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AUSWÄRTS Spiel: BFC Dynamo – Tennis Borussia

29. März, Sportforum, 200 Polizisten bewachen 1200 Fans

Bodo Rudwaleit hat eine tolle Karriere hingelegt: In Moskau hat er bei den Olympischen Spielen 1980 die Silbermedaille mit der DDR erkämpft, zehn Mal wurde er mit dem BFC Dynamo Meister, zuletzt 1988. Lang ist’s her, 20 Jahre, ein kleines Jubiläum steht also bald an in Hohenschönhausen. Und Bodo „Eierkopp“ Rudwaleit, 50, arbeitet noch immer für seinen Verein. Er ist der Torwarttrainer.

Es ist kurz vor 14 Uhr an diesem kühlen Sonnabend, als Bodo Rudwaleit vom Nachbarplatz kommt, wo er den Keeper warm geschossen hat. „Bodo, heute zu null!“, rufen die Groupies entzückt, als ihr Liebling vorbeiläuft und lächelnd winkt.

Die Groupies beim BFC sind längst aus dem Teenageralter raus. Viele haben im Mai 1988 den zehnten Titel in Serie bejubelt. Und sicherlich hat später auch so mancher zum Ruf des BFC beigetragen, als der noch Tummelplatz war von rechten Hooligans. Beim Heimspiel gegen Tennis Borussia hängt im Gästeblock demonstrativ eine Antifa-Fahne.

Ein BFC-Fan trägt auf der Gegengerade stolz den Zahlencode „1.3.1.2.“ auf seiner Jacke. Jeder Buchstabe gibt den Platz im Alphabet an, also „A.C.A.B.“. Das heißt: „All Cops Are Bastards“. Den 200 Polizisten ist’s egal. Die Hooligans gehen zwar noch hin, aber sie sind ruhiger geworden, sagen Ermittler. „Die wollen ihrem Verein nicht schaden.“ Und so stehen auf den Tribünen längst auch Opas, Kinder und Fans aus dem alternativen Milieu, die sich mit den anderen BFC-Fans auf einen Minimalkonsens verständigt haben: Keine Nazisprechchöre. Für das neue Fanmagazin haben sie sich den passenden Namen „Zugriff“ ausgedacht.

Gegen TeBe sind 1200 Fans gekommen, das ist viel für die Oberliga. Pils und Bockwurst kosten 4,20 Euro, der Wind ist kalt, der BFC Dynamo schießt schnell das 1:0. Torschütze: Robert Rudwaleit, der Sohn von Bodo. Wenig kreativ stänkern da ein paar Jungs: „Lila-Weiße, West-Berliner Scheiße!“ Die TeBe-Fans lächeln gelangweilt, auch beim BFC verdrehen viele genervt die Augen. Kinderkram.

Nach dem Spiel – es endet 2:1 und war, nun ja, viertklassig eben – spurten ein paar Jungschläger die Straße entlang und wollen zu den TeBe-Fans. Da rufen die Hooligan-Fahnder der Polizei laut „Hey!“ – und der Mob kuscht schnell. Die Alten sitzen längst in der Kneipe und gucken lieber entspannt Erstliga-Fußball. André Görke

Hier berichten Fans von Spielen aus aller Welt. Mail: 11freunde@tagesspiegel.de

André Görke

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