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© AFP

Barcelonas wundersamer Wandel: Eine Stadt im Torrausch

Vor einem halben Jahr übernahm Barcelonas neuer Trainer Pep Guardiola von Frank Rijkaard ein demotiviertes Team. Jetzt begeistert die Mannschaft mit neuen und alten Stars.

Thierry Henry lieferte die große Show: Den Ball schob sich der Franzose zum Schwangerschaftsbauch unters Trikot, als er sich nach dem 4:0-Sieg gegen den FC Valencia für seinen Hattrick bejubeln ließ. Der Mann, der als müder Abklatsch seiner selbst beim FC Barcelona seinen Dienst angetreten hatte, spielt als zentraler Stürmer wieder wie zu seinen besten Zeiten und schießt Tore, Tore, Tore.

Torjäger Eto'o sollte im Sommer noch verkauft werden

Solche Wandlungen gibt es bei den Katalanen derzeit häufig, zuletzt bei Samuel Eto’o. Im Sommer stand er, als Drückeberger verschrien, auf der Verkaufsliste; Anfang November wurde er mit seinen vier Treffern beim 6:0 gegen Valladolid zu einem der neuen alten Helden des FC Barcelona. Und natürlich partizipieren auch die Dauerlieblinge Lionel Messi, Bojan Krkic, Andrés Iniesta und EM-Star Xavi am Torsegen. Die Kantersiege gegen Almería (5:0), Gijón (6:1) oder Atlético Madrid (6:1) boten Gelegenheit genug. 44 Tore verzeichnet der Tabellenführer am vierzehnten Liga-Spieltag, dazu kommen 16 Treffer aus der Champions League.

Als der Trainer Pep Guardiola vor einem halben Jahr antrat, um von Frank Rijkaard ein demotiviertes Team zu übernehmen, hätte das alles kaum jemand für möglich gehalten. Damals galt als Guardiolas größte Qualifikation seine Herkunft. Der Mann aus dem katalanischen 6000-Seelen-Dorf Santpedor ist mit dem FC Barcelona aufgewachsen. 1990 holte Johann Cruyff den schmächtigen Mittelfeldspieler aus der Jugendabteilung zu den Großen. Das offensive Kurzpassspiel mit seinen drei Stürmern, dem sich der Klub unter Cruyff verschrieb, ist längst zum genetischen Code des FC Barcelona geworden. Und der ehemalige Spielmacher Guardiola ist Teil dieser DNA. Da spielte es für den Vorstand keine Rolle mehr, dass Guardiola mit gerade einmal einem Jahr in der vierten Liga eher geringe Berufserfahrung aufweisen konnte.

Elf Profis  kommen aus der eigenen Jugend

So wie Cruyff betreibt auch Guardiola strikte Nachwuchsförderung. Die Spieler rotieren munter, immer aber stehen fünf bis sieben auf dem Platz, die bereits als Kinder oder Jugendliche im blauroten Trikot trainierten. Elf Profis aus dem aktuellen 24-Mann-Kader lernten in Barcelonas Fußballschule. „Ich brauche mich nicht umzugucken, ich weiß einfach, was die anderen als nächstes tun werden“, sagt Andrés Iniesta. Pep Guardiola lässt viele taktische Spielzüge üben. Es heißt, er habe sich für jeden Gegner bereits ein individuell abgestimmtes Manöver ausgedacht, inklusive Geheimzeichen für das Team.

Frank Rijkaard hat mit Barcelona zwei Meistertitel und einen Champions-League-Pokal geholt. Aber am Ende zog Laissez faire im Kader ein. Guardiola dagegen, der auch am Spielfeldrand stets blank gewienerte Anzugsschuhe trägt, predigt Disziplin und Bescheidenheit. Davon bringen ihn auch Erfolge nicht ab. Der Presse beschied er in diesen Tagen: „Basta, es reicht mit den Lobhudeleien auf mich.“

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