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Maximilian Kepler-Rozycki, 21, wuchs als Sohn einer US-Amerikanerin und eines Polen in Berlin auf. Er gilt als eines der größten Baseball-Talente Europas. 2009 unterschrieb er einen Profivertrag bei den Minnesota Twins und erhielt dafür 800.000 Dollar Handgeld. Seit vier Jahren durchläuft er die verschiedenen Nachwuchsteams der Twins und hofft, schon bald als zweiter Deutscher nach Donald Lutz in der Major League Baseball aufzulaufen. 

© promo

Baseballspieler Maximilian Kepler-Rozycki: "Vielleicht brauche ich noch ein paar Kilo mehr"

Baseball-Spieler Maximilian Kepler-Rozycki unterschrieb 2009 einen Profivertrag. Jetzt durfte der Berliner in der Saisonvorbereitung erstmals mit den Stars der Minnesota Twins trainieren.

Am vergangenen Sonntag wurde Ihnen mitgeteilt, dass Sie das Trainingscamp der Minnesota Twins verlassen müssen. Wie haben Sie die Entscheidung aufgenommen?

Das kam für mich nicht unerwartet. Die Spieler, die jetzt weggeschickt wurden, waren alle noch jung und zum ersten Mal im Spring Training dabei. Das wurde uns vorher zwar so nicht mitgeteilt, aber das ist ganz normal. Ich bin deswegen auch nicht enttäuscht, aber wenn ich noch eine Woche hätte länger bleiben können, wäre das schon toll gewesen. Die drei Wochen mit den großen Jungs mitzuspielen, war trotzdem eine besondere Erfahrung.

Was bedeutet das für Ihre persönliche Entwicklung, dass Sie nun wieder in einem Minor-League-Team spielen?

Es ist ein Teil des Entwicklungsprozesses. Ich bin jetzt wieder mit der Mannschaft aus dem vergangenen Jahr zusammen. Das ist kein Problem für mich. Ich hoffe aber natürlich, dass ich im nächsten Jahr wieder zum Spring Training eingeladen werde – und dann auch länger bleiben darf.

Sie haben im Spring Training mit der Stars des Major-League-Teams der Twins gearbeitet. Was nehmen Sie daraus mit?

Einiges. In den unteren Ligen machen die Spieler manchmal zu viel, weil sie zu gierig sind und sich dann verletzen. Die kennen ihr Limit nicht. Die Profis hingegen wissen genau, was sie zu machen haben. Die sind ganz locker drauf, weil sie so erfahren sind und nehmen sich auch Zeit für jüngere Spieler. Direkte Tipps bekommt man aber nicht, nur dass man weiter hart arbeiten soll.

Was glauben Sie, fehlt Ihnen noch für einen Kaderplatz im MLB-Team?

Ich muss vor allem an meiner Konstanz arbeiten und vielleicht brauche ich auch nur ein paar Kilo mehr. Und dann muss ich natürlich bereit sein, auch auf einer anderen Position als im Outfield zu spielen. Deswegen habe ich zuletzt immer wieder mal an der ersten Base verteidigt.

Welche Position bevorzugen Sie denn?

Eigentlich schon das Outfield, aber ich habe in den vergangenen Jahren mein Gewicht von 80 auf 100 Kilogramm gesteigert, das macht mich etwas langsamer als früher. Deswegen könnte meine Zukunft auch an der ersten Base liegen.

Wo sehen Sie Ihre Stärken?

Ich kann gut schlagen, ich kann gut werfen und für meine Größe auch gut laufen. Aber meine größte Stärke ist, positiv zu denken. Das ist der Schlüssel zum Erfolg.

Ich vermisse Berlin sehr und versuche, so oft wie möglich nach Hause zu kommen.

Als Sie 2009 den Vertrag bei den Twins unterschrieben haben, gab es damals großes Aufsehen in Deutschland um das Handgeld von 800.000 Dollar. Sie waren das teuerste jemals aus Europa verpflichtete Talent. Hat Sie das eher beflügelt oder eher belastet?

Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. 2009 war ich 17 Jahre alt und fast noch ein Kind. Mir ging auch nicht jeden Tag durch den Kopf, dass ich jetzt fast ein Millionär bin.

Aber wenn ich heute mit 21 so einen Vertrag unterschreiben würde, würde ich wahrscheinlich extravagante Sachen machen. Damals war mir das alles egal, ich war nur glücklich, dass ich nach Amerika gehen kann und dort Baseball spiele. Den Rest hat dann meine Mutter geregelt.

Sie sind jetzt seit 2009 fast dauerhaft in den USA. Fühlen Sie sich eigentlich noch als Berliner?

Auf jeden Fall. Klar, spreche ich jetzt schon mit amerikanischem Akzent, weil ich einfach so lange in Amerika bin. Aber ich vermisse Berlin trotzdem sehr und versuche, so oft wie möglich nach Hause zu kommen.

Was vermissen Sie denn am meisten an Berlin?

Orte wie den Mauerpark oder den Ku’damm. Und das Nachtleben in Berlin ist so viel anders als hier. Auch lernt man zu schätzen, wie praktisch die BVG sein kann. Dafür ist das Wetter hier etwas besser.

Sie waren auch mal Torwart in der Jugend von Hertha BSC. Verfolgen Sie die Entwicklung des Klubs noch?

So gut es geht, ich war ja auch früher mit John-Anthony Brooks auf derselben Schule in Zehlendorf. Leider haben wir nicht mehr so viel Kontakt, weil wir beide viel unterwegs sind. Aber eigentlich bin ich Fan von Borussia Dortmund. Das liegt an meinem Vater, der aus Polen stammt und natürlich die polnischen Spieler beim BVB unterstützt.

In den USA werden Sie der Einfachheit halber Max Kepler genannt? Haben Sie diese Namensverkürzung bewusst in Kauf genommen?

Ja, schon. Aber ich werde den Stadionsprechern in diesem Jahr sagen, dass sie mich mit meinem vollen Vornamen Maximilian ankündigen soll. Früher dachte ich, der Name ist eh zu lang, der passt nicht aufs Trikot und den Doppelnachnamen kann sowieso keiner aussprechen. Aber jetzt denke ich: Wieso eigentlich nicht?“

Mit Donald Lutz hat im vergangenen Jahr erstmals ein Deutscher in der MLB gespielt. Wie haben Sie das wahrgenommen?

Das war richtig toll, ich habe mich sehr für ihn gefreut. Dieses Jahr ist er ja auch wieder im Spring Training bei den Cincinnati Reds dabei und vielleicht schafft er es ja ins Team. Er ist in jedem Falle ein richtig guter Spieler geworden und hat eine große Zukunft vor sich.

Wann sehen wir Sie denn im MLB-Team der Twins?

Ich hoffe, 2015 oder 2016. Ich bin jetzt vier Jahre in der Organisation und wenn ich das dann mit 22 oder 23 Jahren schaffen würde, wäre das großartig.

Und gibt es auch einen Plan B, für den Fall, dass es nichts wird mit der Profi-Karriere?

Wahrscheinlich würde ich erst mal für ein paar Monate zurück nach Deutschland gehen, aber dann könnte ich mir vorstellen in den USA am College zu studieren.

Und was käme da für Sie in Frage?

(überlegt lange) Journalismus klingt doch interessant.

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