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Basketball-Nationalmannschaft: Der Unbekannte aus der Dritten Liga

Einige deutsche U-20-Basketballer rücken in die A-Nationalmannschaft auf. Manche Namen wie den von Bastian Doreth von den Franken Hexer haben die etablierten Kollegen noch nie gehört.

Berlin - Eigentlich wollte Johannes Herber am Sonntagmorgen in der Max- Schmeling-Halle ein bisschen trainieren, ganz für sich allein. Doch den Hallenteil, in dem sonst die Basketballprofis von Alba Berlin ihrem Beruf nachgehen, fand er besetzt vor – die deutsche U-20-Nationalmannschaft unter Trainer Henrik Rödl hinderte Herber daran, selbst ein paar Körbe zu werfen. Also nutzte der Berliner die Chance, um einen Blick auf ein paar neue Nationalmannschafts-Kollegen zu werfen. Fünf Spieler der U 20 hat Bundestrainer Dirk Bauermann auch für den vorläufigen A-Kader berufen, mit dem er in die Vorbereitung zur EM im September gehen will. Herber waren diese Namen alles andere als vertraut, Namen wie der von Bastian Doreth: „Von dem hatte ich noch nie gehört.“

Während Herber mit Rödl fachsimpelt, wirft Bastian Doreth auf der anderen Seite der Halle auf den Korb. Sechs Dreipunktewürfe in Serie finden ihr Ziel, sieben, acht. Der neunte geht vorbei, der 19-Jährige flucht. Der Nürnberger war wohl die größte Überraschung unter den 21 Spielern, die Bauermann in der vergangenen Woche berufen hat. Doreth spielt in der Dritten Liga, der Pro B, für die Franken Hexer. Mit einer Größe von 1,82 Meter ist er auch für einen Aufbauspieler eher klein, in 28 Saisonspielen erzielte er im Schnitt 11,4 Punkte, holte vier Rebounds und gab vier Assists. „Ich habe nicht damit gerechnet, nominiert zu werden“, gibt Doreth zu. „Aber im Hinterkopf hatte ich es schon.“

Die Chancen, tatsächlich mit zur EM nach Polen zu fahren, schätzt er als „eher gering“ ein. Immerhin hat Bauermann neben elf Neulingen auch einige wenige gestandene Nationalspieler nominiert. Ehe sie zum ersten Lehrgang des A-Kaders stoßen, geht es für Doreth und seine ebenfalls 1989 geborenen Mitspieler Robin Benzing, Elias Harris, Tibor Pleiß und Philipp Schwethelm um die Junioren-EM auf Rhodos, auf die sich die Mannschaft gerade in Berlin vorbereitet. Am Montag trifft das deutsche Team in einem Testspiel auf Griechenland (18.30 Uhr, Sporthalle Schöneberg), am Sonntag gab es bereits eine Partie gegen den EM-Gastgeber in Königs Wusterhausen. Deutschland siegte nach zwei Verlängerungen 73:70.

U-20-Nationalcoach Rödl hat Vertrauen in den „sehr talentierten Haufen“, der in der Schmeling-Halle in lockerer, aber konzentrierter Atmosphäre trainiert. Rödl steht in engem Kontakt mit Bauermann, dem gar keine andere Wahl blieb, als sich in unteren Ligen umzuschauen. „Durch den Generationswechsel im Nationalteam muss Dirk einfach auf junge Leute bauen“, sagt Rödl. Natürlich ginge das nicht von heute auf morgen, „aber in diesem Jahrgang gibt es einige sehr, sehr interessante Spieler“.

Doreth gehört dazu. Auch wenn Basketballfans in Internetforen spotteten, der Bundestrainer habe ihn nur nominiert, um den Bundesliga-Verantwortlichen zu zeigen, in welche Niederungen er sich begeben müsse, um überhaupt deutsche Spieler zu finden. Doreth lässt das kalt: „Ich bin nicht umsonst nominiert worden. Die Leute werden merken, dass das zu Recht passiert ist.“

Und immerhin hat Johannes Herber jetzt das passende Gesicht zum unbekannten Namen kennengelernt.

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