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Sport: Bahnradsprint: Nur die Statistik stört

Jens Fiedler war nicht traurig. Im Gegenteil: "Die Bronze ist genauso geil, als wenn ich Gold geholt hätte", jubelte der Sprint-Olympiasieger von Barcelona und Atlanta.

Jens Fiedler war nicht traurig. Im Gegenteil: "Die Bronze ist genauso geil, als wenn ich Gold geholt hätte", jubelte der Sprint-Olympiasieger von Barcelona und Atlanta. Schön: Dreimal Gold in derselben Disziplin wäre einmalig gewesen und "hätte die Krone bedeutet". Doch weil der Chemnitzer ein Sonnyboy und kein Miesepeter ist, erkannte er den Sieg des amerikanischen Hünen Marty Nothstein im Halbfinale an: "Marty war der Beste von uns allen." Im Finale besiegte der Koloss aus Pennsylvania, 1,87 Meter groß und 96 Kilo schwer, den Franzosen Florian Rousseau ebenso deutlich in nur zwei Läufen wie vorher den Deutschen und fand sich belohnt "für all die Opfer, die ich vier Jahre lang gebracht habe". Nur Sydney habe er seit der Niederlage in Atlanta im Kopf gehabt. Dort hatte ihn Jens Fiedler im Finale niedergehalten - ebenfalls in zwei Läufen. Revanche gelungen. Auch für Jens Fiedler: Er rechnete im Kampf um die Bronzemedaille mit dem französischen Weltmeister Laurent Gane ab, der ihm vor zehn Monaten das Heimspiel bei der WM in Berlin verdorben hatte. "Das lag mir immer noch im Magen", bekannte er.

In allen vier Medaillensprints hatte der 30-Jährige das Heil im frühen Antritt von der Spitze gesucht, gemäß der Anordnung seines Trainers Karsten Schmalfuß, dass er auf der verhältnismäßig kurzen Zielgeraden nur aus dieser Position gewinnen könne. Beim ersten Duell hätte es fast gereicht, doch mit einem "Panthersprung" warf der Amerikaner sein ganzes Schwergewicht vor dem Zielstrich in die Waagschale. Der Ruck reichte für eine Reifenbreite. Beim zweiten Mal war es eine Radlänge. Mit der gleichen Souveränität hielt Fiedler dann Gane in beiden Duellen um Bronze nieder. "Ich gehe erhobenen Hauptes aus diesem Turnier."

Die Jagd nach Gold muss für Jens Fiedler ja noch nicht vorbei sein. Am heutigen Donnerstag hat er eine zweite Chance, im japanischen "Kampfsprint", wie Keirin übersetzt heißt. Diese "Schubserei" im Pulk mit fünf Konkurrenten macht ihm ohnehin inzwischen mehr Spaß als der Zweikampf. In den beiden letzten Jahren wurde er Weltmeister in diesem Massengerangel, einem japanischen Volks- und Wettsport. "Keirin ist jetzt meine große Liebe", sagte Fiedler, auch, weil er sich in den letzten Jahren von reiner Schnelligkeit zu mehr Ausdauer entwicklet habe. Auch diese zweite Chance ist noch nicht seine letzte: 2004 in Athen will Fiedler, dann 34-jährig, bei seinen vierten Olympischen Spielen noch einmal angreifen. Für ihn sind aller guten Dinge eben vier. Dreimal Gold im Sprint gewinnen sei, so Trainer Schmalfuß, ohnehin nur "eine Forderung der Statistik" gewesen.

Hartmut Scherzer

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