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Das Ziel zum Greifen nahe. Um endlich Meister zu werden, wechselte LeBron James (Mitte) vor der Saison nach Miami und machte sich damit nicht gerade beliebt.

© AFP

Basketball: Noch einen Monat Hass in der NBA

Die ungeliebten Miami Heat treffen im NBA-Finale auf Nowitzkis Mavericks. Das Rennen um die Herzen der Fans außerhalb der beiden Finalstädte hat Miami schon verloren.

Alles war vorbereitet vor der Arena in Downtown Miami. Auch wenn das Basketball-Team der Stadt am Donnerstag in Spiel fünf der Eastern Conference Finals auswärts in Chicago antrat, waren tausende Fans zur Heimspielstätte der Heat gekommen, um das Spiel auf der großen LED-Wand an der Arena zu schauen.

Hunderte Picknick-Klappstühle pflasterten die Straße, von der Bühne donnerte die Musik von Ludacris. Eingerahmt von den Cheerleadern in ihren knappen weißen Outfits, heizte der Rapper schon vor dem Spiel den Fans für die große Party danach ein. Am Ende feierten sie auch den Einzug ins NBA-Finale, in dem sie ab der Nacht zum Mittwoch (3 Uhr deutscher Zeit) auf die Dallas Mavericks und ihren deutschen Star Dirk Nowitzki treffen.

Auf die Siegesparty haben Basketball-Fans in Miami seit dem 8. Juli des vergangenen Sommers gewartet, als LeBron James angekündigt hatte, sein Talent nach South Beach, dem berüchtigten Strand- und Partyviertel von Miami Beach, zu bringen. Gemeinsam mit seinem Freund Dwayne Wade wollte er sein Ziel, die NBA-Meisterschaft zu gewinnen, endlich erreichen. In den Jahren zuvor war James mit den Cleveland Cavaliers mehrere Male gescheitert, also ließ er die Mannschaft aus seinem Heimatstaat Ohio sitzen.

Der Transfer des Forwards Chris Bosh von den Toronto Raptors brachte einen dritten Star nach Florida und ließ die Erwartungen an das Team irrational steigen. Doch auch wenn James, Wade und Co. mit schwächeren Gegnern oft leichtes Spiel hatten und mit 58 Siegen während der regulären Saison die zweitbeste Bilanz im Osten erspielten, blieben Siege gegen die großen Teams zumeist aus.

Aber die Mannschaft steigerte sich nach und nach, in den Play-offs setzten sie sich bisher in jeder Runde mit 4:1 Siegen klar durch. Sechzehn Palmen vor der Arena künden von der Entwicklung, die Miamis Team während der Saison durchgemacht hat. Jede Palme ist wie bei einem Countdown mit einer Nummer versehen, die Schilder von 16 bis 5 sind schon mit einem großen roten Kreuz abgezählt, jedes Kreuz steht für einen Sieg. Nur noch vier Siege bis zum Titel.

Miami darf zum zweiten Mal in seiner Geschichte in den NBA Finals um den Titel spielen. Auch wenn Dwayne Wade, der schon 2006 Nowitzkis Mavericks im Finale schlug, immer noch der Publikumsliebling in Miami ist, zeigt vor allem James, wie wichtig er in den entscheidenden Momenten für das Spiel der Heat ist.

Am Dienstag steht er gegen den anderen großen Star der bisherigen NBA-Playoffs auf dem Platz: Dirk Nowitzki. Der Deutsche (28,4 Punkte im Schnitt) und James (26,0) sind die beiden besten verbliebenen Werfer in den Play-offs. In den entscheidenden Momenten wird sich James in der Deckung wohl direkt um Nowitzki kümmern. Das Rennen um die Herzen der Fans außerhalb der beiden Finalstädte hatte Miami schon mit James ’ Wechsel zu den Heat verloren.

Nur in Florida gibt es auf die Frage, wem Fans in den Finals die Daumen drücken, eine klare Mehrheit für die Heat, so eine Web-Umfrage des Sportsenders ESPN. Nicht nur in den USA, selbst die internationalen Nutzer schließen sich dem Trend an. Die meisten Fans würden sich mehr über einen Sieg der Texaner freuen, niemand außerhalb des Sonnenstaats Florida gönnt Miami den Titel. Zu arrogant wirkte das Getöse, mit dem sich Miamis Star-Dreigestirn im Sommer präsentiert hatte.

Chicagos Center Joakim Noah fasste die Stimmung im Land, eine Mischung aus Abneigung und Respekt, ganz einfach zusammen: „Sie sind verdammt Hollywood, aber sie sind ein gutes Team.“ In Miami haben die Fans die landesweite Abneigung gegen das Team der großen Drei als Eifersucht verbucht. Welche Stadt hätte nicht gerne dieses Team? „Noch einen Monat andauernder Hass“, erwartet James. „Dann schauen wir, was passiert.“

Henning Engelage

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