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TENNIS-OPEN-AUS

© AFP

Australian Open: Henin im Finale gegen Serena Williams

UPDATE Die Belgierin lässt ihrer chinesischen Gegnerin im Halbfinale keine Chance und trifft nun auf die Nummer eins der Welt. Bei den Männern steht Andy Murray als erster Finalist fest.

Vor den Umkleiden in den Katakomben der Rod-Laver-Arena stand Li Na mit gesenktem Kopf. Ihr Trainer Thomas Hogstedt redete ruhig auf sie ein und versuchte sie zu trösten. Es war ein historischer Tag gewesen, für sie selbst, wie für China auch, denn erstmals in der Tennisgeschichte standen zwei Athletinnen der Volksrepublik in einem Grand-Slam- Halbfinale. Li Na war noch nie soweit gekommen, erst jetzt, mit 27 Jahren, hatte sie es bei den Australian Open geschafft, und beinahe wäre es gar noch weitergegangen. Sie bot Serena Williams einen großen Kampf, erst mit 6:7 und 6:7 musste sich Li Na der Weltranglistenersten nach zwei Stunden geschlagen und drei abgewehrten Matchbällen geschlagen geben. Doch zu eng war es zugegangen, um der großen Chance aufs Finale nicht ein wenig hinterher zu trauern.

"Ich habe ihr immer gesagt, dass auch die besten Spielerinnen Schwächen haben“, sagte Hogstedt, "sie hatte auf dem Platz manchmal ein bisschen zu viel Respekt.“ Der schwedische Trainer arbeitet auch mit Tommy Haas, und immer mal wieder hatte es Verstimmungen zwischen den beiden gegeben, da Hogstedt Li Na so viel Zeit widmete. Doch der Schwede sieht sich nun bestätigt, er hatte stets an ihr Potenzial geglaubt. "Sie ist die netteste Person der Welt, aber ich sage ihr oft, dass sie egoistischer werden muss“, fügte Hogstedt hinzu. Viele seiner Worte hatten zuletzt gefruchtet, im Viertelfinale kämpfte Li Na noch Venus Williams in drei Sätzen nieder. Serena Williams war von ihrer älteren Schwester über die Stärken Li Nas vorab aufgeklärt worden. Dennoch hatte die Titelverteidigerin sichtliche Probleme, die flachen, schnellen Schläge Li Nas von der Grundlinie zu parieren. "Ich habe wirklich gut gespielt, aber Serena hat einen unglaublich guten Aufschlag“, sagte Li Na.

Dieser sollte der permanent hadernden Serena Williams schließlich per Ass zu ihrem fünften Endspiel der Australian Open verhelfen. Dort war die 28-jährige US-Amerikanerin noch nie unterlegen. "Ich habe heute so viele Matchbälle vergeigt, da bin ich froh, dass ich durchgekommen bin“, sagte Williams, "sie ist eine harte Kämpferin.“

Klare Sache für Henin

So umkämpft das erste Halbfinale von Melbourne war, so einseitig war das zweite. Zheng Jie wollte den historischen Tag allzu gerne noch positiv wenden, nachdem Li Na so knapp gescheitert war. Doch die Weltranglisten-35. wurde von Rückkehrerin Justine Henin förmlich überrollt. Das erste Spiel der Partie ging an Zheng Jie – es sollte ihr letztes an diesem Nachmittag bleiben. Mit 6:1 und 6:0 zog die Belgierin in ihr drittes Finale bei den Australian Open ein.

Hier hatte Henin vor zwei Jahren auch zuletzt an einem Grand-Slam-Turnier teilgenommen. Erst vor drei Wochen war die frühere Weltranglistenerste nach anderthalbjähriger Auszeit zurückgekehrt; sie hat noch nicht einmal wieder ein Ranking. "Ich hatte zuletzt viele harte Matches, daher war das ideal heute, um mich zu erholen“, sagte Henin. Die zierliche Belgierin wird all ihre Kräfte brauchen, wenn sie am Samstag erstmals in einem Grand-Slam-Finale auf Serena Williams trifft.

Ihr langjähriger Coach Carlos Rodriguez indes sorgt sich ein wenig um Henin: "Langsam macht es sie nervös, dass sie tatsächlich den Titel gewinnen kann. Es ist mehr mental, die Frische ist weg und der Druck enorm.“ Ohne große Erwartungen war Henin nach Melbourne gereist, selbst ihr hochklassiges Finale in Brisbane gegen Kim Clijsters änderte daran nichts. Doch die Fans hoffen darauf, dass Henin ein ähnliches Comeback-Märchen gelingen möge wie Clijsters bei den US Open. Henin hatte allerdings auf dem Weg ins Finale mit Ermüdung und einer Fußverletzung zu kämpfen, schon deshalb ist sie zurückhaltend: "Ich habe sicher eine Chance und es wäre ein Traum, zu gewinnen. Aber selbst wenn man optimal vorbereitet ist, kann man überrascht werden, und Serena ist einfach ein wahrer Champion.“

Zheng Jie dagegen, die vor zwei Jahren in Wimbledon schon einmal im Halbfinale stand, haderte mit ihrem schwachen Auftritt: "Justine hat super gespielt. Ich will dieses Match nur vergessen.“ Obwohl es keine von ihnen ins Endspiel schaffte, waren beide Vertreterinnen Chinas stolz auf ihren Erfolg. "Ich denke, das war gut für das Tennis in China“, sagte Li Na, die nun erstmals in den Top Ten steht. Seit Li Ting und Sun Tiantian 2004 in Athen olympisches Gold gewannen, setzte in China der erste Boom ein, der Trubel um Li Na und Zheng Jie übertrifft aber jenen von damals bei weitem.

Obwohl Tennis längst nicht so populär ist wie Tischtennis oder Badminton, bestimmten die beiden in den letzten Tagen die Schlagzeilen in der Heimat und dürften künftig für noch höhere TV-Einschaltquoten und Mitgliedszahlen der Vereine sorgen. Beide hatten sich vor einem Jahr vom chinesischen Verband gelöst, und die neue Selbstbestimmung tut ihnen gut. Nicht nur, weil sie jetzt nicht mehr 60 Prozent ihres Preisgeldes an den Staat abführen müssen, sondern nur noch zwölf. "Wir gehen nachher shoppen“, sagte Li Na und hatte ihr Lachen wiedergefunden.

Murray besiegt Cilic

Im ersten Halbfinale der Herren setzte sich Andy Murray mit 3:6, 6:4, 6:4, 6:2 gegen den Kroaten Marin Cilic durch und erreichte sein zweites Grand-Slam-Finale nach den US Open 2008. Der 22-jährige Schotte erwartet nun im Finale den Sieger des Duells Roger Federer gegen Jo-Wilfried Tsonga, die am Freitag aufeinander treffen.

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