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Japans Tennis-Popstar. Kei Nishikori weckt große Erwartungen in seiner Heimat.

© dpa

Australian Open: Kei Nishikori: Der Held von der Nudelpackung

Der Japaner Kei Nishikori ist in seiner Heimat ein absoluter Superstar. Bei den Australian Open will er nun seinen ersten Grand-Slam-Titel holen.

Wenn man daheim den Küchenschrank öffnet und auf einer Packung Instant-Nudeln sein eigenes Gesicht erblickt, hat man es wohl geschafft. Auf Kei Nishikori trifft das ganz sicher zu. Als erstem japanischen Sportler wurde dem 25-jährigen nun die große Ehre zuteil, dass mit seinem Konterfei auf einer heimischen Nudel-Packung geworben wird. Werbeeinnahmen von jährlich zehn Millionen Dollar sind die positiven Nachwehen von Nishikoris Finaleinzug bei den US Open in New York im vergangenen September. Seither hat auch der Rest der Welt den bloß 1,78 Meter großen Shootingstar aus Shimane als potenziellen Grand- Slam-Sieger entdeckt. In seiner Heimat ist Nishikori längst eine Sport-Ikone, die wie ein Popstar gefeiert wird. Nun steht er bei den Australian Open im Viertelfinale, der Hype hat eine neue Dimension erreicht. Denn Melbourne ist für Nishikori fast ein Heimspiel.

Allein der Medienansturm ist gewaltig. 37 japanische Journalisten berichten von den Australian Open – das sind fast dreimal so viele wie im Vorjahr. Elf Sendeanstalten aus Asien sind vor Ort und übertragen in 30 Länder und 400 Millionen Haushalte. Der Pay-TV-Sender Wowow überträgt in Japan die vier Grand Slams. Vor dem New Yorker Endspiel seien die Dekoder ausverkauft gewesen, ließ der Konzern wissen. Der Ansturm vor den Kundenzentren sei kaum zu bewältigen gewesen. Auch die Matches in Melbourne werden in Japan derzeit von Millionen verfolgt, und selbst im Melbourne Park tummeln sich die Fans aus Asien. Die Küstenmetropole ist bei nur fünf bis neun Flugstunden mittlerweile zu einer Art „Ballermann Asiens“ geworden. Umso mehr verbinden viele den Urlaub mit einem Abstecher zum Tennis. „Ich fühle mich hier fast wie zu Hause“, sagt Nishikori, „ich habe hier so viel Unterstützung – und das nicht nur von Japanern.“

Auch gegen den Spanier David Ferrer hatte er den Großteil der Rod-Laver- Arena hinter sich, und die Fans sahen begeistert mit an, wie Nishikori mit seinem 6:3, 6:3 und 6:3-Sieg souveräne Kurzarbeit verrichtete. „Ich bin auch etwas überrascht, dass es so schnell ging“, sagte der Japaner verdutzt. „Sonst spielen wir immer endlos lang.“ Auch gegen den Titelverteidiger Stan Wawrinka, seinen Gegner im Viertelfinale, hatte Nishikori zuletzt in New York einen Marathon hingelegt – und Wawrinka nach über vier Stunden niedergerungen. Der Schweizer hatte an der Niederlage heftig zu knabbern, nun hofft der Weltranglistenvierte in Melbourne auf einen besseren Ausgang. Doch Nishikori ist kein Underdog mehr: „Ich weiß, dass Stan mit viel Selbstvertrauen spielt und gut drauf ist. Aber mir hat das US-Open-Match auch sehr viel Selbstvertrauen gegeben: Ich kann ihn schlagen.“

Nishikoris Aufstieg kommt nicht unerwartet, vielmehr ist er seit Jahren professionell geplant vom tennisverrückten Sony-Gründer Masaaki Morita, der das Talent mit 13 Jahren in sein Förderprogramm aufnahm und in der Akademie von Nick Bollettieri ausbilden ließ. Dass Nishikori seit zehn Jahren in Amerika zu Hause ist, stört seine Landsleute nicht. Schließlich waren die Eltern seines Coaches Michael Chang auch aus Taiwan in die Staaten ausgewandert. Trotzdem sehen die Asiaten den Melbourne-Finalisten von 1996 als einen der Ihren. Und Nishikori hofft, dass er es vielleicht noch besser machen kann als sein Trainer, der damals an Boris Becker scheiterte. „Die Atmosphäre bei diesem Turnier ist so besonders für mich“, sagt er, „ich hoffe, sie hilft mir, damit ich hier eines Tages den Titel gewinnen kann.“

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