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Sport: Basketball: Der gute Mensch von Alba Berlin

Das Trainerleben hat eine unangenehme Seite. "Ich vermisse die Zeit mit meinen Kindern", sagt Emir Mutapcic.

Das Trainerleben hat eine unangenehme Seite. "Ich vermisse die Zeit mit meinen Kindern", sagt Emir Mutapcic. Abends kommt er meistens um halb zehn nach Hause, wenn Lana und Armin bereits im Bett liegen. Morgens um sieben gehen sie bereits wieder in die Schule. Nur nachmittags findet der Trainer von Alba Berlin zwischen zwei Übungseinheiten ein paar Stunden Zeit für seinen Nachwuchs. Mutapcic bedauert das. "Ich versuche dafür, in meiner Freizeit möglichst viel mit meinen Kindern zu machen."

In dieser Woche müssen Emir Mutapcics Kinder mehr denn je auf ihren Vater verzichten. Dem 40-Jährigen steht das bisher wichtigste Duell seiner noch kurzen Trainerkarriere bevor. Am Dienstag in Saloniki und am Donnerstag (20.30 Uhr, Max-Schmeling-Halle) spielen die Berliner gegen Iraklis Saloniki um den Einzug ins Viertelfinale der Suproleague. Sollte jede Mannschaft ein Spiel gewinnen, gibt es am 5. April in Saloniki ein entscheidendes drittes Spiel. Vizepräsident Marko Baldi sagt: "Diese Spiele sind für den weiteren Saisonverlauf sehr, sehr wichtig."

Es sind auch die bislang bedeutsamsten Spiele für den Coach. Mutapcic hatte die Berliner zu Saisonbeginn übernommen, zuvor hatte er vier Jahre lang den Zweitligisten TuS Lichterfelde trainiert. "Beim TuS Lichterfelde hatten wir ein anderes Ziel", sagt Mutapcic, "da ging es nicht unbedingt um das Resultat, sondern darum, junge Spieler weiterzuentwickeln." Gegen Saloniki ist nur eines wichtig: das Resultat.

Die bisherigen Ergebnisse des neuen Alba-Coaches sind gut. Keine Niederlage in der Bundesliga, Platz fünf in den Gruppenspielen der Suproleague. Einzig das Ausscheiden im Pokal beim Zweitligisten Tübingen und die Niederlagen in der Suproleague gegen Ülker Istanbul und Croatia Split trüben die Bilanz. "Da hatten wir nicht genügend Druck", sagt Mutapcic, "das hat uns den Heimvorteil für die Play-offs gekostet." Obwohl die Berliner in der Europaliga noch nie in den Play-offs ein Auswärtsspiel gewannen, ist Mutapcic vor dem ersten Spiel in Saloniki (18 Uhr, live auf Info-Radio) optimistisch. "Wir müssen selbstbewusst auftreten", erklärt der Trainer, "es sprechen objektive Gründe für uns." Zum Beispiel, dass Alba von den letzten vier Auswärtsspielen der Suproleague drei gewann. "Wir müssen positiv denken."

Bei einem Weiterkommen hätte Mutapcic immerhin auf europäischer Ebene das Vorjahresergebnis seines Lehrmeisters und Vorgängers Svetislav Pesic übertroffen. Im vergangenen Jahr schieden die Berliner gegen Efes Istanbul im Achtelfinale (81:90, 73:93) klar aus. Allerdings schwebt über dieser Spielzeit der Makel, dass einige der besten Teams wie Kinder Bologna, Real Madrid, Teamsystem Bologna in der konkurrierenden Euroleague antreten. Erst in der kommenden Spielzeit wird es wieder eine einzige Europaliga geben. Baldi findet den Vergleich mit Pesic, der Alba sieben Jahre lang trainierte, nicht angebracht. "Jeder ist eine andere Persönlichkeit, jeder hat einen anderen Stil." Auf dem Spielfeld ist ihre Handschrift dieselbe. Beide vertreten die jugoslawische Schule, beide bevorzugen eine harte Verteidigung. Abseits des Spielfeldes zeichnet sich Mutapcic aber durch eine feinfühlige Art aus, mit Menschen umzugehen.

Das dürfte der größte Unterschied zwischen Mutapcic und seinem Vorgänger sein. Svetislav Pesic neigte zu cholerischen Anfällen. "Mutapcics größte Qualität ist die Menschenführung", sagt Baldi. Zwar kann auch der in Zenica (Bosnien-Herzegowina) geborene ehemalige jugoslawische Nationalspieler sehr laut werden. Doch durch seine positive und freundliche Art kann ihm eigentlich niemand richtig böse sein. "Ich respektiere ihn als Menschen", sagt Marko Baldi. Es fällt auf, dass der Vizepräsident immer wieder das Wort "Mensch" benutzt, wenn er seinen Trainer charakterisieren will: Menschenführung, Menschenkenntnis, guter Mensch.

Mutapcic ist der gute Mensch von Alba Berlin. Er weckt positive Gefühle. Baldi gab ihm nach dem Erfolg über Panathinaikos ein Küsschen auf die Wange. "Ich habe mich so für ihn gefreut, dass er das interne Duell mit Athens Trainer Zeljko Obradovic gewonnen hat." Und sein Freund und Lehrmeister Pesic sagte einmal, als Mutapcic ihn zu Hause besuchte: "Ein großer Mann ist gekommen." Er dürfte nicht nur dessen Größe von 1,98 Metern gemeint haben.

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