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Sport: Basketball: Alba und die Attraktivität

Ein gutes Drittel der Bundesligasaison ist um, und es ist eine gute Saison für den deutschen Vereins-Basketball. Nach vielen bildschirmlosen Jahren ist die Sportart wieder regelmäßig im Fernsehen präsent.

Ein gutes Drittel der Bundesligasaison ist um, und es ist eine gute Saison für den deutschen Vereins-Basketball. Nach vielen bildschirmlosen Jahren ist die Sportart wieder regelmäßig im Fernsehen präsent. Und das mit Quoten bis zu zwei Millionen Zuschauern. Auch in die Hallen kommen mehr Besucher. Es gibt neue Spielstätten in Braunschweig und Spergau, wo der Mitteldeutsche BC antritt. Das sind Schritte heraus aus dem Turnhallenmief, der dem Basketball lange nachgesagt wurde. Eigentlich gibt es nur zwei unerfreuliche Dinge zu vermelden. Erstens, dass in Braunschweig der Großsponsor Metabox abgesprungen ist und der Verein vor dem Kollaps steht. Zweitens, dass zwölf Spieltage vorbei sind und der Deutsche Meister Alba Berlin verlustpunktfrei an der Tabellenspitze steht, inzwischen schon sechs Punkte vor den Telekom Baskets Bonn. Soll das etwa gut sein für die Attraktivität des deutschen Basketballs?

Albas Vizepräsident Marco Baldi ist bekannt für seine Gelassenheit. Aber bei dieser Frage wird er richtig giftig. "Diese Phrase kann ich nicht mehr hören", sagt er, was zeigt, dass er sie häufiger hört. "Als ob die Attraktivität davon abhinge, dass wir verlieren." Sein liebstes Gegenbeispiel ist die amerikanische Profiliga NBA. "Die absolute Hochzeit der NBA war, als die Chicago Bulls einen Titel nach dem anderen gewonnen haben." Nie waren TV-Quoten, Zuschauerzahlen, Fanartikel-Verkaufszahlen höher. Aber macht es die Fußball-Bundesliga zurzeit nicht gerade so spannend, dass da vier, fünf Mannschaften fast gleichauf liegen und nicht wieder der FC Bayern München davoneilt? Schon richtig, sagt Baldi, "aber wir reden nicht von Spannung, sondern von Attraktivität".

Es sei nicht leicht für Alba, in dieser Situation zu leben. Man müsse sich für seinen Erfolg fast rechtfertigen. Der Verein hat das meiste Geld, die besten Spieler in der Liga. Aber das eine hat er sich verdient, das andere zu einem großen Teil selbst ausgebildet. Das steht der Konkurrenz auch frei. Nur zieht sich ein Großteil der Anderen gern zurück auf den Standpunkt: Gegen Alba kommen wir sowieso nicht an. Als der Berliner Aufstieg Anfang der neunziger Jahre begann, hieß das offen erklärte Ziel immer, Bayer Leverkusen als Serienmeister abzulösen. Was erst nach etlichen vergeblichen Anläufen gelang. Aber Alba Berlin hatte eines: ein Konzept. "Ein Konzept wird durch nichts ersetzt", glaubt Baldi. Das Berliner Konzept heißt Kontinuität. Der Vizepräsident verweist auf Konkurrenten, die anders vorgehen: "Das Modell Braunschweig, jedes Jahr zehn neue Spieler zu holen, das funktioniert nicht." Es gibt weitere Beispiele. Hagen, Hamburg. "Andere Mannschaften sind personell kaum schwächer." Doch wenn ständig alles umgeworfen werde - das schade der Leistung. Und damit der Attraktivität.

Doch die Saison ist noch lang, und was ist Alba bisher gelungen? In der Bundesliga steht die Mannschaft vorn, aber der Meistertitel wird bekanntlich in den Play-offs vergeben. Im deutschen Pokal ist Alba ziemlich kläglich an einem Zweitligisten gescheitert. Und in der Suproleague rennen die Berliner wie schon oft zuvor der Spitze hinterher. Baldi ist dennoch zufrieden: "Man darf nicht vergessen, dass auch wir einige personelle Veränderungen hatten. Wir haben einen neuen Trainer. Und die Konkurrenz hat erheblich mehr investiert. Wie alles zusammengewachsen ist, finde ich sehr erfreulich."

Dietmar Wenck

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