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Sport: Auswärts ist’s am schönsten

Wolfgang Wolf verfolgt mit dem 1. FC Nürnberg eine gefährliche Kontertaktik

Als Wolfgang Wolf gestern Mittag in den Mannschaftsbus Richtung Berlin stieg, war seine Stimmung prächtig: „Wir haben nach der letzten Heimniederlage den Optimismus nicht verloren.“ Das wäre auch einigermaßen absurd, schließlich stehen die Nürnberger vor einem Auswärtsspiel. Auswärts haben sie in dieser Saison schon viermal gewonnen, zu Hause nur zweimal. 14 ihrer 24 Punkte holten sie auf fremdem Terrain, im heimischen Frankenstadion hingegen, wo das Publikum schon pfeift, wenn es zur Halbzeit noch 0:0 steht, tun sie sich schwer: „Auswärts, wenn wir tiefer stehen können, ist es für uns leichter“, sagt Wolf. Dafür haben die Nürnberger mit Mannschaften, die selbst sehr defensiv auftreten, ihre Probleme.

Für Martin Bader, den Manager der Nürnberger, ist das nicht ungewöhnlich. „Wir sind als Aufsteiger eben immer noch in einer Lernphase.“ Trotzdem klagt Trainer Wolfgang Wolf: „Wir machen mit unserer jungen Mannschaft defensiv zu viele Fehler.“ Wobei das auch für Routiniers wie den 32 Jahre alten Tomasz Hajto gilt, der vor einer Woche bei der Niederlage gegen den Hamburger SV das 1:2 verschuldet hatte. Weil ihm zum wiederholten Male ein Stellungsfehler unterlief, wird er heute in Berlin nicht spielen.

Jürgen Klopp, der Trainer des Mitaufsteigers FSV Mainz 05, hat dem Club „eine wahnsinnige Qualität im Konter“ zugeschrieben. Die Nürnberger brauchen viel Platz für ihr Spiel, dann aber verläuft die Umschaltbewegung von Defensive auf Angriff blitzschnell. Direkt nach der Balleroberung schwärmen die Offensiven fächerförmig aus, mittendrin der nominelle Mittelfeldspieler Marek Mintal, der mit 14 Saisontreffern der zurzeit beste Torschütze der Bundesliga und eine der Schlüsselfiguren im Nürnberger Konterspiel ist. Mintal wird von Fernsehreportern häufig als „Phantom der Liga“ bezeichnet, weil seine Qualitäten nur schwer zu fassen sind. Die Trainer des Gegners machen nach Nürnberger Toren dann auch meistens „Probleme bei der Zuordnung“ geltend.

Heute gegen Hertha wird den Nürnbergern allerdings Stürmer Markus Schroth fehlen, der mit seiner Spielintelligenz wie geschaffen ist für das laufintensive Konterspiel Wolfscher Prägung: „Markus ist kaum zu ersetzen“, sagt der Trainer. Weil der Mannschaft dadurch auch eine kopfballstarke Anspielstation im Sturmzentrum fehlt, „müssen wir in Berlin versuchen, über flache Bälle in die Spitze zum Erfolg zu kommen“.

Wolfgang Wolf, 47,

ist seit April 2003 Trainer des 1. FC Nürnberg. Seine Mannschaft spielt auswärts erfolgreicher als zu Hause. Viermal hat sie bereits auf fremdem Platz gewonnen.

Christoph Ruf

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