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Sport: Basketball-EM: Basketball ist die beste Medizin

Wer im Sport ein Star sein will, der braucht Anekdoten und Geschichten, die sich um ihn ranken. Geschichten, die sich die Menschen noch Jahre später erzählen, wenn der Star längst seine Schuhe ausgezogen hat.

Wer im Sport ein Star sein will, der braucht Anekdoten und Geschichten, die sich um ihn ranken. Geschichten, die sich die Menschen noch Jahre später erzählen, wenn der Star längst seine Schuhe ausgezogen hat. Gestern Abend im ersten Spiel der Basketball-Europameisterschaft in der Türkei passierte dem deutschen Basketballer Dirk Nowitzki so eine Geschichte.

Henrik Dettmann streckte vor dem ersten Sprungball gegen Estland die Hand in die Mitte zum gemeinsamen Kampfruf mit der Mannschaft, als sich Dirk Nowitzki übergeben musste. "Eins, zwei, drei", hatte der Bundestrainer der deutschen Basketball-Nationalmannschaft noch sagen können, und seine Spieler hatten mit "Deutschland" geantwortet. Genau in diesem Moment griff der wichtigste Spieler des Teams zum Eimer. "So etwas habe ich in meinen 28 Jahren als Trainer noch nie erlebt", sagte Dettmann. Dirk Nowitzki musste mit dem Mannschaftsarzt in die Kabine gehen, und Dettmann musste den Technischen Kommissar fragen, ob er jetzt mit einem anderen Spieler beginnen dürfe, als er auf dem offiziellen Spielerbogen angekreuzt hatte. "Mein Star ist krank", hatte er gesagt. Doch das ist erst der Anfang der Geschichte.

Den ganzen Tag über hatte sich Dirk Nowitzki nicht wohl gefühlt. Vielleicht eine Lebensmittelvergiftung, vermutete der NBA-Spieler von den Dallas Mavericks. "Natürlich war die Mannschaft in dieser Situation geschockt", sagte Dettmann. Dementsprechend verunsichert startete sein Team gegen die Esten. Lag nach drei Minuten mit 1:7 zurück. Dann kam Dirk Nowitzki aus der Kabine. Dettmann wechselte ihn ein, und der 23-Jährige erzielte mit seinem ersten Wurf drei Punkte. Machte anschließend einen Korb nach dem anderen. Gelegentlich hängten sich zwei estnische Verteidiger an ihn oder foulten ihn beim Wurf. Doch Nowitzki ließ sich nicht beirren. Er führte das deutsche Team erst an die Esten heran und schließlich vorbei. Zur Halbzeit hatte Nowitzki bereits 24 Punkte erzielt, am Ende waren es 33. Da hatte die deutsche Mannschaft 92:71 (45:40) gewonnen. Der kranke Nowitzki hatte das Team in Antalya zum Sieg geführt. Dettmann sagte: "Basketball ist einfach die beste Medizin für ihn."

Sein Kollege aus Dallas, Shawn Bradley (2 Punkte, 3 Rebounds), spielte insgesamt nur zehn Minuten. Unterstützung bekam Nowitzki nicht von ihm, sondern von Marko Pesic, der Mithat Demirel auf der Aufbauposition gut vertrat. Der Aufbauspieler von Alba Berlin startete mit Schwierigkeiten ins Spiel, Pesic konnte ihn von der Bank kommend entlasten. Der Berliner, der sich in der Vorbereitung eine Bänderverletzung zugezogen hatte, machte 18 Punkte und traf 80 Prozent seiner Dreipunkte-Würfe. Am Ende klatschte er seinen Vater Svetislav Pesic ab. Der Trainer der jugoslawischen Nationalmannschaft gewann nach dem deutschen Spiel gegen Kroatien (80:66).

Der Erfolg gegen die Esten dürfte bereits die Qualifikation für die Zwischenrunde bedeuten. Heute gegen Kroatien (15.45 Uhr, live im DSF) will Marko Pesic auch gewinnen. "Dann müssen sich aber auch die anderen steigern, wir dürfen uns nicht nur auf Dirk Nowitzki verlassen." Dabei war es gestern noch unklar, ob Nowitzki überhaupt spielen kann. Er war völlig ausgepumpt und wurde sofort nach Spielende ins Hotel gefahren. Das war das Ende der Geschichte von Dirk Nowitzkis erstem Spiel bei der Europameisterschaft. Als ihm übel wurde, und er dann zeigte, warum er ein Star ist.

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