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Schmeliinghalle

© pa/dpa

Basketball: Ihr Zuschauer kommet

Alba Berlins Basketballer haben einen Besucherrekord aufgestellt – trotz oder wegen eines neuen Teams.

Der Mann musste weg. 30 Alba-Müllautos wurden in den letzten zehn Tagen von Dijon Thompson befreit. Ein gefeuerter Störenfried, der für den Basketball-Bundesligisten Alba Berlin wirbt, das darf nicht sein. Über dem Spieler hatte der Slogan „Alba vs. Ewig auf den Traummann warten“ geprangt, darunter „Dein Leben ist zu kurz für langweilig“. Alles war Teil einer Werbekampagne, die Alba Berlin im Herbst gestartet hatte. 2000 Plakate, mehr als je zuvor, wurden aufgehängt, 120 Müllautos des Hauptsponsors Alba mit den Profis und Hingucker-Sprüchen dekoriert.

Prompt strömten so viele Fans wie nie zuvor zu den Hauptrundenspielen in der Max-Schmeling-Halle: 6908 im Schnitt (Vorjahr: 6349, 2005/06: 6656). Alba hat den Rückgang von 2007 also mehr als wettgemacht und Bamberg wieder von Platz eins der Zuschauerstatistik verdrängt – mit 43 Fans mehr. Auch im Uleb-Cup vermeldete Alba mit 5479 Fans einen neuen Rekord (2006/07: 5024), und das bei starker Berliner Konkurrenz. Im Schnitt 6466 Handball-Zuschauer feuerten Bundesliga-Aufsteiger Füchse Berlin an. Albas Zahlen waren allerdings bisweilen schöner als die Realität. Offiziell kamen 8279 Fans zum bedeutungslosen letzten Spiel gegen Braunschweig. Doch die Lücken auf der Tribüne in der vermeintlich fast ausverkauften Halle waren unübersehbar. Die drei letzten Spiele gab es auch im Paket, manch einer ließ die letzte Karte verfallen.

Der neue Familienblock mit 8-Euro-Tickets war selten ausverkauft. Nur Werbemaßnahmen können es also nicht sein, welche die Berliner locken. „Die Fans haben das neue Team angenommen und gesehen, dass sich was bewegt“, glaubt Geschäftsführer Marco Baldi, „ich denke, Luka Pavicevic hat daran seinen Anteil, man sieht ein Profil.“ Nach Albas Scheitern im Play-off-Viertelfinale trat der Trainer im Sommer seinen Job in Berlin an. Auch das Team wurde, wie schon im Jahr zuvor, größtenteils neu zusammengesetzt. Selbst Publikumsliebling Demond Greene musste Alba verlassen, es schien der Verlust einer der letzten Identifikationsfiguren zu sein. Obwohl seit Saisonbeginn je vier Spieler kamen und gingen, hat sich ein Großteil des Teams Akzeptanz erworben. Julius Jenkins, der wertvollste Spieler der Basketball-Bundesliga, liefert überragende Leistungen in Serie. Immanuel McElroy und Aleksandar Nadjfeji haben sich, obwohl erst seit Februar bei Alba, mit unermüdlichem Einsatz sofort Respekt erarbeitet.

Zwar gingen ausgerechnet ausverkaufte oder fast ausverkaufte Spitzenspiele gegen Quakenbrück und Leverkusen verloren, und immer wieder zermürbte Alba seine Anhänger mit riesigen Leistungsschwankungen. Doch das Jahrhundertspiel gegen Bosna Sarajewo (Sieg nach fünf Verlängerungen) oder spielerischer Glanz wie zuletzt gegen Bremerhaven (105:65) machten Lust aufs Wiederkommen: etwa heute im dritten Play-off-Viertelfinale gegen Bremerhaven (19.30 Uhr). Ein Sieg würde den Halbfinal-Einzug perfekt machen, weitere Heimspiele in der möglicherweise letzten Saison in der Max-Schmeling-Halle wären gesichert. Ob die Mannschaft in die neue Arena am Ostbahnhof umzieht, steht nocht nicht fest.

Der künftige Spielort ist noch nicht bekannt, ein Großteil des Kaders schon. Acht Spieler (Jenkins, Femerling, Herber, Nadjfeji, McElroy, Zwiener, Simon, Faßler) haben noch einen Vertrag. Die Fans werden sich also nicht schon wieder an ein neues Team gewöhnen müssen.

Helen Ruwald

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