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Finale mit Geschichte. Heiko Schaffartzik (r.) spielte wie drei andere Münchner in der Vorsaison noch für Alba Berlin. Nun treffen sich die Teams im Kampf um den Titel wieder.

© dpa

Basketball-Bundesliga: Alba gegen Bayern: Hollywood statt Hass

Alba Berlin und Bayern München wollen ihre Rivalität in der heute beginnenden Finalserie um die deutsche Basketball-Meisterschaft aufs Sportliche beschränken. Das war in der Vergangenheit jedoch nicht so oft der Fall.

In den vergangenen Wochen und Monaten waren die Verantwortlichen von Alba Berlin und vom FC Bayern München nur selten einer Meinung. Sie stritten über Transfers und Profigehälter, Schiedsrichterentscheidungen und die Atmosphäre in Basketballhallen, Moral und gute Sitten. Jetzt, vor dem heutigen ersten Finalspiel um die deutsche Meisterschaft (16.15 Uhr, live bei Sport1), sind sich beide Seiten in einer Art Korbfrieden ausnahmsweise einig. Es soll um Sport gehen – und nur um Sport –, wenn sich beide Mannschaften zum ersten Sprungball gegenübertreten.

„Wenn man im Finale gegeneinander spielt, tritt alles in den Hintergrund“, sagt Albas Geschäftsführer Marco Baldi. „Es geht um den Titel, es steht viel auf dem Spiel.“ Bayern Münchens Basketball-Sportdirektor Marko Pesic sieht das ganz ähnlich. Beide Mannschaften hätten bislang eine überragende Saison gespielt, sagt der langjährige Alba-Profi. „Die Spieler und die Trainer verdienen den größten Respekt und diese große Bühne. Alles andere wäre den Mannschaften gegenüber unfair.“ Pesic glaubt, „dass dieses Endspiel dem Basketball in Deutschland gut tun kann, wenn man es die Mannschaften auf dem Feld entscheiden lässt“.

Uli Hoeneß findet Albas Heimspielstätte „sehr lieblos, sehr geschmacklos“

Zuletzt waren die Spiele zwischen beiden Teams von der Rivalität der Vereine und der handelnden Personen in den Schatten gestellt worden. Die Berliner waren mehr als verstimmt darüber, dass Bayern vier Alba-Profis im vergangenen Sommer nach München lotste – mit nicht ganz lauteren Mitteln nach Meinung der Alba-Verantwortlichen. Der Streit um die Transfers war nur einer in der langen Liste der verbalen Scharmützel, in denen der Berliner Aufsichtsratsvorsitzende Axel Schweitzer den Münchnern unter anderem vorwarf, „Spieler mit Geld zuzuschütten“. Der damalige Bayern-Präsident und Basketball-Förderer Uli Hoeneß war sich nicht zu fein, Albas Heimspielstätte am Ostbahnhof als „sehr lieblos, sehr geschmacklos“ abzukanzeln. Die größte Aufregung gab es um ein Trikot des nach München gewechselten Berliners Heiko Schaffartzik, das Alba-Fans an ein Plastikkreuz gehängt hatten, was die Bayern-Führung als rituelle Kreuzigung empfand.

Die Berliner Spieler und ihr Trainer versuchen, die Vergangenheit nicht allzu sehr an sich herankommen zu lassen. „Ich kann mich nicht auf eine Million Dinge abseits des Felds konzentrieren, sonst würde ich verrückt werden“, sagt Alba-Trainer Sasa Obradovic, den mit seinem Lehrmeister, Bayern-Trainer Svetislav Pesic, auch keine allzu große Freundschaft mehr verbindet. „Ich weiß nichts von irgendwelchen Rivalitäten, ich bin nur hier, um für Alba zu spielen“, sagt der Berliner Flügelspieler Reggie Redding mit einem unschuldigen Lächeln. „Wenn da etwas ist, dann eher zwischen den Vereinen und dem Management als zwischen den Spielern.“ Und Routinier Sven Schultze sieht in der Paarung sogar das perfekte Endspiel, um eine zumindest aus Alba-Sicht denkwürdige Spielzeit abzuschließen: „Es ist kein Hasspiel, sondern das Traumfinale für diese Saison, wie ein Hollywoodstreifen.“ Immerhin stehen sich die beiden aktuell besten deutschen Teams gegenüber, der Pokalsieger und der Tabellenerste der regulären Saison. Und da sich Serienmeister Bamberg derzeit durch die Trennung von Trainer Chris Fleming und Manager Wolfgang Heyder seiner sportlichen Kompetenz weitestgehend beraubt hat, könnte das Duell Alba gegen Bayern den deutschen Basketball bis auf Weiteres prägen. Mitsamt allen Kontroversen.

„Selbstverständlich kann man diese Finalserie aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten“, räumt Marko Pesic ein. Und auch Marco Baldi hat nicht vor, um des Friedens willen alles zu schlucken, was aus München kommt. „Uns interessiert nur das Spiel. Aber wenn eine Diskussion aufgemacht wird, dann diskutieren wir das aus“, sagt Baldi. Die Fans beider Klubs werden sich ebenfalls sicher nicht zurückhalten, Anknüpfungspunkte für mehr oder weniger geschmackvolle Gesänge und Spruchbänder gibt es mehr als genug. Und in maximal fünf Finalspielen kann einiges passieren, über das sich zu diskutieren lohnt. Es bleibt also abzuwarten, ob die Einigkeit nur bis zum ersten Sprungball oder länger hält.

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