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Sport: Austria gegen Austria

Die Österreicher streiten über die Dopingvorwürfe

Sestriere - Eigentlich wäre das Pressezentrum in Sestriere der ideale Ort für den Österreichischen Skiverband (ÖSV), um zu den internationalen Medien zu sprechen. Es besitzt einen großen Saal, der für solche Gelegenheiten eingerichtet worden ist. Am Dienstag hatten sich noch die Journalisten ins Erdgeschoss des Österreicherhauses drängen müssen, weshalb der ÖSV gestern seine Pressekonferenz gerne im Medienzentrum von Sestriere abgehalten hätte. Doch er durfte es nicht.

Das Österreichische Olympische Comitee (ÖOC) hat gestern zu verhindern versucht, dass der ÖSV in Sestriere eine weitere Pressekonferenz zu den Dopingfunden im Quartier der österreichischen Langläufer und Biathleten gibt. Und wollte daher nicht den offiziellen Pressekonferenzsaal anmieten. „Wir können nur empfehlen, keine Pressekonferenz abzugeben“, sagte ÖOC-Vorstandsmitglied Dieter Kalt, „wir befinden uns hier in einem laufenden Verfahren.“ Zuvor hatte bereits ÖOC-Generalsekretär Dieter Jungwirth die Pressekonferenz des Skiverbandes vom Dienstag kritisiert. Er warf dem ÖSV-Präsidenten Peter Schröcksnadel vor, damit mehr Schaden als Nutzen angerichtet zu haben. Schröcksnadel antwortete: „So langsam bin ich richtig angefressen, und wenn ich angefressen bin, bin ich am besten.“

Auch ohne den Streit seiner wichtigsten Verbände hat der österreichische Sport große Probleme. Er wartete gestern auf die Ergebnisse der Dopingproben, die am vergangenen Samstag nach einer Razzia der italienischen Polizei bei zehn Langläufern und Biathleten vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) genommen wurden. Zwar meldete das ZDF gestern, dass diese Proben negativ sein sollen, doch das IOC dementierte dies. Wie das ZDF weiter berichtete, soll Material gefunden worden sein, das Dopingpraktiken belegen könnte. Damit dürften die Geräte für Bluttransfusionen gemeint sein. Das IOC hat bereits unabhängig von den Ergebnissen der Dopingproben beschlossen, eine Disziplinarkommission zur Untersuchung der Ereignisse einzurichten.

Die italienische Polizei hat bei der Razzia offenbar genug belastendes Material gefunden, um einen Prozess eröffnen zu können. Gegenüber „L’Equipe“ sagte der stellvertretende Staatsanwalt Ciro Santoriello, dass das Verfahren in fünf, sechs Monaten beginnen könne. Laut ORF haben die Italiener bereits Ermittlungen gegen den geflüchteten Trainer Walter Mayer wegen Verstößen gegen das Antidopinggesetz eingeleitet. Sie hätten weiterhin angekündigt, gegen zwei Athleten zu ermitteln. Dabei dürfte es sich um die Biathleten Wolfgang Perner und Wolfgang Rottmann handeln, die unmittelbar nach der Razzia aus Italien geflüchtet sind und die laut Schröcksnadel bereits zugegeben haben, unerlaubte Dinge getan zu haben. Gestern ist der Sportdirektor für Langlauf und Biathlon, Markus Gandler, von der Polizei und einem Staatsanwalt vernommen worden. Zuvor hatten auch Mayers Chauffeur sowie das Küchenpersonal der Langläufer aussagen müssen.

Santoriello berichtete, dass die Analyse der gefundenen Materialien noch nicht abgeschlossen sei. Die österreichischen Sportler hätten sich allerdings während der Razzia auffällig verhalten. Unter anderem soll das Asthmamittel Salbuthamol gefunden worden sein. „Es ist merkwürdig, dass 95 Prozent der österreichischen Langläufer Asthmatiker sind und Asthmamittel nehmen“, sagte Santoriello. Wie die Nachrichtenagentur APA berichtete, haben insgesamt 28 Sportler des gesamten Ski- und Biathlonkaders Asthma.

Immer noch wundert sich ÖSV-Präsident Schröcksnadel über die Ereignisse der letzten Woche. „Wir machen nichts Schlechtes, wir machen einen Superjob, wir gewinnen Medaillen.“ Andere Nationen hätten auch Dopingfälle in ihren Reihen, sagte er laut „Deutscher Presseagentur“, mit denen springe man nicht so um. Schröcksnadel fragte: „Ist das eine Kampagne gegen uns?“

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