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AUSWÄRTS Spiel: Calcio Catania – Lazio Rom

20. April, Stadio Massimino, Catania: 14 Monate nach dem Tod eines Polizisten

Im Stadio Massimino steht seit Neuestem ein Schild: „Die Blume des Friedens soll blühen aus der Asche der Gewalt.“ So wird am Fuße des Ätna an das fatale sizilianische Derby Catania gegen Palermo erinnert, bei dem vor 14 Monaten der Polizist Filippo Raciti ums Leben kam. Die neuen Sicherheitsvorschriften in den italienischen Stadien – Einlass nur noch mit personalisierten Tickets und Personalausweis – führen zu langen Schlangen in der sizilianischen Frühsommerhitze.

Erst ein paar Tage vor dem Spiel wurden in Catania 13 Ultras verhaftet, die mit den Ausschreitungen am 2. Februar 2007 in Verbindung stehen sollen. „Fuori ultras dalle galere!“ fordern deshalb die Sprechchöre in der berüchtigten Curva Nord: Lasst die Ultras frei! Die übrigen Stadionbesucher, 16 300 sind gekommen, verweigern den Capi jedoch die Gefolgschaft – sie kontern mit Pfeifkonzerten.

Im Stadion geben auf einmal Besitzer von Familiendauerkarten, Studenten und die Kiebitze mit den faltbaren Sitzkissen den Ton an: „Carabiniere o poliziotto, uno di noi!“ Ob Polizist oder Wachmann, einer von uns! Die 50 Lazio-Fans sehen von ihrem Gästekäfig aus einem Aufstand gegen die Ultras zu.

Auf dem Feld entwickelt sich derweil ein recht munteres Spiel: Die Rossazurri aus Catania, die seit Beginn des Monats von der Torwartlegende Walter Zenga trainiert werden, benötigen dringend einen Heimsieg, um sich endgültig von den Abstiegsrängen abzusetzen. Die Sizilianer haben nach den ersten zehn Minuten zwei Lattentreffer zu verzeichnen. Ein Foulelfmeter, sicher verwandelt von Publikumsliebling Jonatha Spinesi, bringt die Führung. Lazio hingegen enttäuscht. Es ist bezeichnend für den Niedergang des Meisters von 2000, dass eine Viertelstunde vor Schluss der fast vergessene Igli Tare eingewechselt wird, der – mit merklich lichter gewordener weißer Haarpracht – in Altherrenmanier über den Platz schleicht. Früher hat er für Karlsruhe, Düsseldorf und Kaiserslautern gespielt, das Karriereende naht.

Am Ende bringt Catania die Führung über die Zeit, und die Tifosi gehen zufrieden heim: Viel wichtiger als der Sieg auf dem Rasen war das Zeichen, das sie heute auf den Rängen gesetzt haben. Christopher Maierhöfer

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Christopher Maierhöfer

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