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Sport: Autogrammstunde in Schanghai

Die deutsche Degenfechterin Britta Heidemann hat es in China bis ins Fernsehen und in ein Hochglanz-Sportmagazin gebracht

Berlin - Maria Martinez winkelte die Beine an, als sie in die Luft sprang. Der Kopf war gesenkt, die Landung hatte etwas Stampfendes. Maria Martinez aus Venezuela sah aus wie ein trotziges Kind, das heftig protestierte, weil ihr die Mutter kein Eis kaufte. Andererseits: War das nicht auch verständlich? Die Degenfechterin Martinez ist die Nummer 99 der Weltrangliste, wie oft kommt so eine in ein Turnierfinale und zwingt dann noch eine Olympia-Zweite und WM-Dritte in die Verlängerung? Und dann siegt diese WM-Dritte 15:14. Britta Heidemann zeigte triumphierend und erleichtert die Faust, als Martinez hüpfte. Sie hatte jetzt den Steglitzer Pokal gewonnen, in einem vornehmen Berliner Hotel, weil das Haus zugleich ein wichtiger Sponsor des Turniers ist und deshalb das Finale in einem Salon ausgetragen wurde. Der Steglitzer Pokal ist kein sehr bedeutsames Turnier, Heidemann hat auch lange nicht das Letzte gegeben, aber eine Niederlage wäre doch etwas peinlich gewesen. Sie ist die Nummer 16 der Weltrangliste.

Vor allem aber ist sie eine Hoffnungsträgerin des deutschen Fechtens. Sie ist erst 22 Jahre alt, aber mit der Mannschaft hat sie schon Olympiasilber und vor einem Monat WM-Bronze gewonnen. „Olympia 2008 in Peking ist mein großes Ziel“, sagt Heidemann. Sie sagt das weicher als andere Sätze, Peking 2008, das Thema hat für sie auch Emotionales. „Ich liebe China“, sagt sie. Britta Heidemann von Bayer Leverkusen studiert Chinesisch, sie war schon neun Mal in China. Und sie hat’s dort schon bis ins chinesische Fernsehen gebracht und zu sieben Foto-Seiten in einem Hochglanz-Sportmagazin. Außerdem gibt es Autogrammkarten von ihr mit chinesischen Schriftzeichen. Eine bekannte Nummer für chinesische Sportfans ist sie dadurch noch nicht, aber immerhin hat „so etwas niemand sonst aus dem deutschen Fechter-Lager erreicht“, sagt sie.

Eigentlich sollte sie für die Bayer AG in China werben, als Erfolgsmodell, das Siege holt und trotzdem ein anspruchsvolles Studium bewältigt, mit Unterstützung eines Sponsors natürlich. „Das finden Chinesen außerordentlich spannend“, sagt Heidemann.

Bayer China ließ Heidemann-Autogrammkarten drucken und organisierte fünf Vorträge von ihr über Konzentration und Meditation. Die Vorträge waren ihre Idee. Sie stand dann auch in Schanghai auf der Bühne, nur stellte sie bald irritiert fest, dass ihre Zuhörer dösten. Also holte sie einen der Studenten auf die Bühne und integrierte ihn ins Programm. Das sicherte ihr Aufmerksamkeit und eine ergreifende Erkenntnis: „Jetzt weiß ich, wie sich ein Star fühlt.“ Denn nach dem Vortrag kamen alle 300 Studenten und schüttelten ihre Hand. Eine Stunde lang gab sie Autogramme.

Irgendwann wurde auch das chinesische Fernsehen auf sie aufmerksam. Ein Anruf bei ihr, am nächsten Tag schon war alles geklärt. Ein Team eines nationalen Sportkanals rückte an und filmte Heidemann, wie sie mit behinderten Kindern focht und Motivations-Tipps gab. Das Porträt, das dann ausgestrahlt wurde, dauerte eine Stunde.

In Athen, bei den Olympischen Spielen, hatte Britta Heidemann zudem chinesische Journalisten kennen gelernt. Die stellten dann Kontakte zu Redakteuren eines Sport-Magazins her, als die Deutsche mal wieder in China war. Ein Foto-Shooting folgte, dann wurden seitenweise Heidemann-Bilder gedruckt. Denn Britta Heidemann, blondes, langes Haar, 1,80 Meter groß, sieht gut aus. „Ein Naturvorteil“, sagt sie. Die 22-Jährige wirkt nicht eingebildet. Wenn sie von den Auftritten erzählt, fehlt ein affektierter Unterton. „Aber dass mir diese Aufmerksamkeit gefallen hat, das muss ich schon sagen.“ Das ist sie schließlich nicht gewöhnt.

Es ist noch unklar, ob sie in China arbeiten wird, sie muss ohnehin erst ihre Diplom-Prüfungen bestehen. Aber wenn sie dort einen Job annehmen sollte in einer der Millionen-Städte, dann wird sie den Kontakt zum flachen Land pflegen. Denn Britta Heidemann „faszinieren in China die einfachen Leute“.

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