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Ausverkauf bei Hertha: Berliner Schnäppchen

Die Spieler des stark abstiegsbedrohten Berliner Fußball-Bundesligisten Hertha BSC sind bei anderen Klubs schon jetzt sehr gefragt. Der Abstieg würde sie auf den Markt spülen.

Berlin - Um die Erfolgschancen beim Autogrammsammeln zu erhöhen, ist bisweilen streng konzeptionelles Vorgehen notwendig. Was zum Beispiel ist zu tun, wenn zwei Spieler gleichzeitig vom Platz kommen? Diese Frage beschäftigt gerade eine Teenagerin, die mit ihrem Vater zum Trainingsplatz von Hertha BSC gekommen ist. Die Einheit ist bereits zu Ende, nur Gojko Kacar und Patrick Ebert spielen auf dem Feld noch ihr privates Elfmeterschießen aus. „Kacar ist mir wichtiger“, sagt das Mädchen. „Vielleicht geht der im Sommer.“ Stimmt, antwortet der Vater, den Ebert, „den kooft im Moment keener“. Wenn er sich da mal nicht täuscht.

Die Meldungen, die derzeit über Patrick Ebert kursieren, drehen sich alle um seinen bevorstehenden Abschied von Hertha BSC. Angeblich hat er mit dem Klub bereits abgeschlossen. Und ebenso angeblich ist die TSG Hoffenheim an seiner Verpflichtung interessiert. Aber damit befindet sich der Mittelfeldspieler in guter Gesellschaft. Es gibt kaum einen Profi des Berliner Fußball-Bundesligisten, der gerade nicht mit anderen Vereinen in Verbindung gebracht wird. Das liegt in der Natur der Sache, an Herthas Tabellenplatz nämlich. Die Berliner sind Letzter der Liga, ihr Klassenverbleib ist mehr als fraglich, die meisten Profis aber wollen auch weiterhin erstklassig spielen (von der entsprechenden Bezahlung ganz zu schweigen).

In dieser Woche hat die Boulevardzeitung „Express“ vom Interesse des 1. FC Köln an Herthas brasilianischem Spielmacher Raffael berichtet. Dass die Meldung gerade jetzt auf den Markt kommt, überrascht Herthas Manager Michael Preetz nicht im Geringsten. Am Samstag spielen die Berliner in Köln gegen den FC. „Das sind die üblichen Mätzchen“, sagt Preetz.

Doch gerade jetzt, da alle Konzentration dem Verbleib in der Liga gilt, passen solche Nachrichten den Berlinern nicht unbedingt ins Konzept. Dass sie entstehen, lässt sich allerdings nur schwer verhindern. Die Liga hat längst registriert, dass bei Herthas Abstieg ein paar interessante Spieler verfügbar sein könnten, die unter normalen Umständen nicht zu kriegen wären. Torwart Jaroslav Drobny, dessen Vertrag bei den Berlinern ausläuft, wird schon seit Monaten als Nachfolger von Jens Lehmann beim VfB Stuttgart gehandelt. Die Schwaben sollen zudem an Stürmer Adrian Ramos interessiert sein, der auch bei Borussia Mönchengladbach im Gespräch ist. Und Kapitän Arne Friedrich wird weiterhin mit dem VfL Wolfsburg in Verbindung gebracht, der ihn schon im Winter gerne verpflichtet hätte.

Zur Frage nach Herthas Zukunft gesellt sich bei den meisten Spielern auch die Frage nach ihrer persönlichen Perspektive. Nur Ersatztorhüter Sascha Burchert hat bisher einen neuen Vertrag unterzeichnet, die Verhandlungen mit Jaroslav Drobny und Außenverteidiger Lukasz Piszczek wurden bis auf Weiteres ausgesetzt. „Es hat wenig Sinn, über neue Verträge zu reden“, sagt Manager Michael Preetz. „Wir wissen, dass beide gerne in Berlin bleiben wollen. Wir wissen aber auch, dass sie gerne in der Ersten Liga spielen wollen.“ Nach dem Klassenerhalt bleibe noch genügend Zeit für Verhandlungen, glaubt Preetz. Nach dem Abstieg hingegen hätten Verhandlungen eh keinen Sinn mehr.

Bis dahin werden die Berliner wohl noch die eine oder andere Meldung kommentieren und dementieren müssen, die mögliche neue Arbeitgeber ihrer Spieler betrifft. „Es ist in den letzten Wochen viel spekuliert worden“, sagt Herthas Trainer Friedhelm Funkel. „Da können wir nur drüber schmunzeln.“ Er macht dabei – wie immer eigentlich – ein ziemlich verkniffenes Gesicht.

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