zum Hauptinhalt
312864_0_0d39595c.jpg

© laif

Basketball: Marion Jones: Auf der Suche nach dem rechten Weg

Marion Jones kehrt nach der Dopingsperre in den Leistungssport zurück. Was bewegt die Olympiasiegerin, nun Basketball zu spielen?

Es ist erst 14 Monate her, dass Marion Jones sich betont als Hausfrau und Mutter inszenierte. „Vielleicht ist das nichts für die Titelseiten“, sagte sie damals in die TV- Kameras, während sie auf dem Fußboden ihres Eigenheims in Texas saß und mit ihren Kindern spielte. „Aber das ist jetzt mein Leben und es macht mich glücklich.“ Die des Dopings sowie des Meineids überführte Olympiasiegerin war gerade aus dem Gefängnis entlassen worden und wollte demonstrieren, dass für sie ein neuer Abschnitt begonnen hat. Ein gutes Jahr später hat Jones es sich jedoch anders überlegt. Am vergangenen Montag gab die 34-Jährige in San Antonio offiziell ihr Comeback als Sportlerin bekannt. Das bescheidene Dasein an Heim und Herd erfüllt die einst beste Sprinterin der Welt offenbar doch nicht in dem Maße mit Zufriedenheit, wie sie es damals glauben machen wollte.

Diesmal soll es allerdings nicht mehr die Tartanbahn oder die Weitsprunggrube sein. Marion Jones möchte sich in Zukunft als Basketballerin verdingen. Zunächst, den Winter über, bei einem noch nicht benannten europäischen Klub. Ab Frühjahr dann, wenn die Saison beginnt, in der US-Profiliga der Frauen WNBA.

Es ist so etwas wie eine Rückkehr zu den Wurzeln für Marion Jones. Schon im College spielte sie erfolgreich Basketball: In der Saison 93/94 wurde sie US-Meisterin, als Spielmacherin der Alma Mater North Carolina. Erst danach spezialisierte sie sich auf das Laufen und das Springen, weil man ihr dort den größeren Erfolg voraussagte. Doch jetzt hat Jones ihre Jugendliebe wiederentdeckt. Seit Oktober trainiert sie mit den San Antonio Silver Stars. Und Trainer Dan Hughes bescheinigt ihr, dass sie seit ihren College-Zeiten nicht viel verlernt habe: „Sie kann für jede Profimannschaft ein Gewinn sein.“

Ganz aus eigenem Antrieb entstand Jones’ Entscheidung, dem braven Familienleben den Rücken zu kehren, allerdings nicht. Sie erhielt im Mai dieses Jahres einen Anruf aus der Zentrale der Basketball-Liga NBA, wo sich irgendjemand an die College-Karriere der Olympiasiegerin erinnerte und sich einen Quotenknüller für die Frauenliga erhoffte. Jones, die damals im achten Monat schwanger war, hielt das zunächst für eine Schnapsidee. Je länger sie mit ihrem Mann, dem Sprinter Obadele Thompson, darüber redete, desto besser gefiel ihr jedoch die Vorstellung, berichtete sie am Montag: „Ich habe plötzlich gedacht – warum eigentlich nicht?“ Und so begann sie gleich nach der Geburt ihres Kindes mit dem Training.

Heute, erzählt sie, sehe sie in ihrer zweiten Karriere vor allem eine Gelegenheit, ihre „Botschaft“ zu verbreiten. Angeblich wird Marion Jones in Zukunft dafür dribbeln, junge Mädchen vor Fehlern zu bewahren. „Take a Break“ nennt sie ihre Mission, mit der sie dafür wirbt, erst einmal Luft zu holen, bevor man wichtige Entscheidungen trifft und möglicherweise eine Dummheit begeht. So wie sie selbst, als sie in San Francisco FBI-Beamten gegenüber saß und sich dazu entschloss, unter Eid ihre Dopingvergangenheit zu leugnen. Heute verflucht sie diesen Tag, denn die Lüge brachte sie ins Gefängnis. Ihre Goldmedaillen verlor sie schließlich trotzdem. „Ich wache jeden Morgen auf und wünsche mir, ich hätte damals eine weisere Entscheidung getroffen“, sagt sie heute.

Mit der ursprünglichen Dummheit, Anabolika zu schlucken, hadert sie allerdings weniger. Von Dopingprävention ist bei ihrem Kreuzzug über die amerikanischen Basketballfelder keine Rede. Sie behauptet, niemals wissentlich gedopt zu haben. Ihr Trainer, Trevor Graham, habe ihr die Steroide damals als Leinsamenöl untergejubelt, sagte sie in mehreren Interviews. Eine Aussage, die zum Geständnis des Meineides schlecht passt.

Das Bild der reuigen Sünderin wirkt deswegen etwas schief. Dennoch glaubt Jones daran, dass sie das „verlorene Vertrauen der Menschen in sie wieder zurückgewinnen“ kann, wie sie am Montag sagte. Allein durch das Werfen von Bällen wird das allerdings nur schwerlich gelingen.

Sebastian Moll[New York]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false