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Sport: Basketball: Folgen eines Horror-Videos

Videogucken gilt ja gemeinhin als ein recht angenehmer und entspannender Zeitvertreib. Nicht aber, wenn man dazu gezwungen wird.

Videogucken gilt ja gemeinhin als ein recht angenehmer und entspannender Zeitvertreib. Nicht aber, wenn man dazu gezwungen wird. So wie die Basketballer von Alba Berlin, die Trainer Emir Mutapcic am Freitag vor den Fernseher zitierte. "Das hat keinen Spaß gemacht, du sitzt da und schüttelst den Kopf", kommentierte Jörg Lütcke die 10-Minuten-Sendung. Zu sehen war das erste Viertel aus dem Suproleague-Spiel gegen Siena mit unmotivierten, körperlos agierenden und danebenwerfenden Männern in Alba-Trikots. Das Horror-Video hatte eine abschreckende Wirkung: Am Sonnabend besiegte der Bundesliga-Tabellenführer den Zweiten Bayer 04 Leverkusen mit 85:82 (48:40) und steht nach dem 21. Sieg im 21. Spiel als Vorrundenerster unumstößlich fest. Das bedeutet zugleich das Heimrecht in den entscheidenden Play-off-Spielen. Allerdings zog sich Albas Marko Pesic eine Kapselverletzung am kleinen Finger der linken Hand zu, vielleicht ist es sogar ein Bruch.

Alba präsentierte sich vor 6031 Zuschauern in der Max-Schmelig-Halle völlig verwandelt. Angestachelt von all der Kritik und sauer über die eigene Leistung gegen Siena fighteten die Berliner in dem teils hart geführten Spiel von der ersten Sekunde an um jeden Ball. 71:56 führte Alba Mitte desletzten Viertels. Doch die Leverkusener, ebenfalls noch etwas erschöpft vom Suproleague-Spiel am Donnerstag, verkürzten noch auf 71:77. Es wurde noch einmal eng in den letzten zweieinhalb Minuten, die geprägt waren von Fouls und Freiwürfen. Die meisten bekamen die Berliner zugesprochen, doch ihnen fehlten zunehmend Kraft und Konzentration. 30 Sekunden vor Schluss lag Alba noch 85:79 in Front. Bei Leverkusen waren Gnad und Lokhmanchuk nach dem fünften Foul bereits ausgeschieden. Vier Freiwürfe erhielt Dejan Koturovic, viermal vergab er, einmal warf er einen Meter an der Korbanlage vorbei. Im Gegenzug gelang den Gästen noch ein Dreipunktewurf. Ehe die Partie kippte, war die Zeit abgelaufen.

"Mit 37 Minuten war ich zufrieden, mit den letzten drei nicht", sagte Mutapcic, "Koturovics Fehlwürfe dürfen nicht passieren. Die Müdigkeit ist keine Entschuldigung." Koturovic, der nur drei von zehn Freiwürfen verwandelte und sich sieben Ballverluste leistete (Alba gesamt: 23/Leverkusen: 11), war "wütend auf mich selbst. Weil ich mit normalen Freiwürfen nicht getroffen habe, habe ich es eben anders probiert." Mit 19 Punkten war er dennoch zweitbester Werfer bei Alba hinter dem starken Derrick Phelps, der auf 23 Zähler und eine Wurfquote von 78 Prozent kam. Topscorer der Partie war Leverkusens John Best (24), der in der ersten Halbzeit 18 Punkte machte. Schon Mitte des dritten Viertels war er mit vier Fouls belastet und wurde vorübergehend ausgewechselt - auch das stärkte Alba.

"Die letzten zwei, drei Minuten haben das Bild verfärbt. Aber die Einstellung hat bei uns gestimmt", meinte Lütcke. Der Tabellenzweite war geschlagen. Doch Euphorie machte sich bei Alba nicht breit. Eher Erleichterung. Der Mannschaft bleiben vorerst weitere unangenehme Videos erspart.

Helen Ruwald

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