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Basketball: Alba Berlin: Ein Cup für die Kids

Alba Berlin träumt vor dem Bundesligaspiel in Düsseldorf von weiteren Großtaten im Eurocup.

Berlin - Das Handy von Marco Baldi streikte gestern, es wurde den Unmengen von Glückwünschen nicht mehr Herr. Aus ganz Europa meldeten sich nach dem Einzug ins Final Four des Eurocups Gratulanten beim Geschäftsführer von Alba Berlin. Baldi stehen arbeitsreiche Ostertage bevor, er muss die unverhoffte Reise nach Vitoria organisieren. Sportdirektor Henning Harnisch träumte nach dem 72:59 im Viertelfinalrückspiel gegen Hapoel Jerusalem am Mittwochabend mit verrutschter Krawatte und Weißbierglas in der Hand schon von aufregenden Tagen im Baskenland. „Es ist noch ein Schritt zu machen, vielleicht auch zwei“, sagte er, „wir wollen die Außenseiterchance wahrnehmen.“

Alba trifft im Halbfinale am 17. April auf Bizkaia Bilbao, das in Vitoria quasi ein Heimspiel haben wird. Um den zweiten Finalplatz kämpfen Valencia und Panellinios Athen. „Wir haben Großes geleistet“, sagte Baldi, „aber richtig große Teams zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich nie zufrieden geben.“ Er sage den Profis immer, dass ihre Kinder sich nicht dafür interessieren würden, ob durch das Einkommen der Väter ihre Ausbildung finanziert werde. „Die wollen den Cup sehen. Alles andere ist vergänglich.“

Das internationale Saisonziel hatten die Berliner schon mit dem Einzug in die Zwischenrunde erreicht. Wirtschaftlich ist das Final Four laut Baldi „eher ein Minus-Geschäft, es gibt keine Prämie, aber wir bezahlen Prämien an die Spieler.“ Sportlich freilich ist der Turniersieg sehr lukrativ, würde er doch einen Startplatz in der Europaliga bedeuten.

Großen Anteil am Erfolg gegen Jerusalem hatten die tobenden Berliner Fans. „Sie waren unser sechster Mann“, lobte Trainer Luka Pavicevic. Ganz anders beim Halbfinal-Gegner Bilbao, der 2009 erst im Eurocup-Halbfinale am russischen Team von BC Chimki scheiterte: Die Mannschaft verlor nach klarem Auswärtssieg zu Hause gegen Nymburk mit 46:52 und wurde von den eigenen Fans ausgepfiffen. „Ich hatte mehr Unterstützung erwartet“, sagte Bilbaos Trainer Fotis Katsikaris enttäuscht. „Man muss sich vergegenwärtigen, wo wir vor kurzem noch standen.“ Er übernahm das Team Mitte Januar nach einer Niederlagenserie in der spanischen Liga, unter ihm siegte Bilbao dort zuletzt siebenmal in Folge.

„Wir gehen als Underdog ins Spiel. Das ist vielleicht gar nicht schlecht“, sagte Albas Spielmacher Steffen Hamann. Heute in Düsseldorf ist sein Team alles andere als Außenseiter. Beim Viertletzten will Alba die Tabellenspitze verteidigen. „Es ist schwer, zum Tagesgeschäft überzugehen“, gibt Baldi zu. An einen Selbstläufer glaubt er nicht. „Düsseldorf hat zuletzt in Frankfurt gewonnen und wittert Morgenluft.“ Die Berliner müssen den Triumph im Eurocup ausblenden – sonst schlägt die Euphorie ganz schnell in Häme um.

Helen Ruwald

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