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Sport: Aussauer spottet über einen kaputtgetretenen Ball

Vergebener Elfmeter könnte für Schalke im UEFA-Cup-Halbfinale durchaus üble Folgen habenVON MARKUS HESSELMANN SANTA CRUZ DE TENERIFE.Jubel und Enttäuschung lagen dicht beieinander.

Von Markus Hesselmann

Vergebener Elfmeter könnte für Schalke im UEFA-Cup-Halbfinale durchaus üble Folgen habenVON MARKUS HESSELMANN SANTA CRUZ DE TENERIFE.Jubel und Enttäuschung lagen dicht beieinander."Hasta la vista, Schalke finalista", erscholl es aus der tausendköpfigen Gelsenkirchener Kolonie im Stadion Heliodoro Rodriguez Lopez von Santa Cruz, als der englische Schiedsrichter David Elleray in der 74.Minute des UEFA-Cup-Halbfinalspiels zwischen CD Teneriffa und dem FC Schalke 04 auf den Elfmeterpunkt zeigte.Grund war ein Foul an Schalkes Stürmer Marc Wilmots.Und obendrein wurde Teneriffas Torwart Marcelo Ojeda dafür vom Platz gestellt, wie schon 19 Minuten zuvor sein Mannschaftskamerad Vivar Dorado.Das Schicksal der durch einen Elfmeter von Felipe seit der sechsten Minute führenden Gastgeber schien besiegelt.Die Tür zum Finale stand für Schalke weit offen.Doch Johan de Kock setzte den Ball neben das Tor.Das umstrittene 1:0, dem ein nichtgeahndetes Handspiel des von Olaf Thon im Strafraum zu Fall gebrachten Juanele vorausgegangen war, hatte bis Spielschluß Bestand. "Ich fühlte mich sicher", gab de Kock nachher zu Protokoll.Warum aber war er angetreten und nicht einer der beiden etatmäßigen Schützen Olaf Thon oder Ingo Anderbrügge? De Kock verwies darauf, daß er bei seinem ehemaligen Verein Roda Kerkrade und zuletzt auch in der holländischen Nationalelf immer die Elfmeter geschossen hatte - und dabei stets traf.Und seine Mitstreiter machten ihm keinen Vorwurf."Das kann jedem passieren", sprach Thon aus Erfahrung.Denn im Achtelfinale in Brügge konnte er nicht verwandeln, und Anderbrügge hatte zuletzt sogar zweimal verschossen.Doch Anderbrügge wies jeden Verdacht zurück, er habe sich deshalb drüêken wollen: "Ich kann dem Johan den Ball ja nicht aus der Hand nehmen", sagte er.Trainer Huub Stevens meinte bloß, daß vor dem Spiel kein Schütze festgelegt worden sei und die drei die Entscheidung auf dem Platz gefällt hätten.Einzig Manager Rudi Assauer kartete nach: "Einen Millionenschuß", nannte er ironisch den spektakulären Fehltritt de Kocks.Der Holländer habe "verkantet", den Ball kaputtgetreten, spöttelte Assauer. Neben der Belastung durch diese vertane Riesenchance müssen die Schalker jetzt mit dem Makel fertig werden, schon wieder gegen einen arg dezimierten Gegner versagt zu haben.Denn natürlich wurden sofort Erinnerungen wach an jenes blamable Unentschieden in der Bundesliga gegen Leverkusen.Doch diesmal machten die Schalker eigentlich alles richtig.Geschickt kamen sie über die Flügel, wo besonders Yves Eigenrauch in der zweiten Halbzeit gefiel.Libero Thon war schon nach dem Abgang des Stürmers Vivar Dorado an allen Ecken und Enden des Platzes zu finden."Am Schluß war ich ja praktisch Rechtsaußen", sagte der Kapitän.Mit direktem Spiel und einigen schönen Doppelpässen setzte Schalke die Spanier unter Druck.Minutenlang kamen die Gastgeber, die dennoch von 21 000 Zuschauern lautstark unterstützt wurden, nicht über die Mittellinie.Schalke aber schlug aus der Überlegenheit kein Kapital.Denn die einzige echte Spitze, Wilmots, blieb stumpf.Und getreu der Devise ihres Trainers Jupp Heynckes, nach der auch in scheinbar auswegloser Situation der Weg nach vorn zu suchen ist, konnten sich die Spanier sogar noch einige Male mit Kontern über die überragenden Juanele und Felipe befreien.Bezeichnend, daß sie mit acht Feldspielern in den letzten beiden Spielminuten noch drei Ecken herausholten.Heynckes ist denn auch vor dem Rückspiel nicht bange, obwohl er dort auf den gelbgesperrten Juanele und die beiden Rotsünder verzichten muß."Wir haben genug Alternativen", sagte der Trainer.Etwa den bosnischen Stürmer Meho Kodro, der am Mittwochabend nur auf der Bank saß. So könnte de Kocks Fehlschuß üblere Folgen haben als der Thons in Brügge.Denn damals schaffte Schalke noch ein 1:2, das auch diesmal das Wunschergebnis war.Doch ausgerechnet der zuvor so zynische Assauer machte seinen Mannen Mut: "Schließlich haben wir 90 Minuten, vielleicht sogar 120, um das wiedergutzumachen." Unter Umständen bleibt den Schalker sogar noch etwas mehr Zeit.Doch käme es in zwei Wochen zu einem Elfmeterschießen, stünde es wohl nicht so gut um ihre Chancen, erstmals in der Vereinsgeschichte in ein Europacupfinale einzuziehen.

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