zum Hauptinhalt
Deutschland im Herzen. Dirk Nowitzki greift dennoch vielleicht erst 2011 zur Olympia-Qualifikation wieder an.

© dpa

Basketball Nationalteam: Dirk Nowitzki nimmt eine Auszeit

Bundestrainer Dirk Bauermann fehlen bei der Basketball-WM die Routiniers. Auch NBA-Star Dirk Nowitzki könnte fehlen.

Berlin - Noch am Wochenende saß Dirk Nowitzki in Hamburg im Kreis des deutschen Nationalteams vor dem Fernseher, um die Fußball-WM zu verfolgen, „ganz normal, als Teil der Mannschaft“, wie Bundestrainer Dirk Bauermann sagt. Genauso normal ist allerdings das Problem, dem sich Bauermann jetzt stellen muss: Wie vor fast jedem Turnier der letzten Jahre sind die deutschen Basketballer ohne Nowitzki ins Trainingslager auf Mallorca eingestiegen, ob der NBA-Profi von den Dallas Mavericks in diesem Sommer noch zur Mannschaft stößt und im September an der WM in der Türkei teilnimmt, ist laut Bauermann „völlig offen“.

Nowitzki hatte sich vor zehn Tagen mit seinem NBA-Klub Dallas Mavericks darauf geeinigt, weitere vier Jahre in Texas zu bleiben. Doch der Vertrag des 32-Jährigen ist noch nicht unterschrieben, sein Berater und Mentor Holger Geschwindner feilscht mit den Mavericks gerade noch um die letzten Details.

Erst wenn mit Dallas alles klar ist, kann der Deutsche Basketball-Bund (DBB) mit Verhandlungen über einen Einsatz bei der WM beginnen. „Es gibt noch keine Tendenz in irgendeine Richtung, wir erwarten eine Entscheidung in den nächsten zehn Tagen“, sagt DBB-Generalsekretär Wolfgang Brenscheidt. Wie bei den Turnieren zuvor wird die Frage einer Versicherung gegen eine Verletzung des NBA-Profis wichtig sein. Dabei könnte es eine Rolle spielen, ob es in Nowitzkis neuem Vertrag, der ihm 80 Millionen Dollar in vier Jahren einbringen soll, erneut eine Klausel gibt, die ausdrücklich seine verletzungsanfälligen Sprunggelenke miteinschließt. „Falls wir diese Ausnahme-Klausel streichen können, dürfte die Versicherung für den DBB deutlich billiger werden“, sagt Geschwindner.

Doch zunächst einmal muss Nowitzki sich klar darüber werden, ob er überhaupt bei der WM spielen will. „Es geht darum, dass er jetzt das berühmte Soul-Searching macht“, sagt Dirk Bauermann. „Grundsätzlich will er schon, aber er ist 32 Jahre alt und hat eine große Verantwortung für seinen Verein.“ Hinzu kommt, dass die Europameisterschaft in Litauen im kommenden Jahr paradoxerweise wichtiger ist als die diesjährige Weltmeisterschaft. In der Türkei kann man sich nur als Weltmeister für die Olympischen Sommerspiele 2012 in London qualifizieren, Nowitzkis vermutlich letztes großes Ziel im Nationalteam. Eine Olympiaqualifikation im kommenden Sommer bei der Europameisterschaft in Litauen ist für das deutsche Team wesentlich realistischer, da mehr Plätze vergeben werden – auch durch Nowitzki. „Es ist entschieden, dass Dirk 2011 spielt, wenn er gesund bleibt“, sagt Bauermann. Insofern könnte es sein, dass Nowitzki seinem Körper und den Mavericks einen Gefallen tut und auf die WM verzichtet.

Wenn dem so ist, würde auch der eingebürgerte NBA-Profi Chris Kaman absagen, Bauermann müsste mit einer sehr unerfahrenen Mannschaft in die WM gehen. Denn auch Kapitän Sven Schultze und Rekordnationalspieler Patrick Femerling haben dem Bundestrainer abgesagt. Schultze nimmt eine Auszeit, um seinen Umzug von Italien nach Berlin zu organisieren, wo er künftig für Alba spielen wird. Femerling will seinen Körper schonen, um ebenfalls für Alba fit zu sein. Bauermann hat in Jan Jagla, Demond Greene, Konrad Wysocki und Steffen Hamann nur noch vier erfahrene Spieler im Kader. „Es tut uns weh, dass Sven und Patrick nicht dabei sind, der Verlust wiegt schwer“, sagt Bauermann. Der Bundestrainer hat mit den beiden Routiniers vereinbart, sie eventuell doch noch zum Einspringen überreden zu können: „Falls ich feststelle, dass es ohne sie überhaupt nicht geht, bleiben sie als Rettungsanker eine Option.“

Auch ohne Superstar Nowitzki, den emotionalen Anführer Schultze und den väterlichen Ratgeber Femerling ist die Stimmung auf Mallorca im jungen deutschen Team gut. „Ich höre das ganze Jahr über, wie sehr sich alle darauf freuen, im Sommer wieder zusammenzuspielen“, sagt Bauermann zwischen zwei Trainingseinheiten. „Und das merkt man hier.“ Eventuell muss sich der Bundestrainer einfach auf junge Spieler wie Tibor Pleiß, Robin Benzing und Elias Harris verlassen, die im vergangenen Jahr bei der Europameisterschaften debütierten und sich seitdem sehr gut entwickelt haben. Bauermann hat also auch neben Nowitzki noch eine zweite Hoffnung: „Die Jugend ist ein Jahr älter geworden.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false