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Ballack

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Ballack: Genug spekuliert

Chelsea verliert, der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft bleibt in London.

Von Markus Hesselmann

Wild fuchtelnd lief José Mourinho zwischen Bank und Auslinie hin und her. In der Hitze des Sonntagnachmittages war der Trainer des FC Chelsea alles andere als sommerlich träge. Mit Schlips und Kragen stand er am Spielfeldrand – als Kompromiss an die für London ungewöhnlich hohen Temperaturen hatte er wenigstens das Jackett weggelassen – und wies hektisch mit beiden Armen in Richtung gegnerisches Tor. Stellt euch nicht hinten rein, sagten seine Gesten, orientiert euch nach vorn, spekuliert auf Fehler des Gegners, übt mehr Druck aus, auch wenn ihr den Ball nicht habt – der portugiesische Trainer des FC Chelsea gab seiner Mannschaft eine Offensivlektion. Dabei war Pokalsieger Chelsea im Spiel um den englischen Supercup gegen Meister Manchester United ohne echte Stürmer angetreten. Didier Drogba und Andrej Schewtschenko waren verletzt. Claudio Pizarro, zur neuen Saison von Bayern München nach London gekommen, hatte Mourinho zunächst auf der Bank gelassen. Deshalb mussten an diesem Nachmittag im Wembleystadion Chelseas Mittelfeldspieler stürmen. Am besten gelang dies dem neuen Mann Florent Malouda. Nach einem dynamischen Sololauf über die linke Seite glich der französische Nationalspieler, der vom Französischen Meister Olympique Lyon geholt worden war, kurz vor der Pause den Führungstreffer von Ryan Giggs aus.

Am Ende gewann Manchester United im Elfmeterschießen. Torwart Edwin van der Sar hielt dreimal. Pizarro, in der zweiten Halbzeit für Malouda eingewechselt, gehörte zu Chelseas Fehlschützen. „Es stimmt mich zuversichtlich, dass Manchester United trotz allem nicht besser war als wir“, sagte Mourinho mit Blick auf die vielen Ausfälle. Allerdings trat Manchester United auch noch ohne Owen Hargreaves an. Bei Chelsea fehlen kurz vor dem Saisonbeginn am Wochenende neben Drogba und Schewtschenko auch die ebenfalls verletzten Stars John Terry und Michael Ballack.

Immerhin scheint jetzt klar, dass der Kapitän der deutschen Nationalelf in London bleibt. Um Berichte zu entkräften, nach denen Ballack angeblich vor einem Wechsel zu Real Madrid stehe, verbreitete Chelsea gestern eine Erklärung des Mittelfeldspielers. „Ich bin sehr glücklich in London, professionell und familiär“, sagte Ballack. „Die Spekulationen, ich könnte weggehen, sind unwahr.“ Er habe nie Kontakt zu Real Madrid gehabt.

Die Gerüchte über einen Wechsel Ballacks waren aufgekommen, weil Bernd Schuster, der deutsche Trainer des Spanischen Meisters, ihn gern geholt hätte. „Ich engagiere mich voll für Chelsea“, sagte Ballack. „Ich bin hergekommen, um Trophäen zu gewinnen und im englischen Fußball erfolgreich zu sein. Ich möchte, dass die Fans das wissen.“

Der Hinweis auf die Fans ist auch als Versöhnungsgeste zu verstehen. Denn in der vergangenen Saison hatte es zuweilen Buhrufe gegen den Deutschen gegeben. Einige Fans hatten offenbar mehr von ihm erwartet. Doch längst nicht alle denken so. „Die Schwachköpfe, die Ballack ausgebuht haben, sollten lieber gleich Manchester United unterstützen“, schrieb Rob Hobson von der Fan-Homepage CFCNet.co.uk jetzt in einem Beitrag für die Sonntagszeitung „Observer“.

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