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© AFP

Barcelonas Xavi: Der Musiker zum Tanz mit dem Ball

Beim 2:0 in Madrid gegen Real glänzt Barcelonas Mittelfeldspieler Xavi als Vorlagengeber.

Wenn selbst die Real sehr nahestehenden Madrider Fußballzeitungen Lobgesänge auf einen Spieler Barcelonas anstimmen, muss etwas Besonderes geschehen sein. „Er bestimmte die Musik zu Barças Tanz mit dem Ball“, schrieb „As“. „Er sieht den Fußball einige Sekunden vor den anderen Spielern“, lobte „Marca“. Und „ABC“ schwärmte: „Er hat den Effekt eines Steines, den man ins Wasser wirft: Mit ihm erweitert sich Barças Spiel in konzentrischen Kreisen.“

Gemeint war nicht Weltfußballer Lionel Messi, der im „Clasico“ zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona vor 80 000 Zuschauern das 1:0 erzielt hatte. Auch nicht Pedro, der in der zweiten Halbzeit mit Barças zweitem Torschuss zum 2:0-Endstand traf. Die Hymnen bezogen sich auf Xavier Hernandez i Creus, genannt „Xavi“.

Der 30-Jährige gab mit zwei Traumpässen die Vorlagen zu beiden Toren. Und Xavi hätte noch weitere Treffer aufgelegt, wenn seine Mitspieler den Ball nur so früh sehen könnten wie er und Reals starker Torwart Iker Casillas nicht im Weg gestanden hätte. So blieb es in einem sehr intensiven, aber an Torchancen armen Spitzenspiel beim 2:0. Barcelona führt nun mit drei Punkten Vorsprung auf Real die Tabelle an und hat sieben Spieltage vor Ende der Saison gute Aussichten auf die zweite Meisterschaft in Folge. Denn auch bei gleicher Punktezahl spräche der direkte Vergleich für Barça, das auch das Hinspiel in Katalonien 1:0 gewann.

Sollte Barcelona, das auch im Halbfinale der Champions League steht, eine ähnlich erfolgreiche Saison spielen wie die letzte, als alle sechs möglichen Titel gewonnen wurden, wäre das vor allem Xavis Verdienst. Trainer Josep Guardiola nennt den 1,70 Meter großen Spielmacher den „Minimotor“ des Barça- Spiels. Dank seiner Lauf- und Zweikampfstärke wird Xavi oft mit seinem Trainer verglichen, den er 2000, aus der eigenen Jugend kommend, in Barças Mittelfeld beerbte. Doch Xavis wahre Stärke kommt erst in der Offensive zur Geltung: Neben seinen blitzschnellen Drehungen um die eigene Achse zeichnet ihn sein Gefühl für millimetergenaue Pässe aus.

Messi trifft weiter wie er will

Gegen Real gab er zwei Kostproben dieser Kunst: Vor dem 1:0 hob Xavi den Ball in einem perfekten Bogen über die Real-Abwehr zu Messi, der ihn mit der Brust annahm und einschob. Dass Xavi in der Lage ist, solche Pässe beliebig oft aus dem Fußgelenk zu zaubern, bewies er, als er nach 77 Minuten eine exakte Kopie lieferte. Casillas parierte Messis Schuss.

„Wir haben Xavi zu viel Zeit zum Nachdenken gegeben“, sagte Madrids Verteidiger Alvaro Arbeloa nach dem Spiel. „Du gibst ihm zwei Sekunden und er bedankt sich mit zwei Torvorlagen.“ Die zweite geschenkte Sekunde des Spiels nutzte Xavi, um von der Mittellinie einen Pass zu spielen, der die Real-Abwehr durchschnitt und Pedro das 2:0 ermöglichte.

Doch Xavis Fluch ist es, dass er in der Öffentlichkeit oft im Schatten der Torschützen steht, die seine Pässe verwerten. Bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres, wo es auch um Werbewert und Strahlkraft geht, wurde er 2008 nur Fünfter, 2009 Dritter – immerhin hatte Joachim Löw für ihn gestimmt. So redeten auch beim „Clasico“ alle vom Duell Messi gegen Cristiano Ronaldo. „Messi hat gezeigt, dass er der beste Spieler der Welt ist“, gab „Marca“ zähneknirschend zu. „Aber in einer Mannschaft mit Xavi zu spielen, erleichtert die Dinge auch ungemein.“

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