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Sport: Basketball-EM: Analyse auf dem Männerklo

Auf dem Männerklo fand Henrik Dettmann am Sonntagabend seinen Humor wieder. Um die Fragen der deutschen Journalisten in Ruhe beantworten zu können, war der Bundestrainer der deutschen Basketball-Nationalmannschaft vor dem unerträglichen Lärm im Anfas Expo Center in den Toilettenraum geflüchtet.

Auf dem Männerklo fand Henrik Dettmann am Sonntagabend seinen Humor wieder. Um die Fragen der deutschen Journalisten in Ruhe beantworten zu können, war der Bundestrainer der deutschen Basketball-Nationalmannschaft vor dem unerträglichen Lärm im Anfas Expo Center in den Toilettenraum geflüchtet. "Kommen Sie auch rein", ermunterte Dettmann grinsend eine Journalistin, die ein bisschen zögerte, "wir machen die Pressekonferenz hier."

Zuvor beim 73:86 (26:41) gegen die von Svetislav Pesic betreute jugoslawische Nationalmannschaft hatte der Bundestrainer nicht so viel Freude gehabt. Während des Spiels hatte der sonst besonnene Dettmann ein Technisches Foul kassiert, und auch nach der Schlusssirene ärgerte er sich über die Entscheidungen der Referees. "Ich hasse es, mich über die Schiedsrichter zu beschweren", sagte Dettmann, "aber wir hatten gehofft, dass wir auch ein paar Pfiffe kriegen." Doch letztlich waren nicht die Unparteiischen für die erste Niederlage der Deutschen bei der Europameisterschaft in der Türkei verantwortlich. Das Team und speziell Dirk Nowitzki kamen nicht mit der harten Verteidigung der Jugoslawen zurecht.

Die deutschen Basketballer verpassten die direkte Qualifikation für das Viertelfinale und mussten als Zweiter der Gruppe C in der Zwischenrunde gegen Griechenland gewinnen (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet), um im Turnier zu bleiben. "Wir können auch aus dem Jugoslawien-Spiel Selbstvertrauen ziehen", sagte Dirk Nowitzki, "wir haben gezeigt, dass wir mithalten können." Im dritten Viertel war sein Team noch einmal bis auf zwei Punkte (29. Minute) an die Jugoslawen herangekommen. Doch die jugoslawischen Stars um Flügelspieler Dejan Bodiroga (20 Punkte) und den überragenden Predrag Stojakovic (22 Punkte) hatten meistens eine Antwort parat.

Vor dem Spiel wurde viel von dem Duell der beiden NBA-Spieler Stojakovic und Nowitzki geredet. Am Ende wies der Flügelspieler von den Sacramento Kings die besseren Werte auf, zumal sein deutscher Gegenspieler in der 34. Minute mit fünf Fouls ausschied. Dem Bundestrainer gefiel der Vergleich der beiden Schlüsselspieler nicht. "Dirk spielt nicht für sich, er hat heute alles getan, um dem Team zu helfen."

Nowitzki war nie in das Spiel gekommen. Bei einer Trefferquote von 33 Prozent hatte er schließlich 15 Punkte gesammelt. Zu wenig für ihn. "Er hat seinen Rhythmus nicht gefunden", sagte Ademola Okulaja, der mit 18 Punkten bester Deutscher war. "Wenn er nicht im Spiel ist, dann ist das problematisch für unsere Offensive." Nowitzki hatte sich durch zwei schnelle Foulpfiffe gegen ihn aus dem Konzept bringen lassen. "Man macht dann Sachen, die man normal nicht machen soll", sagte der 23-Jährige.

Die Atmosphäre zwischen beiden Teams war sehr emotional. Kein Wunder, immerhin spielten acht deutsche Spieler gegen ihren ehemaligen Trainer von Alba Berlin. Stephen Arigbabu blickte Svetislav Pesic nach zwei getroffenen Freiwürfen tief in die Augen, als wollte er sagen: "Hast Du das gesehen?" Marko Pesic spielte sogar gegen seinen Vater, doch diese Konstellation schien ihn zu lähmen. Er wirkte verkrampft, alle vier Würfe verfehlten den Korb. "Vielleicht war es eine falsche Entscheidung, ihn in die Erste Fünf zu stellen", sagte Dettmann bei der Pressekonferenz auf der Herrentoilette.

Plötzlich unterbrach er seine Ausführungen und lachte. Am Pissoir erledigte ein Journalist gerade zwei Geschäfte gleichzeitig: Er pinkelte und telefonierte per Handy mit seiner Redaktion. "Wenn ich eines Tages einen Film drehe, wird das darin auch vorkommen", sagte Dettmann. Es war eben nicht so, dass es für den Bundestrainer am Sonntagabend keine guten Szenen gab.

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