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Sport: Badminton sucht den Superstar

Wie eine Sportart um Aufmerksamkeit kämpft

Von Katrin Schulze

Berlin - Das Jahr 2006 war für den deutschen Badmintonsport das erfolgreichste seiner Geschichte. Doch trotz mehrerer Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften wird die Sportart in der Öffentlichkeit nur marginal beachtet. Während bei einem Fußball-Länderspiel zwischen Deutschland und England ein großes Stadion vollständig besetzt wäre, lockte die gleiche Begegnung im Badminton zuletzt nur 800 Zuschauer in die Sporthalle des Sportforums Berlin. Das geringe Interesse hat verschiedene Gründe. „Zum einen liegt es an der Tradition, zum anderen am Erfolg“, erklärt Martin Kranitz, der Sportdirektor des Deutschen Badminton-Verbandes (DBV). „Wenn man einen großen Star hätte, würde es mit der gesamten Sportart vorwärts gehen.“

Das Potenzial zur Weltklassespielerin bringt immerhin eine mit: die 24-jährige Juliane Schenk vom EBT Berlin. Sie bestritt beim Länderspiel in Berlin sowohl das Einzel als auch das Doppel. „Juliane ist eine Schlüsselspielerin für uns, weil sie vielfältig einsetzbar ist“, sagt Trainer Jeroen van Dijk. Schenk selbst will auch zukünftig auf diese Strategie setzen, obwohl die Vorbereitung für beide Spielarten sehr unterschiedlich ist. Bis zu fünf Stunden am Tag muss sie trainieren. „Da bleibt nicht mehr viel Zeit für andere Dinge“, sagt die Sportsoldatin, die durch ihre Eltern zum Badminton gekommen ist.

An der Sportart faszinieren Schenk vor allem die verschiedenen Komponenten Technik, Strategie und Kraft. Wenn man mit der zurückhaltend wirkenden Spielerin spricht, ist es schwer vorstellbar, wie aggressiv sie eine Partie bestreitet. Nach fast jedem erfolgreichen Spielzug ballt sie die Faust. Kann sie einen längeren Ballwechsel gewinnen, ist schon mal ein Schrei zu hören. In der Begegnung gegen die Engländerin Tracy Hallam, die Schenk souverän gewonnen hat, verzog sie keine Miene, ihr Blick wirkte angespannt und konzentriert. Ihren Erfolg schreibt die 24-Jährige zum Teil ihrer Unbekümmertheit zu. „Ich habe einen eher extravaganten Spielstil“, sagt sie. „Ich bin noch grün hinter den Ohren und probiere deshalb oft was Neues aus.“

Dass die deutsche Mannschaft in Berlin trotz des Einzelerfolgs von Schenk 2:3 verlor, hat keine große Bedeutung. Denn insgesamt konnte die Mannschaft die zum ersten Mal ausgetragene und mit 2000 Euro dotierte Team-Challenge gewinnen, weil sie zuvor beide Partien gegen England für sich entschieden hatte. Außerdem gilt der Wettkampf in erster Linie der Vorbereitung auf die Mannschafts-Weltmeisterschaft, viel wichtiger für Trainer van Dijk ist die anstehende Olympia-Qualifikation. „Peking ist eine Badminton-Hochburg. Mein großes Ziel ist es, dort hinzukommen und erfolgreich zu sein“, sagt Juliane Schenk, die sich auch ohne gute Olympiaplatzierungen manchmal mehr Ruhm wünscht: „Klar, wäre es schön, wenn meine Erfolge in der Öffentlichkeit mehr akzeptiert und gewürdigt würden.“

Über wachsende Anerkennung konnte sich der Badmintonsport immerhin in Dessau freuen, dort wollten vor kurzem mehr als 2000 Menschen eines der Länderspiele gegen England sehen. Eine Rekordkulisse. Und eine kleine Hoffnung.

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