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Basketball: Ohne Egos gegen Brasilien

Die deutschen Basketballer müssen heute gewinnen, sonst ist der große Traum von Olympia schlagartig beendet. Trainer Bauermann warnt vor dem Gegner aus Brasilien.

Über das große Ziel und darüber, was es für ihn und seine Mannschaft bedeutet, will Dirk Bauermann am liebsten gar nicht mehr reden. „Wir wissen, dass es um die Olympiateilnahme geht. Aber deshalb muss man es doch nicht immer wieder betonen“, sagte der Trainer der deutschen Basketballnationalmannschaft gestern in Athen. Je länger sich das deutsche Team in dem Qualifikationsturnier befindet, desto seltener ist das Wort Peking zu vernehmen. Auch heute, im Viertelfinalspiel gegen Brasilien (18.30 Uhr, live im DSF), zählt für Bauermann und sein Team einzig „dieses eine Match und sonst gar nichts“. Die Deutschen müssen heute siegen, sonst ist der große Traum von Olympia schlagartig beendet. Brasilien verlor am Mittwoch das Gruppenspiel gegen Griechenland 69:89, doch Bauermann warnt: „Das wird ein Kampf auf Biegen und Brechen.“ Bei einem Sieg wäre am Samstag Kroatien oder Kanada der nächste Gegner.

Bauermann und seinem Trainerstab, Hansi Gnad, Volker Sticks und Achim Kuczmann, ist es binnen kürzester Zeit gelungen, dass zwölf Spieler sämtliche Vorgaben verinnerlicht haben. Auf persönliche Befindlichkeiten oder alte Verdienste wird dabei keine Rücksicht genommen. „Ego gibt es nicht. Es gibt nur das Team“, beschreibt Spielmacher Pascal Roller die Philosophie von Athen. Mit der unverhofften Einbürgerung von NBA-Profi Chris Kaman sei zwar in der Mannschaftshierarchie einiges durcheinander geraten, „aber selbst das kommt uns nur zugute“, sagt Roller.

Die Stimmung sei trotzdem gut, fügte er schnell hinzu. Es ist eine homogene Zweckgemeinschaft, die sich da zusammengefunden hat. Dass der langjährige Center Patrick Femerling plötzlich von der Bank zusehen muss, wie das Spiel beginnt, nimmt er ohne öffentliches Murren hin. „Egal wo, ich will und werde der Mannschaft helfen und da sein, wo der Trainer mich hinstellt“, sagt der Center von Alba Berlin, der seinen Platz Chris Kaman überlassen musste. Dafür, dass Femerling so überaus widerstandslos in seine Rolle als Ergänzungsspieler gefunden hat, erhält er Lob von allen Seiten. In kaum einem Spieler- oder Trainer-Statement fehlt ein Lob auf den Mannschaftskapitän und Rekordnationalspieler.

Die Trainer arbeiten oft bis tief in die Nacht hinein, um das Team auf den Gegner einzustellen. Die Mannschaft ist dafür überaus diszipliniert und versucht all das gewissenhaft umzusetzen, was ihr auf den Weg gegeben wird. Eine Partie Poker, ein kleiner Spaziergang um das Hotel ist die oft einzige Zerstreuung der Profis. Am spielfreien Tag gestern ging es statt wie sonst üblich zu einem Ausflug mit dem Motto „Land und Leute“ erst in eine Athener Trainingshalle, dann in den Kraftraum und schließlich noch in den Videoraum des Hotels. Dort führte Dirk Bauermann Filmsequenzen über den Gegner aus Brasilien vor. Das Wort Peking kam nicht vor.

Torsten Haselbauer[Athen]

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