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Sport: Ausreden nach der Analyse

Inzwischen ist die Nachricht beim Bundeskanzler angekommen. "Nach Rücksprache mit Gerhard Schröder kann ich sagen, dass wir alle sehr betroffen sind", sagte Karl-Hermann Haack, Regierungs-Beauftragter für Behinderte, am Mittwoch in Salt Lake City.

Inzwischen ist die Nachricht beim Bundeskanzler angekommen. "Nach Rücksprache mit Gerhard Schröder kann ich sagen, dass wir alle sehr betroffen sind", sagte Karl-Hermann Haack, Regierungs-Beauftragter für Behinderte, am Mittwoch in Salt Lake City. Was ist passiert? Der armamputierte deutsche Skiläufer Thomas Oelsner ist bei den Olympischen Winterspielen der Behinderten des Dopings überführt worden. Nach seinem Sieg im Biathlon wurde Oelsner die Einnahme des anabolen Steroids Methenolon nachgewiesen. Der 31-Jährige musste seine Medaillen zurückgeben und das Olympische Dorf verlassen. Nun haben auch die Winter-Paralympics ihren Doping-Skandal.

Die deutsche Mannschaft reagiert mit hektischer Solidarität. Oelsner, der die Einnahme von leistungssteigernden Mitteln bestreitet, wird plötzlich zum Märtyrer. Die deutschen Athleten plädieren einstimmig dafür, ihn als Aktiven-Sprecher zu behalten, eine blinde Läuferin widmet ihm ihre Goldmedaille. Deutsche Mediziner spielen die Dopinganalyse herunter und sprechen von einer harmlosen "Einzeldosis" Oelsners. Der Sport-Informationsdienst spekuliert sogar über mögliche Sabotage. Zitat: "Die deutschen Athleten teilten sich das Hotel mit mehreren ausländischen Mannschaften."

All das erinnert fatal an den ersten Doping-Skandal von Salt Lake City. Als der für Spanien startende Johann Mühlegg vor zwei Wochen des Betrugs überführt wurde, wollte er sich ebenfalls herausreden. Worte des Bedauerns kamen ihm nicht über die Lippen. Die deutsche Behinderten-Mannschaft folgt nun diesem schlechten Beispiel. Statt eigene Fehler zu analysieren, wird die Seriosität der Kontrollen angezweifelt. Dabei ist die medizinische Analyse des beauftragten Instituts eindeutig. Und eine positive A-Probe wird weltweit als Beweis für Doping angesehen - nicht erst seit Johann Mühlegg.

Doping ist im Leistungssport leider nichts Unnormales mehr. Auch gehandicapte Athleten sind nicht frei von dieser Versuchung. Vor zwei Tagen noch hatte sich Thomas Oelsner übrigens zum Fall Mühlegg geäußert: "Wenn ich wüsste, dass der auf dem Siegerpodest vor mir gedopt ist, würde ich hingehen und ihm auf die Fresse hauen."

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