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Chris Fleming braucht gegen die starken deutschen Gruppengegner gute Ideen.

© dpa/Becker

Basketball-EM in Berlin: Bundestrainer Chris Fleming: Der akribische Optimist

Chris Fleming muss sich bei der Basketball-EM als deutscher Bundestrainer bewähren.

Von Johannes Nedo

Für die Witze war am Donnerstag Chris Fleming zuständig. Als der Bundestrainer auf der Pressekonferenz der deutschen Basketballer gefragt wurde, wie er sein Team bei der Europameisterschaft auf die große Kulisse in der Arena am Ostbahnhof vorbereite, sagte er trocken: „Dirk Nowitzki hat damit noch Probleme. Aber ich rede mit ihm und er wird das wohl hinbekommen.“ Lautes Gelächter unter den Anwesenden. Dann grinste auch Fleming, der gestern bei weitem der Entspannteste auf dem Podium war.

Während die drei Spieler neben ihm – Nowitzki, Heiko Schaffartzik und Dennis Schröder – eher gelangweilt auf ihren Stühlen fläzten, saß Fleming kerzengerade. Er ließ sich nicht anmerken, dass er die meisten Fragen schon in den vergangenen Wochen immer wieder beantworten musste. Kommt Nowitzki rechtzeitig in Form? Welche Rolle kann der überaus talentierte Schröder übernehmen? Kann das Team die vielen Ausfälle wettmachen? Wie wird die Mannschaft sich gegen die vielen starken Gegner in der Vorrunde behaupten?

Fleming kennt die Fragen, natürlich. Aber der 45-Jährige begegnet diesen Fragen eben mit Witz, mit großer Ruhe und noch größerem Optimismus. Mit durchgestrecktem Rücken und in kurzen Hosen saß der schlanke, 1,90 Meter große US-Amerikaner vor den Journalisten und sagte selbstbewusst: „Wir werden hier gut spielen. Wenn wir unseren Basketball zeigen, haben wir gegen jeden eine Chance.“

Am Samstag beginnt in Berlin die Basketball-EM, Deutschland trifft vor 12 500 Zuschauern auf Island (15 Uhr, live im ZDF). Nowitzki, der in der NBA ständig vor noch größeren Kulissen spielt, wird damit selbstverständlich kein Problem haben. Und auch wenn sich viele Fragen vor dem EM-Start auf die deutschen Stars und das eher unerfahrene Team konzentrieren, am Samstag steht auch jemand vor einer Bewährungsprobe, der bisher nicht so sehr im Fokus war: Chris Fleming selbst.

Ziel ist eine Platzierung unter den besten Sieben

Fleming hat einen exzellenten Namen im deutschen Basketball. Als Trainer in Bamberg ist er zwischen 2010 und 2013 viermal nacheinander Deutscher Meister geworden. Doch als er danach den Titel verpasste, wurde er entlassen. Er hatte jetzt also schon mehr als ein Jahr lang nicht mehr die Gelegenheit, auf der großen Bühne zu zeigen, wie gut er an der Seitenlinie ist. Seit November 2014 ist Fleming als Bundestrainer im Amt. Seine Verpflichtung wurde beim Deutschen Basketball-Bund (DBB) als Coup gesehen. Und die Verantwortlichen setzen durchaus große Hoffnungen in ihn. Fleming soll das junge Team zu einer erfolgreichen EM führen, am besten soll eine Platzierung unter den besten Sieben erreicht werden – die würde das Team dazu berechtigen, bei einem Olympia-Qualifikationsturnier für Rio 2016 mitzuspielen.

Hohe Erwartungen sind das, aber beim DBB haben sie auch eine hohe Meinung von Fleming. „Chris ist so akribisch. Beim Training ist er immer schon eineinhalb Stunden vorher in der Halle“, sagt DBB-Präsident Ingo Weiss. „Aber vor allem kann er sehr gut mit den Spielern sprechen.“ Fleming scheut sich nicht, seine Starspieler anzugehen. Während einiger Testspiele in den vergangenen Wochen diskutierte er oft mit Schröder, wenn ihm Aktionen des NBA-Stars von den Atlanta Hawks nicht gefielen. Nach Spielende lobte er ihn dann öffentlich umso mehr.

Fleming mag seine Spieler. Das wird nicht nur dann deutlich, wenn er ihnen mit väterlichem Blick während der Pressekonferenz zuhört. Er zeigt das auch während der Partien. Fleming schenkt ihnen Vertrauen und gibt ihnen Freiheiten. Seine Art zu arbeiten und seine Erfolge machen ihn aber nicht nur für den DBB interessant: Nach der EM wird er als Assistenztrainer bei den Denver Nuggets in der NBA anfangen, als Bundestrainer soll er in Teilzeit weiter arbeiten. Ob diese Doppelrolle in Deutschland akzeptiert wird – Bayern-Manager Marko Pesic brachte bereits Flemings Assistenten Henrik Rödl als Nachfolger ins Spiel –, hängt auch vom Ausgang der Europameisterschaft ab. Fleming macht sich darüber keine Sorgen. „Wir können bei der EM eine wirklich besondere Geschichte starten“, sagte er.

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