zum Hauptinhalt

Sport: Ausweg Aberdeen

Ein Sieg heute gegen die Schotten würde Hertha nicht nur im Uefa-Cup helfen

Von Michael Rosentritt

Berlin. Der Fußballtrainer Huub Stevens hat momentan nicht viel zu sagen. Es läuft nicht wie erhofft bei seinem Verein Hertha BSC. Im DFB-Pokal hat sich die Mannschaft bei erster Gelegenheit verabschiedet, in der Bundesliga ist sie ins defensive Mittelfeld abgerutscht, und neuerdings wähnt Hertha noch die Schiedsrichter gegen sich. Was soll man da sagen, einen Tag vor dem Uefa-Cup- Rückspiel gegen den FC Aberdeen?

Manager Dieter Hoeneß spricht nach dem „Aufregerspiel vom Wochenende“ gegen 1860 München, das offenbar noch negative Konsequenzen haben wird (siehe Kasten), von einem „sehr wichtigen Spiel“, das da seinem Team bevorstehe. Das ist im Allgemeinen nie falsch, aber im Speziellen eine diplomatische Umschreibung der Situation. Vor zwei Wochen hat Hertha in Schottland 0:0 gespielt. Wie problematisch so ein Hinspiel- Ergebnis sein kann, haben die Berliner im vergangenen Dezember erfahren. Damals folgte einem 0:0 in Genf ein 0:3 in Berlin. Hertha schied zum zweiten Mal in Folge in der dritten Runde des Uefa-Cups aus. „Unser regelmäßiges Scheitern ist fast ein Running- Gag“, hatte Hoeneß seinerzeit gesagt und für die neue Saison das Erreichen der vierten Runde zum Ziel erklärt. Aber jetzt sagt Hoeneß: „Wer in die vierte Runde will, muss erst mal die zweite Runde erreichen.“

Natürlich konnte keiner vorhersehen, dass es diesmal schon in der ersten Runde so eng werden würde. In den beiden vergangenen Jahren überwand Hertha in den ersten beiden Runden Gegner wie Zimbru Chisinau (Moldawien), Amica Wronki (Polen) beziehungsweise KVC Westerlo (Belgien) und Viking Stavanger (Norwegen). Im Winter 2000 scheiterte Hertha an Inter Mailand, ein Jahr später an Servette Genf. Zumindest in den ersten Runden ist der Uefa-Cup ein denkbar undankbarer Wettbewerb, mit kaum attraktiven Gegnern, hohen Organisationskosten und der ständig drohenden Aussicht auf eine sportliche Blamage. Daran aber denkt Stevens nicht. „Nein“, antwortete Stevens auf die Frage, ob er sich mal das Video von Herthas Spiel gegen Genf angeschaut habe. „Mich interessiert nur das Heute und Morgen.“ Überhaupt haben sie alle bei Hertha darauf verzichtet, das belastende Material aus dem Dezember 2001 noch einmal hervorzukramen. „Das muss man sich nicht mehr antun“, sagt Hoeneß, „bei uns weiß jeder, worum es gegen Aberdeen geht.“

Nach dem Aus in der ersten Runde des DFB-Pokals hatte der Manager von einem „Imageschaden“ gesprochen. Ein Ausscheiden heute aus dem Uefa-Cup hätte handfestere Folgen. Der Etatplan Herthas sieht das Erreichen der dritten Runde vor. „Diesen Posten müssen wir einspielen“, sagt Hoeneß. Er schlägt auch vor, wie es gelingen soll: „Wir müssen die Initiative ergreifen, aber auch gefeit sein, mal in Rückstand zu geraten.“

Die Mannschaft sei „noch näher“ zusammengerückt, sagt Stevens. Er muss „noch näher“ sagen, weil er das schon nach einer vorangegangenen Niederlage gesagt hat. Heute muss gewonnen werden. Andernfalls steht zu befürchten, dass die Mannschaft so nahe zusammengerückt ist, dass sich alle auf den Füßen stehen.

NAME

Zur Startseite