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Freie Bahn. Ab Donnerstag finden im Berliner Velodrom die Bahnrad-Europameisterschaften statt.

© dpa

Bahnrad-EM in Berlin: Deutsches Team fährt im engsten Kreise

Bei der Bahnrad-EM in Berlin geht die deutsche Mannschaft dezimiert an den Start, kann aber auf Rückkehrerin Lisa Brennauer zählen.

Fast vier Jahre lang hat sie kein Bahnrad in der Hand gehabt und dann geht’s gleich zur Europameisterschaft, die am Donnerstag im Berliner Velodrom beginnt. Bange vor Herausforderungen ist Lisa Brennauer bestimmt nicht. Gerade einmal vier Wochen hatte die 29-Jährige nach der Straßen-WM in Norwegen Zeit, um sich wieder in ihren alten, neuen Sport einzufinden. Denn ein Neuling auf der Bahn ist sie nicht, höchstens etwas eingerostet: Zwischen 2011 und 2014 holte sie Titel im Einzelzeitfahren, der Einerverfolgung, im Omnium und im Scratch. Danach war sie aber hauptsächlich auf der Straße unterwegs, wurde Zeitfahrweltmeisterin und fährt ab kommender Saison für das Team Wiggle High5. Was sie auf die Bahn zurückzog? „Ich will es nicht leugnen: Seit ich wusste, dass die EM nach Berlin kommt, habe ich damit geliebäugelt“, sagt sie.

Von der Straße zurück auf die Bahn - eine Umstellung

Mitte des Jahres kam dann die Anfrage von Ausdauer-Bundestrainer André Korff und dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) – Brennauer sagte zu. Anstatt wie ihre Teamkolleginnen in die Winterpause zu gehen, reiste sie nach einer nur kurzen Auszeit zum Bahnlehrgang nach Frankfurt (Oder), um sich in den intensiven Trainingsplan der deutschen Auswahl einzufinden: Nach einer leichten Auflockerung auf dem Rennrad ging es zum intensiven Bahntraining in die Halle – eine heftige Umstellung für die Spezialistin aus dem Straßenrennsport, bei dem sie seltener an oder über ihre Grenze hinaus gehen musste. „Da brummten mir abends ganz schön die Beine“, sagt Brennauer.

Auf der Straße muss die Mannschaft das Tempo über Stunden halten können, auch gegen harsche Wetterbedingungen. Auf der Rennbahn spielt das keine Rolle: Lediglich 4000 Meter fahren die Viererteams, etwas mehr als vier Minuten dauert ein Rennen. Auf der Bahn bläst auch kein Gegen-, Seiten- oder Rückenwind, dafür muss bei der Verfolgung das Tempo genau sitzen. „Ich habe nicht mehr ganz das Gefühl für die Geschwindigkeit“, sagt Brennauer. „Auf der Bahn spielt eine viel größere Rolle, was der Einzelne macht.“ Bei ihren Teamkolleginnen holt sie sich deshalb taktische Ratschläge. Nach der Vorbereitungsphase ist sie nun zuversichtlich. „Ich sehe es eher als Vorteil, dass ich mit der WM-Vorbereitung in den Beinen hierher fahre“, sagt Brennauer. Es sei ihr sowieso lieber, ihre Saisonpause in den November zu verschieben und dann nicht bei Regen und Kälte Grundlagentraining auf der Straße abzuspulen.

Frohen Mutes ist auch Trainer Korff. Er hofft, dass Brennauer gemeinsam mit Straßen-Meisterin Lisa Klein, Rekordhalterin Gudrun Stock und Charlotte Becker die Teamverfolgung am Donnerstag gewinnen kann. „Wir liebäugeln mit dem deutschen Rekord im Vierer“, verriet Korff. Die schärfsten Konkurrentinnen der Deutschen sind die Britinnen mit Katie Archibald, die im vergangenen Jahr in Rio Olympiasieg und Weltrekord holten.

Mit dem "Feldlazarett" zur EM

Während es im Ausdauersegment gut aussieht für die Deutschen bei ihrer Heim- EM, haben die anderen Sparten mit Ausfällen zu kämpfen. „Man könnte meinen, wir sind hier mit einem Feldlazarett angereist“, sagte Bahnrad-Star Kristina Vogel. Die neunfache Weltmeisterin tritt am Sonntag im Teamsprint an, gemeinsam mit Miriam Welte, die mit einer Erkältung zu kämpfen hatte. Bei einem Fixie-Rennen in Mailand stürzte zudem Steher Stefan Schäfer, kündigte aber trotzdem seine Teilnahme an. Trainer Mario Vonhof sieht auch so Medaillenchancen. „Ich lasse mir taktisch etwas einfallen“, sagte er.

Als Hauptkonkurrenten nannte er die Teams aus den Niederlanden, der Schweiz und Italien. Ebenfalls gebeutelt ist Lucas Liss: Seit fast einem Jahr hat der Omnium- und Scratch-Spezialist mit einem eingeklemmten Nerv im Rücken zu kämpfen, Dauerakkupunkturnadeln stecken in seinem Nacken und nach wenigen Stunden Training wird der Schmerz unerträglich. „Ich muss aufhören, wenn wir eigentlich schon anfangen“, sagt der 25-Jährige. Kurzzeit-Bundestrainer Detlef Uibel musste ebenfalls mit Krankheitsfällen umgehen: „Bis auf Maximilian Levy waren eigentlich alle krank.“. Seine Prognose: „Mit vier Medaillen sind wir gut dabei.“

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