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Sport: Basketball-EM: Ein Aufsteiger aus Klebstoff

Es war zum Verzweifeln. Immer wenn die deutschen Basketballer im zweiten Viertel mühsam einen Ball im Korb untergebracht hatten, ballerte der Grieche mit der Nummer acht auf der anderen Seite einen Dreipunktewurf in den Korb.

Es war zum Verzweifeln. Immer wenn die deutschen Basketballer im zweiten Viertel mühsam einen Ball im Korb untergebracht hatten, ballerte der Grieche mit der Nummer acht auf der anderen Seite einen Dreipunktewurf in den Korb. 18 Punkte hatte Georgios Sigalas auf diese Weise bis zur Pause erzielt. Dann kam Stefano Garris. In Sonderbewachung gelangen dem Aufbauspieler von PAOK Saloniki fortan nur noch fünf Punkte. Centerspieler Patrick Femerling sagte über den jüngsten Spieler der deutschen Mannschaft bei der Europameisterschaft: "Er klebte an ihm wie, wie ..." Doch es wollte ihm kein vernünftiger Vergleich einfallen. Ein Journalist sagte: "Wie Pattex."

Stefano Garris war der Klebstoff, der die deutsche Mannschaft beim Sieg über Griechenland zusammenhielt. Gab es Lücken zu schließen, half der Aufbauspieler von Alba Berlin aus. Er holte vier Rebounds, gab vier Assists, und schnappte den Griechen dreimal den Ball weg. Zehn Punkte hatte er gleich selber erzielt. "Stefano Garris hat heute eine großartige Leistung geboten", lobte Bundestrainer Henrik Dettmann. Insgesamt ließ er seinen jüngsten Spieler 30 Minuten auf dem Feld. Nur NBA-Profi Dirk Nowitzki und Ademola Okulaja spielten noch länger.

Stefano Garris ist der Aufsteiger des Sommers im deutschen Basketball. Anfang Juni war er dem Bundestrainer durch gute Leistungen für Alba Berlin im Meisterschaftsfinale gegen Bonn aufgefallen. "Er hat eine Chance verdient", sagte Dettmann damals. Garris nutzte sie. Mit jugendlicher Begeisterung spielte er sich in der Vorbereitung ins EM-Aufgebot, mit Chuzpe widmet er sich inzwischen seinen Spezialaufgaben in der Verteidigung. Er profitierte davon, dass Jörg Lütcke und Henrik Rödl verletzt auf die EM verzichten mussten. Beide spielen im Verein auf seiner Position vor ihm. Stars wie Antonios Fotsis oder Fragiskos Alvertis von Panathinaikos Athen hat er in der Suproleague zumeist von der Bank aus gesehen. Nun warf er sie aus dem Turnier.

"Ich bin nicht überrascht von seiner Entwicklung", sagte Alba-Trainer Emir Mutapcic schon vor der EM, "ich sehe ihn jeden Tag im Training." Nach der EM muss der Coach für den unbekümmerten Aufbauspieler im Verein eine neue Rolle finden. Bei Dettmann steht Garris bereits in der Starting Five. Nur bei der Niederlage gegen Jugoslawien durfte Marko Pesic vor ihm beginnen. Dettmanns größter Vertrauensbeweis war, dass er Garris in den dramatischen Schlusssekunden gegen Griechenland auf dem Feld ließ. Die Nerven aller Spieler waren in den letzten 15 Sekunden so angespannt, dass der Grieche Theodore Papaloukas von sechs Freiwürfen nur einen traf. Sogar Dirk Nowitzki schaffte es nicht, hinter der Freiwurflinie stehend zwei Würfe in den Korb zu bringen. Dann wurde Garris beim Stande von 77:75 und sieben Sekunden auf der Uhr gefoult. Sein erster Freiwurf verfehlte das Ziel. Was er in dieser Situation gedacht habe, wurde Garris gefragt. "Dann mache ich halt den nächsten rein." So geschah es.

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