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Roger Federer spielt heute im Halbfinale gegen Rafael Nadal.

© dpa

Australian Open: Endspiel unter Schweizern?

Stanislas Wawrinka ist mit seinem Sieg gegen Tomas Berdych ins Finale von Melbourne eingezogen. Sein Landsmann Roger Federer kann ihm heute folgen.

Melbourne - Im ersten Freudentaumel suchte Stanislas Wawrinka Blickkontakt mit seinem Trainer Magnus Norman auf der Tribüne. Wawrinka tippte sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe, als wolle er ihm zeigen: Sieh her, mein Kopf hat dem Druck endlich standgehalten. Und das war bis zu diesen Australian Open oft das Problem des 28 Jahre alten Schweizers. Wenn es wichtig wurde, flatterten ihm regelmäßig die Nerven. Doch nicht am Donnerstag in der Rod-Laver-Arena. Er bezwang den Tschechen Tomas Berdych nach dreieinhalbstündigem Ringen 6:3, 6:7, 7:6 und 7:6 und steht zum ersten Mal im Finale eines Grand-Slam-Turniers.

„Ich bin sprachlos und einfach nur glücklich“, sagte Wawrinka mit zittriger Stimme. Nach Jahren, in denen er immer bloß „der andere Schweizer“ neben Roger Federer war, hatte sich Wawrinka in der vergangenen Saison langsam aus dessen übergroßem Schatten befreit. Er kletterte in der Rangliste bis auf Platz acht, schaffte es bei den US Open ins Halbfinale. Dort unterlag Wawrinka Novak Djokovic in einem dramatischen Fünfsatzkrimi. Dass er den Serben, der drei Mal in Folge in Melbourne gewonnen hatte, nun im Viertelfinale niederkämpfte, schien so etwas wie Wawrinkas Reifeprüfung zu sein. Er war diesmal nicht eingeknickt. Auch danach nicht gegen Berdych. Und nun könnte am Sonntag Wawrinkas Meisterstück folgen, besonders, wenn er im wichtigsten Match seiner Karriere auf Federer treffen würde. Es wäre das erste schweizerische Finale der Tennisgeschichte. „Roger hatte mir schon gesagt, wie toll es ist, dass zwei Schweizer zum ersten Mal im Halbfinale stehen“, erzählte Wawrinka. „Da habe ich ihm gesagt: Für dich ist das ja schon normal, da zu stehen – für mich nicht.“

Für den 17-maligen Grand-Slam-Sieger ist es aber zumindest seit einem Jahr nicht mehr alltäglich gewesen, denn nur bei den Australian Open hatte es Federer bis ins Halbfinale geschafft. Der Rücken plagte den 32-jährigen Baseler über weite Strecken der Saison, doch bei seinen Siegen gegen Jo-Wilfried Tsonga und Andy Murray wirkte Federer fit wie lange nicht. „Ich fühle mich körperlich richtig gut“, sagte Federer, „ich habe jetzt wieder alle Optionen.“ Die scheint Rafael Nadal momentan dagegen kaum zu haben. Nachdem er sich durch seine Viertelfinalpartie gequält hatte, saß der Mallorquiner vor der Presse auf dem Podium und hielt seine linke Hand in die Höhe. Auf seiner Handfläche klaffte eine Wunde, die aufgeriebene Blase war größer als ein Zwei-Euro-Stück. Während des Spiels war Nadals Schlaghand übersäht mit Pflastern und Tapeverband. „Ich kann den Schläger nicht richtig greifen“, sagte der Spanier, „beim Aufschlag denke ich immer, das Racket fliegt mir aus der Hand.“ Keine optimalen Voraussetzungen also für ein Duell mit Federer am Freitag im Halbfinale von Melbourne. Der Schweizer hatte allerdings immer Mühe mit seinem ärgsten Widersacher. Bei einem Grand-Slam-Turnier konnte Federer Nadal zuletzt 2007 in Wimbledon bezwingen – es ist also ein harter Weg bis zum Schweizer Finale.

Dominika Cibulkova hat das bei den Frauen bereits geschafft und debütiert genau wie Wawrinka im Finale. Die Slowakin bezwang überraschend glatt Agnieszka Radwanska aus Polen 6:1 und 6:2. Ihre Gegnerin, die Chinesin Li Na, die Eugenie Bouchard mit 6:2 und 6:4 eliminierte, geht als klare Favoritin in ihr drittes Melbourne-Endspiel. Petra Philippsen

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