterweise gehörten die unzufriedenen den Repräsentanten der Klubs mit dem ganz großen und nicht immer selbst verdienten Geld.

Real Madrid fürchtet keine Mannschaft so sehr wie die Bestia Negra. So nennen sie den FC Bayern im Estadio Santiago Bernabéu (was nur in scheinbarem Gegensatz steht zur roten Münchner Vereinsfarbe, denn Bestia Negra bedeutet nicht schwarze Bestie, sondern Angstgegner). Schon vor zwei Jahren, beim letzten Halbfinalduell der beiden, waren die  Bayern sehr viel besser, als es der knappe Sieg nach Elfmeterschießen suggeriert. Seitdem sind sie noch besser, nämlich dominanter und variabler geworden. Bei den Madrilenen hat sich dagegen wenig geändert. Sie haben nur noch mehr Geld für noch mehr Misserfolg ausgegeben und sind noch berechenbarer geworden, weil die Abhängigkeit von Cristiano Ronaldo weiter gewachsen ist. Das war aufs unangenehmste zu Begutachten bei Reals 0:2 im Viertelfinal-Rückspiel in Dortmund – ohne den verletzten Ronaldo, von dem keiner weiß, ob er zum Halbfinale wieder fit ist und wenn  ja: wie fit.

Und was das englisch-russische Joint Venture namens FC Chelsea betrifft: Dessen Trainer José Mourinho, Figos portugiesischer Landsmann, hätte sich lieber mit den Bayern und seinem Lieblingsfeind Pep Guardiola duelliert – und am liebsten mit seinem früheren Arbeitgeber Real Madrid. Mit Real ist nach dem keineswegs harmonischen Auseinandergehen im vergangenen Sommer noch eine Rechnung offen. Außerdem kennt er die Mannschaft mindestens so gut wie sein Nachfolger Carlo Ancelotti, wahrscheinlich besser. Der von Real praktizierte und auf Dominanz ausgerichtete Fußball liegt ihm viel mehr als Atletico Madrids Guerillastil, so spielt er nämlich selbst am liebsten. Es dürfte dies der Albtraum des José Mourinho sein: das Scheitern an einer Mannschaft, die so spielt wie seine eigene, nur attraktiver und zurzeit sogar besser. Obwohl sie wahrscheinlich nur halb so teuer ist.

Viel Geld verliert nicht gern, und erst recht nicht gegen nicht ganz so viel Geld. Dieses Dilemma vereint im Halbfinale José Mourinhos neuen Klub Chelsea mit seinem alten Real Madrid.

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