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Laut an der Linie, leise als Verhandler. Albas Geschäftsführer Marco Baldi hat bereits mit seinem Wunschkandidaten gesprochen; mehr verrät er nicht.

© Matthias Kern

Basketball: Alba Berlin auf Trainersuche

Schon heute könnte Alba Berlins neuer Trainer feststehen – der neue kommt wohl aus dem Ausland. Denkbar wäre auch eine Übergangslösung bis zum Sommer, um dann einen alten Bekannten zurückzuholen.

Der Flug ist schon gebucht, ein Hotel ebenfalls. Matteo Boniciolli, von vielen als Albas Wunschkandidat für den Trainerposten gehandelt, kommt nach Deutschland. Doch nicht nach Berlin, sondern nach Bamberg, zum Finalturnier um den BBL-Pokal im April. „Ich interessiere mich sehr für den deutschen Basketball, er hat in den vergangenen Jahren eine gute Entwicklung genommen“, sagt der 48-Jährige, der in Italien und Europa einen guten Namen als Trainer hat und ohne Job ist, seit er sich vor zwei Wochen von Virtus Rom trennte.

Zwei Tatsachen, die ihn in einigen Medien schnell zum Topkandidaten machten für die Nachfolge von Luka Pavicevic, der am Freitag bei Alba entlassen wurde. Nur leider weiß Boniciolli noch am Wochenende selbst nichts davon. „Ich habe mit niemandem von Alba gesprochen“, sagt der Italiener. Dass er überhaupt im Gespräch sein soll, erfuhr er von Freunden aus Deutschland und italienischen Journalisten, die davon gehört hatten. „Ich fühle mich geehrt, dass mein Name bei einem europaweit bekannten Klub wie Alba überhaupt gehandelt wird“, sagt Boniciolli demütig. Derzeit erholt er sich in seinem Haus in Triest von den letzten zehn Jahren als Erstligatrainer, in denen er den italienischen Pokal und die Eurochallenge gewann. Doch für Alba würde er kurzfristig einspringen, „auch für ein halbes Jahr, wenn man sich dann besser kennt, kann man auch über mehr reden“. Am Sonntag dann teilten ihm seine Berater mit, dass es lose Gespräche mit Alba gegeben habe, doch auf ein konkretes Angebot deutete nichts hin, zumal er gehört habe, dass bis Montag eine Entscheidung fallen soll.

Schon heute könnte also ein neuer Berliner Basketballtrainer feststehen. Alba hat bereits „mit einem Wunschkandidaten konkret gesprochen“, sagt Geschäftsführer Marco Baldi, „nun versuchen wir, es dingfest zu machen.“ Damit dürfte Boniciolli eher weniger gemeint sein. Wer der neue Alba-Trainer wird, lässt sich daher nur spekulieren. Fast sicher ist, dass es ein renommierter Mann aus dem Ausland wird. „Wir stehen mitten in der Saison“, sagt Baldi. „Deshalb suchen wir nach unserem Anforderungsprofil jemanden, der Erfahrung hat, und der mit dem vorhandenen Kader arbeiten kann, eventuell mit minimalen Änderungen, ohne gleich alles in Schutt und Asche zu legen.“ Auf die Frage, ob so jemand die Bundesliga kennen müsse, antwortet er: „Nein.“

Ohnehin gibt es in Deutschland nur wenige Trainer, die Albas Anspruchsdenken gewachsen sind, und alle haben sie einen Vertrag. Sei es Dirk Bauermann, der beim ambitionierten Zweitligisten Bayern München gebunden ist, und bei dem noch geklärt werden muss, ob er gleichzeitig einen Erstligisten und die deutsche Nationalmannschaft trainieren dürfte. Oder sei es der US-Amerikaner Chris Fleming, der mit Meister Bamberg von Sieg zu Sieg eilt, aber ebenfalls unter Vertrag steht.

Denkbar wäre theoretisch auch die Variante, eine Übergangslösung bis zum Sommer zu präsentieren, um dann eine lebende Legende zurückzuholen: Svetislav Pesic. Der 61-jährige Serbe wird von Fans und Medien verehrt und betont immer wieder, noch ein Herz für Alba zu haben. Doch seit November arbeitet er beim spanischen Erstligisten Valencia. Sein Vertrag läuft zwar nur bis zum Sommer, „doch ich habe in den vergangenen Tagen mit niemandem von Alba gesprochen“, versichert Pesic. Ohnehin wäre es schwer gewesen, einen erfahrenen Trainer zu finden, der sich als Platzhalter hergibt.

Momentan ist nur eines sicher: Bis zum wichtigen Eurocup- Heimspiel gegen Athen am Donnerstag soll ein neuer Trainer feststehen. Forward Sven Schultze wurde am Sonntag gar schon zitiert, am Montag solle der neue Trainer dem Team vorgestellt werden. „Ich habe mit Sven gesprochen, er ist da falsch zitiert worden“, sagt Baldi. Dennoch deutet einiges darauf hin, dass heute schon ein neuer Trainer feststehen könnte. Baldi wehrt zwar ab, möchte aber wohl nur zusätzlichen Zeitdruck vermeiden. Und wenn in der Öffentlichkeit andere Kandidaten gehandelt werden und Baldi in Ruhe verhandeln und sich heute einigen kann, soll es ihm nur recht sein.

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