zum Hauptinhalt
Gedränge unterm Korb. Madrids Nikola Mirotic (von links nach rechts), Albas Yassin Idbihi, Madrids Rafael Hettsheimer, Berlins Deon Thompson und Madrids Carlos Suarez kämpfen um den Ball.

© dpa

Update

Basketball-Euroleague: Alba unterliegt Real Madrid

In der Basketball-Euroleague verliert Alba Berlin im ersten Gruppenspiel der Zwischenrunde gegen den 30-fachen Spanischen Meister Real Madrid 63:77 (34:38).

Nikola Mirotic fuhr der Schrecken sichtbar in die Glieder. Der 2,08 Meter große Power Forward zuckte zusammen, dann legte der 21-Jährige, vielleicht das momentan größte Basketball-Talent Europas, eine Pranke auf sein Herz, um sich wieder zu beruhigen, ein schüchterne Lächeln huschte über sein Gesicht. Allerdings hatten nicht seine Gegenspieler den Profi von Real Madrid derart eingeschüchtert, sondern das Feuerwerk, das vor Heimspielen von Alba Berlin gezündet wird. In den folgenden 40 Minuten ließen sich Mirotic und seine Mitspieler auch von den unbändig kämpfenden Berlinern nicht aus der Ruhe bringen, Alba unterlag dem spanischen Rekordmeister am Donnerstagabend zum Auftakt der Euroleague-Zwischenrunde 63:77 (34:38).

Um ein Team wie Real schlagen zu können, muss Alba einen perfekten Tag erwischen und braucht jeden verfügbaren Spieler in Topform. Insofern tat der Ausfall von Nihad Djedovic, der mit einer entzündeten Achillessehne zusehen musste, den Berlinern doppelt weh. Hinzu kam die Belastung des engen Spielplans in der Bundesliga, die gestrige Partie war Albas vierte in acht Tagen. Wie sollte ein Sieg gegen den ungeschlagenen spanischen Tabellenführer gelingen, wenn die Mannschaft von Trainer Sasa Obradovic zuletzt sogar am aktuellen Bundesliga-Neunten Würzburg gescheitert war?

Nach nicht einmal vier Minuten schienen die Aussichten für die Berliner noch wesentlich düsterer: Real führte 12:2, Obradovic musste eine erste Auszeit nehmen, um seine nervösen Spieler zu beruhigen. Das gelang dem Serben: Alba kam besser ins Spiel, die zu Beginn exzellente Trefferquote der Spanier sank. Die Berliner versuchten es mit viel Kampf und Physis, was die Schiedsrichter aber mit ihrer sehr kleinlichen Leitung des Spiels unterbanden. Die vielen nicht immer ganz einleuchtenden Pfiffe hatten aber auch ein Gutes: Die 11 988 Zuschauer in der Arena am Ostbahnhof fühlten sich dazu berufen, ihre Meinung zu dieser oder jener Entscheidung kundzutun. Die hitziger werdende Atmosphäre half Alba dabei, bis auf 20:26 nach dem ersten Viertel zu verkürzen.

Madrids Trainer Pablo Laso zeigte jetzt, welche Schätze weiter hinten auf seiner Auswechselbank schlummern. Real lässt sich seine Basketballer in dieser Saison 28 Millionen Euro kosten, schätzungsweise vier Mal so viel wie Alba. So konnte Laso nach der ersten Pause beispielsweise Felipe Reyes aufs Feld schicken: Der 32-Jährige hat fast 200 Mal das Trikot des spanischen Nationalteams getragen, verfügt über die Erfahrung von 141 Euroleague-Spielen, war zweimal Europameister, einmal Weltmeister und hat zweimal Silber bei Olympia gewonnen. Doch Reyes und die anderen Stars der Gäste ließen sich jetzt doch ein wenig vom Kampfgeist der Berliner beeindrucken, die Punkt für Punkt herankamen. Center Albert Miralles machte als Albas bester Werfer mit 14 Punkten gegen seine spanischen Landsleute sein bislang stärkstes Spiel für die Berliner, nach einem Dreipunktewurf von Heiko Schaffartzik lagen die Berliner sogar plötzlich 34:33 in Führung. Beim Halbzeitstand von 38:34 für Real war alles offen. Und das, obwohl der von einem Magen-Darm-Virus geschwächte Deon Thompson mit drei Fouls belastet war und nur zwei Punkte erzielt hatte, bis Spielende kam nur noch ein weiterer Korb von Albas Topscorer hinzu.

In der Euroleague darf man sich aber keine Nickerchen erlauben. Reals Nationalspieler Sergio Llull (15 Punkte) und Rudy Fernandez (13) eröffneten die zweite Hälfte mit Dreipunktewürfen, Madrid war schnell mit 50:37 in Front. Es kostete Alba einen immensen Aufwand, diesen Rückstand erneut zu verkleinern. Nach einem Dreipunktewurf von Dashaun Wood kam Alba kurz nach dem Beginn des Schlussviertels trotzdem wieder auf drei Punkte heran. Zur Sensation sollte es aber nicht reichen. Obradovics Team wurde zusehends müde und erzielte in den letzten zehn Minuten nur noch neun Punkte. Die dank ihrer phänomenal besetzten Bank nie nachlassenden Spanier nutzten die insgesamt 20 Ballverluste der Berliner immer wieder zu einfachen Korblegern. Wood wollte trotz der am Ende deutlichen Niederlage ein positives Fazit ziehen: „Das Spiel hat uns eine Idee davon gegeben, wie wir gegen solche starken Gegner bestehen können.“

Dazu hat Alba in der Zwischenrunde bis zum 4. April noch 13 Mal Gelegenheit, am kommenden Donnerstag ist zum zweiten Spieltag ZSKA Moskau zu Gast. Die Russen sind nach Real Madrid das zweiterfolgreichste Euroleague-Team aller Zeiten, die Chancen der Berliner steigen also. Wenn auch nur unwesentlich.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false